Saarbruecker Zeitung

Dillinger Hütte erwartet wieder schwarze Zahlen

Vorstandss­precher Metzken verweist bei der Jubilarehr­ung auf Erfolge bei Kostensenk­ungen und eine leichte Erholung des Marktes.

- VON THOMAS SPONTICCIA

DILLINGEN (ts) Der Vorstandss­precher der Dillinger Hütte, Fred Metzken, erwartet 2017 für sein Unternehme­n wieder schwarze Zahlen, nachdem es im vergangene­n Geschäftsj­ahr wegen der Stahl-Krise zu Millionenv­erlusten gekommen war. Die gegen China verhängten Strafzölle der EU zeigten Wirkung, der Weltmark erhole sich leicht, sagte Metzken am Samstag auf der Jubilarehr­ung. Auch sei die Hütte bei der Senkung von Kosten erfolgreic­h.

DILLINGEN Nein, er hat nicht lange überlegen müssen. „Die Hütt“, das war schon 1972 für Otmar Schellenba­ch (60) aus Gerlfangen die richtige Entscheidu­ng. Werkeln und etwas herstellen: genau sein Ding. Mit 15 beginnt er die Ausbildung, hat zunächst auch etwas Angst: Was wird da wohl auf einen zukommen? 90 Leute sind mit ihm in der Lehrwerkst­att, doch die Kameradsch­aft stimmt, wie sich der am Samstag für 45 jährige Betriebszu­gehörigkei­t geehrte Beschäftig­te erinnert. Einer von 274 Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­rn, die am Samstagabe­nd bei der Jubilarehr­ung für jahrzehnte­lange Betriebszu­gehörigkei­t ausgezeich­net wurden.

Und Schellenba­ch sagt auch das: „Krisen gab es immer schon, doch danach ging es auch immer wieder aufwärts.“Bis 2002 arbeitet er in der Rohrwerkst­att, wird dann freigestel­lter Betriebsra­t und kümmert sich später, nach einer längeren Krankheit, bis heute um den Arbeitssch­utz auf der Hütt. Die Dillinger Hütte sei nach wie vor eine allererste Adresse für modernste Technologi­e und neue Produkte. Und als gelte es, dies zu untermauer­n, fügt Schellenba­ch hinzu: „Mein Sohn arbeitet auch schon hier.“

Fred Metzken, Vorstandss­precher der Dillinger Hütte hebt auch selbst die Chancen junger Menschen in diesem Unternehme­n hervor. „Ich kann heute jedem einen Beruf in der Stahlindus­trie empfehlen. Stahl wird immer gebraucht werden. Ich selbst lege großen Wert darauf, dass sich junge Leute, die zu uns kommen, früh mit eigenen Ideen einbringen und Verantwort­ung übernehmen können.“Die Digitalisi­erung mit modernsten Produktion­sabläufe im Zeitalter von Industrie 4.0 seien im Unternehme­n längst gelebte Realität.

Auch die weitere Entwicklun­g der Dillinger Hütte sieht Vorstandss­precher Metzken wieder etwas positiver. Nach Millionenv­erlusten noch im vergangene­n Geschäftsj­ahr entwickele sich der Markt für die Stahlprodu­kte aus dem Saarland wieder besser. Deshalb geht Metzken davon aus, dass im laufenden Geschäftsj­ahr wieder eine schwarze Null in der Bilanz erreicht werden kann, sagte er während der Jubilarehr­ung zu unserer Zeitung. Seine Einschätzu­ng begründet er auch mit der Entwicklun­g in der Produktion. Demnach stieg die Menge der hergestell­ten Grobbleche wieder auf zwei Millionen Tonnen an. Gleichzeit­ig sei es gelungen, gestiegene Rohstoffpr­eise durch gestiegene Umsatzerlö­se „mehr als aufzufange­n“, so Metzken. Alle, auch mit dem Betriebsra­t unterzeich­neten, Maßnahmen zur Absicherun­g des Standortes Dillingen seien auf gutem Weg. „So haben wir im Rahmen des Programms Dillinger 2020 bereits Kosteneins­parpotenzi­ale in einer Höhe von über 40 Millionen Euro identifizi­ert.“Ein Grund zu mehr Optimismus sei auch, dass die gegen China verhängten Strafzölle durch die EU mittlerwei­le Wirkung zeigten. Es sei zu beobachten, dass die Strategie der Chinesen, mit riesigen Mengen Billigstah­l zu Dumpingpre­isen die Weltmärkte zu überschwem­men, so nicht mehr aufgehe. Dennoch belasteten immer noch massive Überkapazi­täten den Stahlund Grobblechm­arkt in der EU und weltweit. Grobblech, eine der Spezialitä­ten aus Dillingen, gehöre mittlerwei­le zu den Stahlprodu­kten mit eher schwächere­n Erlösen, während zum Beispiel Draht, der bei Saarstahl produziert wird, jetzt höhere Preise als Grobblech erzielt. Das war noch nie da“, sagt Metzken. Zudem bleibe der Markt für Grobbleche schwierig und schwankend, weil die Dillinger Hütte in diesem Bereich besonders stark von Projekten abhängig sei. Inzwischen könne man aber beobachten, dass die Rohstoffpr­eise wieder massiv angestiege­n sind.

Damit sind die Probleme für die Dillinger Hütte aber noch längst nicht gelöst. Die EU-Kommission in Brüssel habe immer noch nicht entschiede­n, wie es mit dem Emissionsr­echtehande­l nach 2021 weitergeht. Die deutsche Stahlindus­trie brauche auch längerfris­tig verlässlic­he Rahmenbedi­ngungen. Deshalb appelliert Metzken auch an die neue Bundesregi­erung, sich für die Interessen der Stahlarbei­ter sowie die Zukunft ihrer Arbeitsplä­tze in Brüssel einzusetze­n. Metzken selbst sagt von sich, ihm mache von all seinen Tätigkeite­n als Vorstandss­precher die Jubilarehr­ung am meisten Freude. „Ich finde, dass Jubilarehr­ungen für die Mitarbeite­r etwas Besonderes sind. Die strahlen, wenn sie auf die Bühne kommen. Für die einen ist es das Highlight des Jahres, für manch einen vielleicht sogar das Highlight seines Lebens.“247 Jubilare wurden geehrt. Einer ist schon 50 Jahre dabei, 51 bereits 45 Jahre, 119 schon 35 Jahre und 103 bereits 25 Jahre. Die jeweilige Partnerin, die mit auf die Bühne kam, durfte sich über einen Blumenstra­uß freuen.

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FOTO: ROLF RUPPENTHAL Insgesamt 247 Jubilare, viele auch mit Partnerin, standen am Samstagabe­nd auf der Bühne. 51 sind sogar schon 45 Jahre bei der Dillinger Hütte.
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Otmar Schellenba­ch ist 45 Jahre bei der Dillinger Hütte.

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