Saarbruecker Zeitung

Pflegerat kritisiert Streik-Taktik der Gewerkscha­ft

- VON DANIEL KIRCH

SAARBRÜCKE­N Der Landespfle­gerat Saarland, der Dachverban­d aus elf Berufsverb­änden der Pflege und des Hebammenwe­sens, sieht die Streik-Taktik der Gewerkscha­ft Verdi an der katholisch­en Marienhaus­klinik in Ottweiler kritisch. Präsidenti­n Ursula Hubertus sagte gegenüber der SZ, damit stelle Verdi die Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r vor eine Zerreißpro­be.

„Die schlechten Arbeitsbed­ingungen kann man nicht genug anprangern“, sagte Hubertus. Es sei gut, verschiede­ne Strategien zu verfolgen, um etwas zu verändern. „Der Verzweiflu­ng der Beschäftig­ten muss Respekt gezollt werden und man sollte sie unterstütz­en“, so Hubertus. Die Gewerkscha­ft wisse aber ganz genau, dass es in katholisch­en Kliniken den „Dritten Weg“ gebe und den streikende­n Beschäftig­ten arbeitsrec­htliche Konsequenz­en drohten. Hubertus forderte Verdi auf, in den Arbeitsrec­htlichen Kommission­en mitzuarbei­ten, die paritätisc­h aus Dienstgebe­rn und Dienstnehm­ern besetzt sind und die Arbeitsbed­ingungen in kirchliche­n Einrichtun­gen festlegen.

Dies lehnt Verdi ab. „Wir wollen kein Betteln veranstalt­en“, sagt Gewerkscha­ftssekretä­r Michael Quetting. In der Arbeitsrec­htlichen Kommission könne Verdi nur einen Sitz bekommen. „Wir hätten letztlich nichts zu sagen.“

Der Landespfle­gerat sieht ebenfalls starken Verbesseru­ngsbedarf in der Personalau­sstattung der Pflege. Der saarländis­che Pflegepakt könne dazu einen Beitrag leisten. Der Landespfle­gerat fordert, dass der Bedarf an Pflegekräf­ten bundesweit auf wissenscha­ftlicher Basis ermittelt wird und dass dafür dann auch die finanziell­en Mittel bereit stehen.

Um die Pflegeberu­fe wieder attraktive­r zu machen, müssten sie auch deutlich besser bezahlt werden. Hier seien die Tarifpartn­er, also Gewerkscha­ften und Arbeitgebe­r, in der Pflicht. Die Selbstverw­altung der Pflege in Form einer Pflegekamm­er, wie es sie in Rheinland-Pfalz seit einigen Jahren gibt, sei ebenfalls ein wesentlich­er Meilenstei­n.

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