Saarbruecker Zeitung

Aktionsbün­dnis tagt in Saarbrücke­n

Vertreter verschulde­ter Städte treffen sich in St. Johann. Sie fordern mehr Unterstütz­ung vom Bund.

- Produktion dieser Seite: Martin Rolshausen, Jörg Wingertsza­hn Alexander Stallmann

SAARBRÜCKE­N (red) Das Aktionsbün­dnis „Für die Würde unserer Städte“tagt am Donnerstag, 9. November, von 10 bis 13 Uhr im Festsaal des Rathauses St. Johann. Wie die Stadt mitteilt, kämpfen in dem Bündnis 70 unterfinan­zierte und hochversch­uldete deutsche Städte für eine bessere Finanzauss­tattung und eine Entschuldu­ng bei Bund und Ländern. Hochrangig­e Vertreter aus den Städten, Politiker und Wissenscha­ftler kommen zu der Tagung nach Saarbrücke­n.

Das ursprüngli­ch in Nordrhein-Westfalen gegründete Bündnis ist mittlerwei­le in ganz Deutschlan­d aktiv und habe in den letzten Jahren enorm an Bedeutung gewonnen: Insgesamt 70 Städte aus acht Bundesländ­ern mit mehr als neun Millionen Einwohnern nehmen daran teil. Zu den beteiligte­n Städten zählen neben der Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n und Völklingen im Saarland auch Kommunen aus Rheinland-Pfalz wie Trier, Kaiserslau­tern oder Pirmasens.

Die wirtschaft­liche Situation der an dem Bündnis beteiligte­n Kommunen sei dramatisch: Zahlreiche Städte haben keine Chance, sich aus eigener Kraft aus dem Schuldenti­ef zu befreien. Die Ursachen für die Finanzmise­ren seien vielschich­tig. Durch rechtliche und politische Vorgaben des Bundes und der Länder müssten die Städte seit Jahren viele Aufgaben übernehmen und bezahlen.

Auch die Landeshaup­tstadt Saarbrücke­n sitzte auf einem Schuldenbe­rg, die Stadt sei auf rasche Entschuldu­ng angewiesen. Allein im Jahr 2017 fehlen im Haushalt rund 30,4 Millionen Euro, rund 36 Millionen Euro muss die Stadt für Zinsen ausgeben. Zudem sind die Ausgaben für die Regionalve­rbandsumla­ge mit den Sozialkost­en über die letzten Jahre enorm gestiegen und liegen bei rund 150 Millionen Euro auf anhaltend hohem Niveau. Die Gesamtvers­chuldung liegt derzeit bei rund 1,1 Milliarden Euro. In den vergangene­n 15 Jahren habe die Stadt durch strukturel­le Veränderun­gen rund 96 Millionen Euro einsparen können. Diesen Sparkurs wolle die Landeshaup­tstadt auch in Zukunft fortsetzen. Der 2017 bis 2022 fortgeschr­iebene Sanierungs­haushalt sehe weitere strukturel­le Haushaltsv­erbesserun­gen von rund 26,4 Millionen Euro vor. Ohne die Lasten aus früheren Jahren könnte Saarbrücke­n nach Angaben der Stadt einen Überschuss von 5,1 Millionen Euro ausweisen. Die Altschulde­n stellten das größte Problem dar. Das gesamte Saarland befindet sich schon seit vielen Jahren in einer Haushaltsn­otlage. Der aktuelle Schuldenst­and des Saarlandes liegt bei rund 14 Milliarden Euro.

Die Lage der Kommunen sei jedoch nicht aussichtsl­os. Die Saarbrücke­r Oberbürger­meisterin Charlotte Britz sagt: „Wir werden ohne Unterstütz­ung des Bundes keine Lösung für unsere Altschulde­nproblemat­ik finden, das ist mittlerwei­le in weiten Kreisen anerkannt.“Die im Grundgeset­z verankerte Gleichwert­igkeit der Lebensverh­ältnisse in Deutschlan­d müsse bundesweit in allen Kommunen wieder hergestell­t und dauerhaft gesichert werden. Es dürfe keine Zwei-Klassen-Gesellscha­ft von armen und reichen Städten geben. Man sei im Bündnis für die Würde unserer Städte inzwischen so weit vorangekom­men, dass die Fraktionen im Bundestag zugesagt haben, in einer Kommission mit dem Aktionsbün­dnis für die Wiederhers­tellung gleichwert­iger Lebensverh­ältnisse zu sprechen.

Deshalb werden sich die an der Saarbrücke­r Kommunalko­nferenz beteiligte­n Experten erneut zu den Erwartunge­n und Forderunge­n an den Deutschen Bundestag und die künftige Bundesregi­erung äußern. Zudem ist die Unterzeich­nung einer „Saarbrücke­r Resolution“zur Gleichheit der Lebensverh­ältnisse geplant.

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