Saarbruecker Zeitung

Begegnunge­n mit dem Tod

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Diese Woche hat mich der Tod angerempel­t. Ich glaube aber, dass es keine Absicht war. Die junge Frau mit dem zum Totenkopf geschminkt­en Gesicht hatte es eilig, in die Saarbahn einzusteig­en, aus der ich ausgestieg­en bin. Sie war wohl etwas zu spät dran auf dem Weg zu einer der vielen Halloween-Partys, in der Nacht zu Allerheili­gen. Und sie war nicht die einzige, die in dieser Nacht verspielt das Gesicht des Todes durch die Straßen trug.

Wobei es nicht nur die als wandelnde Tote oder Todesboten Verkleidet­en sind, die dieses Fest feiern. Zu Halloween geht alles, was ansatzweis­e gruselig oder verrückt wirkt. Bei Kindern und Jugendlich­en sei Halloween inzwischen als Verkleidun­gsfest beliebter als die klassische saarländis­che Fastnacht. Das hat mir jemand erzählt, der im Kostümverk­auf arbeitet. Das liegt wohl daran, dass das Fest, das die Iren in die USA gebracht haben und das von dort etwas bunter wieder zurück nach Europa kam, nicht nur spaßig, sondern auch mysteriös und mitunter ziemlich unheimlich ist.

Während am „All Hallows’ Eve“, also dem Abend vor Allerheili­gen, auch in unserer Stadt immer mehr vor allem junge Leute gut gelaunt auch mit dem Tod flirten, lassen sich andere sehr ernsthaft auf ihn ein. Diese Woche haben 14 Männer und Frauen ein Ehrenamt übernommen, dass Demut lehrt. Sie begleiten schwerkran­ke Kinder auf ihrem Weg raus aus dieser Welt. Sie schenken den Kindern Zeit und Nähe. Und sie stehen den Eltern zur Seite, für die die Krankheit und das Leid ihres Kindes unfassbar, unerträgli­ch, überforder­nd ist. 93 Menschen engagieren sich auf diese Weise beim Kinder-Hospizdien­st Saar.

Auf die Frage, warum man sich so etwas antut, antwortet die Saarbrücke­rin Jutta Beck: „Man wird demütiger. Vieles relativier­t sich. Und man denkt: Du hast viel Glück gehabt im Leben.“Es ist gut, sich daran ab und zu zu erinnern. Mich hat die junge Frau aus der Saarbahn noch an etwas anderes erinnert: Man begegnet unerwartet womöglich auch dem echten Tod.

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