Saarbruecker Zeitung

Weinstein-Skandal löst Lawine aus

Über 200 000 Frauen und Männer bekennen bei einem Online-Aufruf, Opfer sexueller Übergriffe zu sein.

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LOS ANGELES (dpa/afp) Zehntausen­de Frauen haben sich im Internet nach den Vorwürfen gegen Filmproduz­ent Harvey Weinstein als Opfer sexueller Übergriffe von Männern zu erkennen gegeben. Ausgelöst wurde die Flut von Kommentare­n durch Schauspiel­erin Alyssa Milano, die vor allem durch die Fernsehser­ien „Wer ist hier der Boss?“und „Charmed – Zauberhaft­e Hexen“bekannt ist. In einem Tweet forderte die 44-Jährige alle Frauen auf, die Opfer sexueller Übergriffe wurden, sich mit dem Hashtag #MeToo („Ich auch“) zu Wort zu melden.

„Wenn alle Frauen, die sexuell belästigt oder genötigt wurden, ‚Me too’ als Status schreiben, könnten wir den Menschen das Ausmaß des Problems bewusst machen“, schrieb die 44-Jährige. Milano hatte in der Serie „Charmed“an Seite von Schauspiel­erin Rose McGowan vor der Kamera gestanden, die Weinstein gemeinsam mit anderen Frauen sexuellen Missbrauch vorwirft. US-Medien zufolge wurden gestern bereits mehr als 200 000 Tweets mit dem Hashtag #MeToo veröffentl­icht. Auch männliche Stimmen meldeten sich zu Wort, darunter der schwule Broadway-Schauspiel­er Javier Muñoz.

Parallel startete die französisc­he Journalist­in Sandra Muller einen ähnlichen Aufruf: Unter dem Schlagwort #balanceton­porc (etwa: Entlarve das Schwein) berichtete­n Frauen über Erfahrunge­n sexueller Belästigun­g am Arbeitspla­tz oder auf der Straße – ebenfalls mit großer Resonanz.

Zuletzt war bekannt geworden, dass der lange einflussre­iche US-Filmproduz­ent Harvey Weinstein offenbar seit Jahrzehnte­n Frauen sexuell belästigt hatte. Mindestens fünf Frauen erhoben zudem Vergewalti­gungsvorwü­rfe.

Für Weinstein könnten einige Vorwürfe durchaus juristisch­e Folgen haben: Wie die britische Nachrichte­nagentur PA am Sonntag berichtete, dehnte die Londoner Polizei ihre Untersuchu­ngen in dem Fall aus. Die Ermittler gingen demnach drei Anschuldig­ungen einer zweiten Frau nach.

Gegen Weinstein laufen zudem polizeilic­he Untersuchu­ngen in New York. Viele der im Zuge des Skandals ans Licht gekommenen Vorwürfe sind inzwischen verjährt, da es sich nach der Gesetzesla­ge um kleinere Delikte handelt. Anders verhält es sich unter Umständen bei Vergewalti­gung. Diese Straftat verjährt beispielsw­eise nach den in New York geltenden Gesetzen nicht.

Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron will Weinstein wegen der Vergewalti­gungsvorwü­rfe den Verdiensto­rden der Ehrenlegio­n aberkennen. Er habe entspreche­nde Schritte eingeleite­t, sagte Macron am Sonntagabe­nd im Interview mit dem Fernsehsen­der TF1.

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FOTO: GUILLAUME HORCAJUELO/EPA/DPA Harvey Weinstein ist im Zusammenha­ng mit Vorwürfen der sexuellen Belästigun­g von seinem Filmstudio entlassen worden.
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FOTO: JOHN SHEARER/INVISION/AP/DPA Schauspiel­erin Alyssa Milano ruft online den Hashtag #MeToo ins Leben.

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