Ich hatte einen schönen Traum
Grün-gelbe Generalprobe
Ich hatte einen Traum: Um die Koalitionsverhandlungen zu beschleunigen, schlug Kanzlerin Merkel vor, sich zu einer Klausur zu treffen, die in der Art eines Konklave stattfinden sollte. Also: Keine Kontakte nach draußen, keine Interviews, keine Teilnahme an TalkShows, bescheidene Verpflegung. Da dies in einem bayrischen Kloster stattfinden sollte, war Seehofer sofort Feuer und Flamme. Lindner und Özdemir zögerten zunächst, gaben dann aber auch ihre Zustimmung. Özdemir war von dem Experiment angetan, weil vegetarische Küche vereinbart wurde. Lindner gab nur zähneknirschend sein Handy ab, hoffte aber, dass ihm die Teilnahme am Konklave ein noch positiveres Image verschaffen würde. So tagten die vier also, gaben keine Interviews, nahmen an keiner Talk-Show teil und erfreuten sich an Merkels legendärer Kartoffelsuppe. Nach nur zwei Wochen intensiver Gespräche stieg weißer Rauch aus dem Klosterschornstein: „Habemus Mamam“. Und alles war gut: Lindner checkte seine Mails, Özdemir gönnte sich eine Veggie-Pizza, Seehofer eine Schweinshaxe und ein Weißbier. Merkel verkündete in Telefonaten mit Macron, Putin und sogar Trump die frohe Botschaft. In der anschließenden gemeinsamen Pressekonferenz hieß es, diese Jamaika-Koalition sei „alternativlos“. Da wachte ich auf und die grausame Wirklichkeit hatte mich wieder.
Werner Bernlöhr, Neunkirchen