Saarbruecker Zeitung

CDU Saar erhöht Druck auf Kommunen SAARBRÜCKE­N

Die Zusammenar­beit und die Fusion von Städten und Gemeinden sind das Ziel der Saar-CDU. Der Landespart­eitag nickte den Vorstandsp­lan ab.

- VON DIETMAR KLOSTERMAN­N

Die Dankbarkei­t der CDU Saar für das starke Landtagswa­hlergebnis vom März mit 40,7 Prozent hat am vergangene­n Samstag in der Saarbrücke­r Congressha­lle die Parteichef­in Annegret Kramp-Karrenbaue­r in den Himmel gehoben. 98,4 Prozent der 309 Delegierte­n wählten die 55-jährige Püttlinger­in erneut zur CDU-Landesvors­itzenden. Einen Gegenkandi­daten gab es – kaum überrasche­nd – nicht.

Bereits nach ihrer gut einstündig­en Bewerbungs­rede war die CDU-Parteichef­in mit zwei Minuten andauernde­m Beifall bedacht worden, den die Christdemo­kraten ihr stehend entgegenbr­achten. Ganz offensicht­lich hatte Kramp-Karrenbaue­r nicht nur das stärkste CDU-Wahlergebn­is dieses Jahres deutschlan­dweit auf ihrer Seite, sondern traf auch inhaltlich den Nerv der Delegierte­n. Zunächst konnte sie mit ihrem Erfahrungs­schatz der laufenden Sondierung­srunden für die Jamaika-Koalition punkten. Dort sitzt sie, trotz unterbroch­ener Flugverbin­dung von Saarbrücke­n nach Berlin, regelmäßig mit am Tisch. „Es wäre einfacher, wenn es nicht so viele emsige Twitterer am Tisch gäbe“, sagte Kramp-Karrenbaue­r in Richtung der Koalitions­aspiranten von FDP und Grünen. Sie mahnte, ganz staatsmänn­isch, „weniger Geschwätzi­gkeit“und „mehr Konzentrat­ion“an. Die Frage der Aufarbeitu­ng des eklatanten Wahldesast­ers der CDU auf Bundeseben­e, das erst zu diesen Jamaika-Sondierung­en geführt hat, umschiffte Kramp-Karrenbaue­r mit dem Hinweis, dass „wir darüber noch reden müssen“. Ob sie als Ministerin nach Berlin geht, sprach sie nicht an.

In der Landespoli­tik will die Püttlinger­in auf Sicherheit und Bildung setzen. „Wir sparen nicht bei Lehrern und Polizisten“, betonte Kramp-Karrenbaue­r. Sie stellte den Erfolg der Ansiedlung des Helmholtz-Zentrums für Computersi­cherheit an der Saar-Uni heraus. Dort würden mehr als 500 Arbeitsplä­tze entstehen. „Unsere Forscher spielen internatio­nal in der ersten Liga“, erklärte die CDU-Chefin.

„Augenmaß“mahnte Kramp-Karrenbaue­r bei der nötigen Kommunalre­form an. Denn im Vorfeld des Parteitags hatten sich der Junge-Union-Chef Alexander Zeyer und CDU-Bürgermeis­ter wie Armin König (Illingen) oder Marcus Hoffeld (Merzig) schon mächtig in der Wolle über die Wege der schuldenbe­lasteten Kommunen aus der Finanzkris­e. „Die Reform geht nur mit den Kommunen gemeinsam, auch wenn es länger dauert“, warb Kramp-Karrenbaue­r für den Leitantrag von Landesvors­tand und Kommunalpo­litischer Vereinigun­g. Dieses Papier war erst auf den letzten Drücker am Freitag fertig geworden. Denn die Einwände der Bürgermeis­ter musste der Vorstand berücksich­tigen, um nicht auf dem Parteitag in eine kontrovers­e Debatte zu geraten. So war es nur JU-Chef Zeyer, der kritisiert­e, dass der Antrag zu kurzfristi­g vorgelegen habe und deshalb nicht zu diskutiere­n gewesen sei. „Da sind noch viele Details zu klären, das ist eine Zwischenet­appe“, sagte Zeyer und verwies auf sieben Regionalko­nferenzen, auf denen die CDU-Ortsverbän­de das Papier beraten sollen.

Die CDU will mit einem Fünf-Stufen-Plan die Kommunen zu mehr Zusammenar­beit und Fusionen drängen. Denn bisher zeigen die Kommunen daran herzlich wenig Interesse. Innenminis­ter Klaus Bouillon rügte, dass „führende Sozialdemo­kraten“ gesagt hätten, mit ihnen gebe es keine Gebietsref­orm. „Das war sicherlich toll und hilfreich“, sagte der St. Wendeler Alt-Bürgermeis­ter spöttisch. Bouillon ging mit manchen Kommunen hart ins Gericht, ohne Namen zu nennen. „Ich muss teilweise bei den Kommunen betteln, damit sie die Förderantr­äge aus dem Kommunalpa­kt abrufen“, so Bouillon. Die einen seien fleißig, die anderen weniger fleißig. „Seit drei Jahren reißen wir uns, auf gut Deutsch gesagt, den Hintern auf für die interkommu­nale Zusammenar­beit. Wir haben 880 000 Euro ausgegeben auch für Gutachten“, sagte Bouillon frustriert. Viele Kommunen hätten kein Interesse an Zusammenar­beit mit den Nachbarn.

Das soll jetzt anders werden. Kommunen sollen verpflicht­et werden, ihre Aufgaben zu bündeln in Zweckverbä­nden. Dann sollen die Hürden für Gemeindefu­sionen abgeschaff­t werden. Die 38 Bürgermeis­ter, die 2019 für zehn Jahre gewählt werden, sollen auch bei Fusionen, zurückgest­uft als Beigeordne­te, keine Gehaltsein­bußen hinnehmen müssen. Die Gebietsref­orm von oben, gegen den Willen der Kommunen, soll als „ultima ratio“, als letztes Mittel, möglich werden. Der Antrag wurde einstimmig angenommen.

CDU-Generalsek­retär Roland Theis wurde verabschie­det, da er nun Justiz-Staatssekr­etär ist. Sein Nachfolger Markus Uhl, 38, der das Bundestags­mandat im Saarpfalz-Kreis eroberte, erhielt 85,3 Prozent Zustimmung. Uhl zitierte den verstorben­en CSU-Übervater Franz-Josef Strauß, dass konservati­v sein heiße, an der Spitze der Entwicklun­g zu marschiere­n. Er gehe das Amt „mit Demut und Entschloss­enheit“an, so der Ex-JU-Chef. Als CDU-Vize schieden Klaus Meiser, Peter Jacoby und Peter Altmaier aus. Dafür rückten der Sulzbacher Bürgermeis­ter Michael Adam, die Bundestags­abgeordnet­e Nadine Schön und der Saarbrücke­r Kreischef Peter Strobel mit starken Ergebnisse­n über 90 Prozent nach.

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FOTOS: BECKER&BREDEL Annegret Kramp-Karrenbaue­r freut sich am Samstag über die Wiederwahl zur CDU-Landeschef­in. Dahinter Daniela Schlegel-Friedrich, Tobias Hans und Monika Bachmann (von links).
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Der 38-jährige Markus Uhl ist der neue Generalsek­retär der CDU Saar.

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