So schön war die Nacht der Modelleisenbahnen.
Der Modelleisenbahnclub hatte zur „langen Nacht der Modelleisenbahn“in die Güdinger Scheune geladen
GÜDINGEN (al) De Welt der Modelleisenbahnen scheint nichts von ihrem Zauber und ihrer Anziehungskraft verloren zu haben. Das zeigte sich am Samstag in Güdingen, wo der Modelleisenbahnclub zur bundesweiten „langen Nacht der Modelleisenbahn“eingeladen hatte.
Schon am Nachmittag war einiges los in der historischen Güdinger Scheune an der Kanalstraße, wo die Hobby-Bahner ihre Anlage liebevoll aufgebaut haben.
Munteres Treiben herrschte in dieser Welt im Miniatiurformat. Kaum hatte eine der Dampfloks, die ja auf dem öffentlichen Schienennetz nicht mehr anzutreffen sind, mit ihren Wagons ihr Ziel erreicht, da machte sich auch schon ein anderer Zug auf den Weg.
Die verschiedensten Arten von Loks und Zügen sind auf den Gleisen in der Güdinger Scheune zu sehen. Oft typische Personen- und Güterzüge aus verschiedenen Epochen, gelegentlich echte Berühmtheiten, wie das gute, alte „Krokodil“, wie die E-Lok nach ihrem Aussehen benannt ist.
Eine kleine Welt für Jung und Alt. „Komm, ich hebe Dich hoch, damit Du besser siehst“, bietet Opa Siegfried Metzler seinem Enkel Erik an. „Boah, was ist denn das, Opa?“, fragt der und deutet auf eine sternförmige Gleisanlage. Klar, dass der Senior das beantworten kann. Auf einer solchen Drehanlage konnten die Real-Eisenbahner Loks aus dem angeschlossenen Lokschuppen auf das Schienennetz fahren lassen. Bei den Güdinger Modelleisenbahnern ist genau zu sehen, wie das funktioniert.
Liebevoll modellierte Landschaften sind da zu sehen. Modellhäuser bilden kleine Orte am Streckenrand, und hier und da spielt sich sogar abseits der Schienen was ab. „Schau, die feiern wohl schon Halloween da in dem Haus“, teilt Eric seinem Opa mit, als sich an einem der bunt blinkenden Fenster eines Spukhauses ein Gespenst blicken lässt.
Die Modelleisenbahner selbst freuten sich über den guten Zuspruch am Veranstaltungstag. Nur zu gerne offenbarte Schatzmeister Wolfgang Bach das Leistungsvermögen der Anlage, die in der Güdinger Scheune sogar durch die Zimmerwand fährt, damit die Modellbauer zwei große Zimmer nutzen können, um sich zu entfalten. „Wir können hier Gleich- und Wechselstrom betreiben, zeitgleich können hier sogar 15 Züge fahren“, sagte Bach. In der Scheune sind sie seit 1999 heimisch. „Davor waren wir im Kirchenasyl“, informiert Bach humorig und berichtet sogleich, wie es dazu kam: „Der damalige Pfarrer Fidelak war auch ein Modellbahnverrückter, der hat uns im Gemeindezentrum ein bisschen Platz gemacht.“
23 Mitgliedern bietet der seit 22 Jahren bestehende Verein Heimat für ihre Leidenschaft. Alle im Alter zwischen 50 und 80 Jahren, wie der Vorsitzende Uwe Denzer einwirft. Einen Jüngeren haben sie auch. Sechs bis acht Mitglieder kümmern sich darum, dass die Anlage läuft. Regelmäßig tagen sie auf Konferenzen, wie die Anlage weiterentwickelt werden soll. Stets werden dabei bestimmte Abschnitte gebildet, die dann auch angegangen werden. Dann debattieren die „Aufbauer“, die „Gleiser“, wie Denzer sie nennt, mit den Technikern und den Zuständigen für die Unterkonstruktion.
An Bach liegt es dann meist, die kostspieligen Wünsche im Rahmen zu halten, schließlich ist er für die Vereinsfinanzen verantwortlich. „Wir haben recht wenige Einnahmen“, sagte der Vorsitzende. Wenn der Kulturverein Güdinger Scheune zu seinen Märkten lädt, wie Ende des Monats zum Herbstmarkt, laden auch die Modelleisenbahner zur Anlagenbesichtigung.
Eintritt fordern sie nur zu ihren Börsen wie am 17. Dezember in der Güdinger Festhalle: „Dieses Mal erstmals mit den Sparten Playmobil und Lego.“Veranstalten sie ein Grillfest oder die Weihnachtsfeier, dann sind auch die Frauen mit dabei: „Weil sie uns das ganze Jahr über gehen lassen.“Ebenso, wenn es auf Vereinsfahrt geht, meist, um die echte Eisenbahnwelt zu erkunden: „Zuletzt waren wir auf der Brohltalbahn bei Koblenz, um dort mit einer Dampflok zu fahren.“