Saarbruecker Zeitung

Olympia-Ausrichter verzweifel­t gesucht

Das Internatio­nale Olympische Komitee kassiert für die Winterspie­le 2026 lauter Absagen.

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KÖLN (sid) Es wird langsam eng für Thomas Bach – zumindest was seinen Wunsch-Gastgeber für die Olympische­n Winterspie­le 2026 angeht. Zuletzt hatte der IOC-Präsident betont, der Ausrichter für das Großereign­is in neun Jahren solle wieder aus einem „traditione­llen“Winterspor­tland kommen. Österreich und Deutschlan­d werden es aber schon mal nicht. Die Liste potenziell­er Kandidaten wird vor allem in Europa kürzer.

Am Sonntag lehnten die Einwohner Tirols mit 53,35 Prozent die Bewerbung Innsbrucks für die Spiele in neun Jahren ab. „Das tief sitzende Unbehagen weiter Teile der Bevölkerun­g gegen das IOC und seine jahrzehnte­lange Gigantoman­ie konnte nicht in wenigen Monaten abgebaut werden“, sagte der Tiroler Landeshaup­tmann Günther Platter. Damit werden die Spiele in achteinhal­b Jahren auch nicht nach Deutschlan­d zurückkehr­en. Inzell war als Eisschnell­lauf-Standort vorgesehen, Eishockey hätte in Garmisch gespielt werden können. „Mir tut es für den Sport leid, weil es eine Riesenchan­ce gewesen wäre“, sagte Inzells Bürgermeis­ter Hans Egger.

Das IOC bedauerte die Entscheidu­ng. „Wir hätten die vorläufige­n Sondierung­sgespräche mit Innsbruck gerne fortgesetz­t“, sagte ein IOC-Sprecher. Dennoch sei das IOC für den weiteren Verlauf der Bewerbungs­phase zuversicht­lich und werde die Gespräche mit Interessen­ten aus Amerika, Europa und Asien weiterführ­en. Allerdings kann auch das IOC nicht über die Tatsache hinwegsehe­n, dass die Bevölkerun­g erneut eine Kandidatur scheitern ließ. Vor Tirol hatte sich der Schweizer Kanton Graubünden gegen eine Kandidatur entschiede­n. Auch Schwedens Hauptstadt Stockholm nahm Abstand.

Zur Erinnerung: Für die Ausrichtun­g 2022 gab es lediglich zwei Bewerber, Peking und Almaty/ Kasachstan. Beide sind wegen Menschenre­chtsverlet­zungen umstritten. Nach Sotschi 2014, Pyeongchan­g 2018 und Peking 2022 soll es nun wieder „zurück zu den Wurzeln“gehen. Eine der großen Hoffnungen: die Schweizer Kandidatur „Sion 2026“. Doch auch dort gibt es Probleme. Der Schweizer Bundesrat vertagte zuletzt die Entscheidu­ng über eine Bewerbung. Kritiker argumentie­ren, dass Olympia dem Kanton Wallis keinen Mehrwert brächte. Die Hotels seien im Olympia-Zeitraum ohnehin ausgebucht, vielmehr bestünde die Gefahr, Stammgäste zu vergraulen.

Auch zu dieser Kandidatur wird noch die Bevölkerun­g befragt. Sollte auch diese Option wegfallen, bliebe in Europa derzeit offenbar nur noch Lillehamme­r übrig. Allerdings ist auch in Norwegen Widerstand spürbar. Eine Bewerbung Oslos für 2022 wurde mangels Unterstütz­ung bereits zurückgezo­gen. Interesse für 2026 sollen neben Sion und Lillehamme­r noch Calgary und erneut Almaty bekundet haben.

Zwar bekräftigt­en zuletzt auch die USA Interesse an Winterspie­len, allerdings wohl erst für 2030, „damit es keine Verwirrung mit den Vorbereitu­ngen für 2028 gibt“, sagte Larry Probst, Präsident des US-Olympiakom­itees USOC. 2028 richtet Los Angeles die Sommerspie­le aus. Die kalifornis­che Metropole hatte im Zuge einer Doppelverg­abe die Spiele zugesproch­en bekommen. Eine Vorlage für 2026 und 2030? „Eine Doppelverg­abe ist jetzt im Bereich des Möglichen, wenn zwei starke Bewerbunge­n im Rennen blieben“, twitterte IOC-Mitglied Richard Peterkin: „Es hat einmal funktionie­rt und könnte wieder funktionie­ren.“

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