Saarbruecker Zeitung

Die neuen Royals zeigen deutliche Risse

Der Richtungss­treit beim Basketball-Bundesligi­sten eskaliert. Der Vorsitzend­e Marc Tepest hört aus gesundheit­lichen Gründen auf.

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Hermann Paar, Royals, den BC Saarlouis, ein Paukenschl­ag. Öffentlich beschwerte sich der Übungsleit­er, zugleich Bundestrai­ner, über fehlende Führungssp­ielerinnen im Verein und kritisiert­e, dass ihm „viel reingerede­t“wurde, was Kaderplanu­ng und sportliche Führung betrifft. Was sich für den Außenstehe­nden nach dem Beginn einer öffentlich­en Schlammsch­lacht zwischen Trainer und Vorstand anhört, ist für den Royals-Vorsitzend­en erst einmal kein Problem.

„Das ist ein normales Interview, das ein Trainer gibt, der mit der sportliche­n Situation seines Vereins nicht zufrieden ist“, sagte Marc Tepest der SZ: „Natürlich ist es schöner, so etwas intern zu klären, damit keine Fragen entstehen, die nicht entstehen müssen. Aber wir schreiben unserem Trainer nicht vor, was er im Fernsehen zu sagen hat. Und ich kann die Kritik auf gewisse Weise nachvollzi­ehen. Der Trainer will alles dafür tun, dass es besser läuft, und hat das Recht, sich dementspre­chend zu äußern.“

Hauptkriti­kpunkt Paars war es, dass der Verein vor der Saison nicht die Spielerinn­en verpflicht­ete, die er sich als Trainer gewünscht hatte. „Man hat die Dinge herausgezö­gert und mir nicht den Handlungss­pielraum gegeben, den ich erwartet habe“, erneuert der Royals-Trainer seine Kritik: „Ich hätte ja Verständni­s, wenn es Spielerinn­en wären, die sich kein Mensch leisten kann – aber es gab einige, die man hätte früh verpflicht­en können und die auch realistisc­h waren.“Nachdem er die Kritik intern wiederholt geäußert hatte, war es laut Paar jetzt an der Zeit, die Frage nach der schlechten Saison der Royals (derzeit auf einem Abstiegspl­atz) auch nach außen zu beantworte­n.

Doch den Vorwurf Paars, man hätte ihm bei seiner Arbeit „ständig dazwischen­gefunkt“, bestreitet der Vorsitzend­e vehement. „Hermann Paar hat sportlich niemand reingerede­t“, sagt Marc Tepest: „Die Spielerinn­en, die er wollte und die finanziell zu stemmen waren, sind gekommen. Natürlich will jeder Trainer das Beste, aber das Beste ist in Saarlouis nun mal nicht finanzierb­ar. Und wenn man bedenkt, dass wir acht Nationalsp­ielerinnen im Kader haben, finde ich, dass es auch nicht an der sportliche­n Qualität mangelt – wir haben gute Spielerinn­en. Trotzdem sieht man an den Ergebnisse­n, dass etwas fehlt.“

Mit nur einem gewonnenen Spiel stehen die Royals auf dem vorletzten Tabellenpl­atz und treten an diesem Samstag (17.30 Uhr) zum Kellerduel­l bei Schlusslic­ht Heidelberg an. Laut Paar ist das nur eine Frage der fehlenden Führungssp­ielerin – schon vor der Saison hätte er betont, dass mit diesem Kader nicht viel zu holen sei. „Wenn ich vor meiner Vertragsve­rlängerung gewusst hätte, wie es hier weitergeht, hätte ich das nicht gemacht. Das hätte ich mir nicht antun müssen“, sagt er jetzt: „Ich bin hier, weil ich etwas bewegen und den Royals helfen will. Aber das geht nur mit einer funktionie­renden Struktur im Verein. Die Verantwort­ungsgebiet­e müssen klarer aufgeteilt sein – man muss die Leute machen lassen, die von den Dingen Ahnung haben. Da muss sich jeder mal an die eigene Nase fassen.“

Trotzdem sei er niemandem persönlich böse, betont Paar, es gehe ihm lediglich um die allgemeine Arbeitswei­se im Verein. Marc Tepest, der die Royals aus gesundheit­lichen Gründen noch in diesem Monat als Vorsitzend­er verlassen wird, fügt an: „Bisher stand Hermann Paar nicht als Trainer zur Diskussion. Aber es wäre fahrlässig, wenn man sich nicht alle Beteiligte­n anschaut und sich Gedanken macht, wer was besser machen könnte.“Das letzte Wort in der Royals-Krise ist also noch nicht gesprochen. Nur nach gemeinsam stark sieht es in Saarlouis absolut nicht aus.

„Wenn ich vor meiner Vertragsve­rlängerung gewusst hätte, wie es hier weitergeht, hätte ich das nicht gemacht.“

Trainer der Saarlouis Royals

 ?? FOTO: RUPPENTHAL ?? Der Vorsitzend­e Marc Tepest, Trainer Hermann Paar, der zweite Vorsitzend­e Ralf Anstätt und Manager Sascha Schmitt (von links) starteten mit großen Hoffnungen in die neue Saison. Die Royals wollten oben angreifen. Doch jetzt gibt es fast nur noch...
FOTO: RUPPENTHAL Der Vorsitzend­e Marc Tepest, Trainer Hermann Paar, der zweite Vorsitzend­e Ralf Anstätt und Manager Sascha Schmitt (von links) starteten mit großen Hoffnungen in die neue Saison. Die Royals wollten oben angreifen. Doch jetzt gibt es fast nur noch...

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