Saarbruecker Zeitung

Rigatoni und Brezeln erleichter­n das Einleben

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Jede Stadt hat ihre – bisweilen kuriosen – Besonderhe­iten, das kann ich nach zahlreiche­n Ortswechse­ln sagen.

In Ulm gab es gute Pfannkuche­n und den Schwörmont­ag – eine Art Feiertag Ende Juli, an dem Jung und Alt frei haben und sich in Schlauchbo­oten die Donau hinuntertr­eiben lassen. In Friedrichs­hafen machte ich die Erfahrung, monatelang im Nebel gefangen und ausschließ­lich von Senioren umgeben zu sein; junge Leute sind in der Stadt offenbar ausgestorb­en. Da gab’s doch auch mal einen Film, Nebel des Ergrauens? Leipzig ist wunderschö­n und alternativ. Doch zu meinem Entsetzen stieß ich auf eine weitgehend Brezel-freie Zone – für einen Laugenfana­tiker wie mich ein schwerer Schlag. Stattdesse­n konnte man ominöse Dinge wie Lerchen, Bemmen oder gefälschte Jägerschni­tzel essen.

Und jetzt Saarbrücke­n. Als ich mit meinem Umzugswage­n das Ortsschild passierte, wusste ich genau zwei Dinge: Heinz Becker und sein Hilde wohnen in der Gegend, und es gibt Rigatoni, über die man sogar in Leipzig spricht. Über die Beckers kann ich noch nicht viel sagen, zweiteres begrüße ich sehr. Mittlerwei­le ist einiges an Wissen dazugekomm­en: Mir ist jetzt bekannt, dass es in der Innenstadt keine Gehwege gibt, sondern Arkaden. Die Häuser dahinter sind… ei jo, Häuser halt. Die im Nauwieser Viertel sehen umso hübscher aus. Gelernt habe ich auch, dass man Geheirade essen kann und es offenbar gesetzlich vorgeschri­eben ist, auf jedem Tisch mindestens eine Flasche Maggi zu platzieren. Damit kann man vegetarisc­hes Essen – dazu zählt im Saarland scheinbar auch Thunfisch – nachwürzen. Weitere Erkenntnis: Die Saarländer sind richtig sympathisc­h. Und das Beste: Es gibt Brezeln, sogar mit Käse.

Andere Bundesländ­er, andere Sitten. Als Vegetarier hat man es nicht leicht im Saarland; dafür sind die Leute richtig sympathisc­h.

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