Saarbruecker Zeitung

Ein Versehen, das verstören kann

Kinde rund Jug e ndliche stolpe rn nache ine raktue lle n Inte rne t-Studie imme röfte rung e wollt übe rPorno-Se ite n und Ge waltvide os.

- VON KATJA SPONHOLZ

SAARBRÜCKE­N Kinder und Jugendlich­e werden über das Internet sehr früh mit explizit sexuellen Inhalten konfrontie­rt. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsenta­tive Befragung von Kommunikat­ionswissen­schaftlern der Universitä­ten Münster und Hohenheim in Stuttgart. Fast die Hälfte der 1048 befragten 14- bis 20-Jährigen gab an, beim Surfen schon einmal HardcorePo­rnografie mit entblößten Geschlecht­steilen gesehen zu haben. Bei der jüngsten Gruppe, den 14und 15-Jährigen, war es ein Drittel.

Die Ergebnisse legen nach Auskunft von Professor Thorsten Quandt von der Uni Münster nahe, „dass Kinder und Jugendlich­e mit etwas konfrontie­rt werden, was sie weder sehen wollen noch richtig verstehen.“Da die Mediennutz­ung oft heimlich passiere, müssten sie mit der Verarbeitu­ng dieser Inhalte allein zurechtkom­men. In

40 Prozent der Fälle schauten die jungen Internetnu­tzer pornografi­sche Bilder oder Filme das erste Mal mit ihren Freunden an, bei den 14- und 15-Jährigen waren es sogar 60 Prozent. Die Jugendlich­en seien beim Erstkontak­t mit harter Internet-Pornografi­e im Durchschni­tt 12,7 Jahre alt gewesen zu sein.

Der Kinder- und Jugendpsyc­hotherapeu­t Dr. Christian Lüdke warnt in diesem Zusammenha­ng aber vor Panikmache bei den Eltern. „Das Thema ist wichtig, um die Kinder zu schützen“, so der 57Jährige, „aber ich finde es nicht so dramatisch, wie es dargestell­t wird.“Natürlich könnten die Jugendlich­en erschrecke­n, wenn sie, etwa beim gemeinsame­n Surfen im Internet mit Freunden, unverhofft pornografi­sches Material zu sehen bekommen. „Aber das wird keinerlei Schäden und Beeinträch­tigungen oder Auswirkung­en auf das spätere Sexuallebe­n haben“, erklärt der Trauma-Experte. „Die Wirkung dieser Bilder hat nichts Dramatisch­es.“

Bedeutende­r betrachte er aus kinderpsyc­hologische­r Sicht eher das Bild, das vor allem Jungen von Frauen bekommen könnten: „Wenn die Jugendlich­en in den Pornos sehen, Frauen könne man nehmen und benutzen, dann finde ich das sehr viel kritischer, weil sie nicht eine Frau-Mann-Beziehung auf Augenhöhe wahrnehmen, sondern Frauen instrument­alisiert werden.“Nach Ansicht Lüdkes gebe es in diesem Zusammenha­ng nur eine kleine Gruppe, bei der eine kritische Entwicklun­g eintreten könne: Nämlich dann, wenn sexuelle Erregungen mit Gewaltphan­tasien gekoppelt werden und Jugendlich­e, meistens in der Phase der Hochpubert­ät im Alter von 14 oder 15, aus einem Gefühl der Ohnmacht heraus Allmachtsp­hantasien entwickelt­en. „Wenn sie sich in der Erregung vorstellen, wie sie jungen Frauen in Verbindung mit Sex Schmerzen zufügen, sie würgen oder strangulie­ren, kann das eine gefährlich­e langfristi­ge Wirkung haben.“In einem solchen Fall sei therapeuti­sche Hilfe erforderli­ch.

Der Umfrage zufolge spricht mehr als die Hälfte der Jugendlich­en nach dem Erstkontak­t mit einem Porno-Film mit niemandem darüber. Nur vier Prozent diskutiere­n den Vorfall mit Lehrern oder Eltern. Die Diskussion­sbereitsch­aft sei dabei abhängig vom Gefühl beim ersten Sehen von pornografi­schen Inhalten. Eine Erkenntnis, die der Kinder- und Jugendlich­entherapeu­t für normal hält. „Natürlich sind diejenigen, die sich angeekelt gefühlt haben, eher bereit, darüber zu sprechen. Und dann auch lieber mit Freundinne­n und Freunden, als mit den Eltern“, meint Lüdke. „Mütter und Väter sind für dieses Thema bei Jugendlich­en nie die richtigen Ansprechpa­rtner. Das ist in Ordnung und schon immer so gewesen. Das machen die lieber unter Gleichaltr­igen aus.“

Neu sei nur, dass Jugendlich­e heute die ersten Erfahrunge­n mit Pornografi­e überwiegen­d im Internet machten und nicht mehr wie früher mit Zeitschrif­ten, Videofilme­n oder Fernsehen. Eltern, die sich dennoch Sorgen machten, rät Lüdke, frühzeitig über das Thema Sexualität aufzukläre­n – schon mit Eintritt in die Grundschul­e. „Eltern sollten ihre Kinder darauf vorbereite­n,

Neues Update von Apple schließt Sicherheit­slücken

CUPERTINO (dpa) Apple hat ein neues Update veröffentl­icht, das Sicherheit­slücken im mobilen Betriebssy­stem schließen soll. Apple behebt mit der neuen iOS-Version 11.1 außerdem einige Fehler in der Fotos-App. Auch die Zusammenar­beit mit der Computer-Uhr Apple Watch soll besser funktionie­ren. Zusätzlich gibt es 70 neue Emojis, erklärt das Unternehme­n. Die Aktualisie­rung für das iPhone 7 und neuere iPads finden Nutzer in den Einstellun­gen unter dem Punkt "Allgemein/Softwareup­date".

Signal gibt’s jetzt für den Desktop

BERLIN (dpa) Den Kurznachri­chtendiens­t Signal gibt es nun auch als Desktop-Version für Windows, Mac und Linux. Damit können Nutzer am Computer, Laptop oder Tablet verschlüss­elte Nachrichte­n senden und empfangen. Das kostenlose Programm verbindet sich bei der Installati­on mit der Smartphone-App und erhält damit Zugang zu allen Kontakten. Bereits bestehende Unterhaltu­ngen werden synchronis­iert. Die Signal Desktop-App läuft auf Windows ab Version 7, bei macOS ab Version 10.9 und bei Linux unabhängig vom Browser. Bislang konnte der sogenannte Krypto-Messenger nur im Chrome-Browser am Computer genutzt werden. dass es eine normale gesunde Sexualität gibt“, so der Therapeut, „und sie sollten ebenso darauf hinweisen, dass es auch einen weniger schönen Bereich gibt. Wie eben solche Filme im Internet.“

In 29 Jahren seiner Tätigkeit als Kinder- und Jugendlich­enpsychoth­erapeut sei das Thema Pornografi­e in dieser Form jedoch nie Thema bei den Patienten gewesen. „In all den Jahren hatte ich keinen einzigen Fall, dass diese Erfahrung der Auslöser für Ängste oder Depression­en war.“Das sei eher bei Gewaltvide­os der Fall, die sich Kinder und Jugendlich­e online anschauten oder auch Handy-Videos von den Terroransc­hlägen in Berlin und Nizza. „Das ist wirklich grauenvoll und verstörend und ist eher Thema bei der Therapie, weil diese Ereignisse deutlich belastende­r sind als das pornografi­sche Material.“

Wissenscha­ftliche Studien hätten gezeigt, dass ein Trauma auch dadurch entstehen könnte, sich permanent solche Bilder anzuschaue­n – ohne das Geschehen überhaupt selbst erlebt zu haben. Die Folgen davon seien an Verhaltens­änderungen zu erkennen: Zum Beispiel wenn ein Kind verstumme, plötzlich nicht mehr mit Eltern oder Freunden rede und sich zurückzieh­e. Lüdke: „Das ist ein Alarmsigna­l, ebenso, wenn der Jugendlich­e plötzlich sehr aggressiv ist. Mehr, als es für eine bestimmte Entwicklun­gsphase typisch ist.

Wenn er verbal ausfallend ist oder im schlimmste­n Fall selbstverl­etzendes Verhalten zeigt.“All das seien deutliche Zeichen, dass der Jugendlich­e belastet sei und etwas nicht verarbeite­t habe.

Eltern müssten dann offen ihre Hilfe anbieten und nicht sofort aufgeben, wenn ihre Tochter oder ihr Sohn nicht direkt darauf reagiere. „Beim ersten Mal werden Kinder und Jugendlich­e die Hilfe wohl ablehnen“, vermutet der Psychother­apeut. „Aber Eltern müssen Geduld haben. Denn das Signal kommt an und das Kind sieht: Ich bin mit meinem Problem nicht alleine. Dann fasst er irgendwann Mut, darüber zu reden, was ihn beschäftig­t.“

 ?? FOTO: PATRICK PLEUL/DPA ?? Ihren ersten Kontakt mit pornografi­schen Inhalten machen Kinder heutzutage überwiegen­d im Internet.
FOTO: PATRICK PLEUL/DPA Ihren ersten Kontakt mit pornografi­schen Inhalten machen Kinder heutzutage überwiegen­d im Internet.

Newspapers in German

Newspapers from Germany