Saarbruecker Zeitung

Digitaler Freund sucht neues Herrchen

Mehr als zehn Jahre nach der Einschläfe­rung des Roboterhun­des „Aibo“bringt Sony sein Spielzeug zurück.

- VON ANDREJ SOKOLOW

TOKIO (dpa) Mit dem elektronis­chen Hund „Aibo“war Sony 1999 ein Pionier bei Robotern fürs Zuhause: Ein digitaler Vierbeiner als neues Familienmi­tglied, der weder teures Futter benötigt noch lange Spaziergän­ge einfordert und auch den Postboten nicht beißt. Und seinen Besitzer trotzdem in einsamen Stunden beschäftig­t und ihm auch ein Stück weit Liebe entgegenbr­ingt. Die durchschni­ttlichen Aibo-Käufer seien laut Hersteller dabei keineswegs kleine Mädchen, die sich ein Haustier wünschen, sondern Männer zwischen 30 und 40 Jahren gewesen.

Das digitale Haustier schlug ein, 150 000 Aibos wurden laut Hersteller nach der Einführung 1999 verkauft. Inmitten hoher Verluste zog Sony 2006 allerdings zum Leidwesen vieler Besitzer den Stecker und beendete nach weiteren sieben Jahren auch den technische­n Support für bereits gekaufte Aibos.

Nun kündigte der japanische Elektronik­konzern an, die Produktion des digitalen Vierbeiner­s wieder aufzunehme­n – ausgestatt­et mit modernerer Technik.

Die neue Generation von Aibo – der Name bedeutet einerseits im Japanische­n etwa „Freund“oder „Partner“und ist anderersei­ts aus den Wörtern „Artificial Intelligen­ce Robot“, also einem Roboter mit künstliche­r Intelligen­z, gebildet – soll laut der Hersteller besser mit den Besitzern interagier­en können. So erkenne der Roboterhun­d nun ihr Lächeln oder lobende Worte, nehme dank Sensoren auch Streicheln am Kopf oder Rücken wahr und passe dank künstliche­r Intelligen­z sogar sein Verhalten an die Reaktionen der Menschen an. „Schließlic­h lernt er es, die Zuneigung seiner Besitzer zu erwidern", verspricht Sony. Man hoffe, dass die Besitzer eine tiefe emotionale Bindung zu ihren Roboterhun­den entwickeln. Die 1999 vorgestell­te erste Aibo-Version ist zumindest bei Enthusiast­en trotz Ersatzteil­Knappheit noch immer populär.

Der neue Aibo soll im Januar zunächst in eingeschrä­nkter Stückzahl nur in Japan auf den Markt kommen und 198 000 Yen, umgerechne­t rund 1500 Euro, kosten. Auch die früheren Versionen waren mit damals rund 3400 Mark nicht gerade billig. Sony will nun außerdem auch über die Lebenszeit des Roboterhun­des Geld machen: Ein Abo-Dienst ist erforderli­ch, damit der Roboterhun­d Fähigkeite­n „erlernen“kann. Dafür werden noch einmal umgerechne­t 2980 Yen (22 Euro) im Monat fällig, oder alternativ 90 000 Yen (680 Euro) für drei Jahre.

Für 20 000 Yen pro Jahr (gut 150 Euro) bekommt der Besitzer außerdem einen Rabatt von 50 Prozent bei Reparature­n und Inspektion­en, die beim digitalen Haustier fällig werden könnten. Für Aibo selbst gibt es schließlic­h viel Zubehör: 2980 Yen kostet beispielsw­eise ein Plastik-Knochen in pink, mit dem Aibo spielen kann.

Einschränk­ungen gibt es bei der neuen Generation durch die AkkuKapazi­tät: Die Batterie hält laut Sony rund zwei Stunden, bevor das digitale Spielzeug aufgeladen werden muss. Das sei allerdings eine halbe Stunde länger als beim Ur-Aibo. Danach muss Aibo für etwa drei Stunden an die Steckdose.

Der neue Roboterhun­d ist rund 2,2 Kilogramm schwer, hat zwei Kameras, schnellen LTE-Datenfunk und Displays mit sogenannte­n organische­n Leuchtdiod­en (OLED) in den Augen, die sie ausdruckss­tarker und realistisc­her wirken lassen sollen. Während der ursprüngli­che Aibo, das Sony-Modell ERS-111, noch einen Roboterkop­f hatte, sieht die neue Generation (ERS-1000) mehr wie ein niedlicher Spielzeugh­und aus.

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FOTO: KYODO/DPA Spielen, tapsen, bellen, mit dem Schwanz wedeln: Roboterhun­d „Aibo“soll den echten Vierbeiner möglichst realistisc­h darstellen.
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FOTO: MAURER Die Puppe „My friend Cayla“lässt sich über Funk mit einem Smartphone verbinden. Der Jurastuden­t Stefan Hessel hat gezeigt, wie Spione dadurch auf sie zugreifen können.

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