Lise Martin und Didier Sustrac beim SR
SAARBRÜCKEN (red) Das Bistrot Musique öffnet seine Pforten just vor der harten Winterzeit – mit tollen Entdeckungen für eben diese. Die Konzertreihe des Saarländischen Rundfunks bietet seit 1996 die einzigartige Möglichkeit, das Chanson von heute im Doppelkonzert in Deutschland zu erleben – weg von Mainstream und Hitparade, hin zum Anhören und Zuhören. Diesmal sind dabei: Lise Martin und Didier Sustrac.
Lise Martins Mama ist Deutsche, der Papa auch schon mal Bäcker gewesen, man lernte sich in Deutschland kennen, zog in die französische Provinz, in der Nähe von Vichy (was nix heißt), weil es dort eine Waldorfschule gab (was ganz wichtig war). Riesenfamilie (7 Kinder), eine korrekte Schulzeit, ein Studium der Filmwissenschaft. Und immer die Musik.
Mit ihrer Schwester Soizic (auch Poetin) baut Lise nach einem Jahr in einem humanitären Projekt in IndiendieGruppe„Féesd’hiver“(Winterfeen) auf, die – das war 2003 noch nicht so normal – die Pariser Bars anging. Und das mit ihren ruhigen und poetischen Chansons.
Nachdem die Schwester Paris verlassen hat, wird es einige Zeit dauern, bis Lise allein anfängt, ihr eigenes Publikum zu gewinnen. Unterstützt von Nicolas Joseph (einem anderen der heute noch in Deutschland unbekannten Chansonmenschen der derzeitigen Generation), schreibt sie viel – und kann heute zwei CDs aufweisen. Tief gehende Chansons, intelligent, treffend, manchmal düster, begleitet von leicht folkiger Musik. Man denkt an Gainsbourg, Barbara oder Noir Désir. „Malerei, Literatur, Poesie, Philosophie, Psychoanalyse“, schreibt das Chansonmagazin Hexagone.
„Alles mit einem Ziel: Vorankommen im Leben, das heißt sich über sich selbst befragen.“Lise Martin kommt erstmals nach Saarbrücken.
Didier Sustracs Heimat ist die Provence. Seine zweite Heimat Brasilien. In Zeiten, als andere der Rockmusik sich zuwandten, entdeckte er Bossa Nova – vor Ort. Joao Gilberto, Chico Buarque, Baden-Powell, all die anderen – die zu ihm, seinem selbst erlernten Gitarrenspiel, seiner sanften Stimme viel besser passten. Eine Liebe zur südamerikanischen Musik, die er mit Leuten wie Claude Nougaro, George Moustaki, Nino Ferrer oder Pierre Barouh teilte (der Mentor für ihn wurde und auf der neuen CD von Sustrac eine seiner letzten Aufnahmen einsang). Der Weltenbummler Sustrac schreibt auch Romane und viel für seine Kinder (Bücher, Kinderlieder) und entführt mit seinen Chansons auch nach sieben Studio-CDs und einem kleinen und gerne beendeten Ausflug ins Popgeschäft verlässlich weit weg in ein Fantasiereich der Sonne, Poesie, Melancholie oder Lebensfreude, je nachdem. Didier Sustrac kommt erstmals nach Saarbrücken.
Bistrot Musique mit Lise Martin und Didier Sustrac, Saarbrücken, 23. Oktober, Funkhaus Halberg, Studio 1, 20 Uhr, Karten zu 15, ermäßigt 12 Euro bei den bekannten SR-Vorverkaufsstellen