Vorerst keine Zinserhöhung
Wirtschaftsforscher sieht Personalwechsel bei US-Notenbank Fed gelassen
BERLIN Mit dem Jerome Powell soll ein ehemaliger Investmentbanker künftig die US-Notenbank Fed leiten. Was das für Deutschland und den Euro bedeutet, erklärt der Chef des Düsseldorfer Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK), Gustav Horn.
Herr Horn, was ist von Powell als Fed-Chef zu erwarten?
HORN Powell kommt aus der Finanzmarktszene. Vieles spricht dafür, dass er den Kurs der amtierenden Fed-Chefin Janet Yellen fortsetzt. Dieser Kurs ist auf eine langsame Zinserhöhung ausgerichtet. Das heißt, je stärker sich die amerikanische Wirtschaft festigt, und danach sieht es aus, destlo langsamer wird der Zinssatz steigen.
Über Zins-Festlegungen kann die Fed die Entwicklung in der ganzen Welt beeinflussen. Werden auch Sparer in Deutschland wieder mehr für ihr Geld bekommen?
HORN In naher Zukunft noch nicht. Ich schätze, es wird noch etwa zwei Jahre dauern, bevor auch bei uns die Zinsen wieder steigen. Erst dann dürfte die europäische Wirtschaft ebenfalls so gefestigt sein, dass sie das verkraften kann. Vorher müsste das Anleiheprogramm der Europäischen Zentralbank zurück auf Null gefahren werden. Dann wird der negative Einlagenzins bei der Zentralbank auf Null gesetzt. Erst danach kann der Leitzins langsam steigen. Anleger in Deutschland und Europa, die mit dem Wechsel an der Spitze der Fed auf eine schnelle Zinswende hoffen, muss man also enttäuschen.
Steigende Zinsen in den USA machen den Dollar attraktiver. Was heißt das für den Euro?
HORN Die Gemeinschaftswährung wird tendenziell schwächer im Vergleich zur US-Währung. Das ist ja auch ein Grund, warum wir in Deutschland eine Börsenrallye haben. Die Ausfuhren in den Dollar-Raum verbilligen sich. Das ist für die Exportwirtschaft eine gute Nachricht. Damit wird das Wachstum in Deutschland tendenziell stimuliert. Aber auch die Inflationsrate, die europaweit immer noch sehr niedrig ist, dürfte anziehen.
Trump hat auch angekündigt, die Unternehmenssteuern zu senken. Wird Deutschland hier mitziehen müssen?
HORN Im Moment erleben wieder einen massiven Steuersenkungswettlauf für Unternehmen. Nicht nur in den USA, sondern auch in Frankreich und Großbritannien. Ich halte das für sehr bedenklich. Denn dies könnte dazu führen, dass auch der deutsche Staat immer mehr unter Druck gerät, es den anderen Ländern gleichzutun, weil Unternehmen leichter damit drohen können, ihre Zentralen dorthin zu verlagern, wo sie am günstigsten besteuert werden.