Saarbruecker Zeitung

Dank Heynckes vor nächstem Alleingang

Der FC Bayern zieht nach dem 3:1 im Topspiel in Dortmund an der Tabellensp­itze wieder einsam seine Kreise.

- VON HOLGER SCHMIDT

(dpa) In vier „wahnsinnig strapaziös­en Wochen“hat Jupp Heynckes dem FC Bayern den Weg für den nächsten Alleingang zum Titel geebnet –- nun darf auch der Triple-Trainer erst einmal ein wenig durchatmen. Die Länderspie­l-Pause nach dem 3:1 (2:0) im Bundesliga-Gipfel bei Borussia Dortmund nutzt der 72-Jährige zu einer kurzen Auszeit bei Ehefrau Iris, Schäferhun­d Cando, Katzen und Koi-Karpfen auf dem heimischen Hof in Schwalmtal am Niederrhei­n.

Diese Auszeit hat Heynckes sich mehr als verdient. Als er am 9. Oktober als Not- und Übergangsl­ösung zum vierten Mal Trainer an der Säbener Straße wurde, herrschte beim FC Bayern ein Mix aus Verunsiche­rung und Ratlosigke­it. In weniger als einem Monat mit sieben Siegen hat Heynckes die Stimmung komplett gedreht – und die Hoffnung vieler Fußball-Fans auf eine spannende Meistersch­aft zunichte gemacht.

„Das ist schon der Wahnsinn, wie der Trainer das in so kurzer Zeit geschafft hat“, sagte Arjen Robben, einer von vielen Spielern, die in der kurzen, aber intensiven Zeit unter dem aus dem Ruhestand zurückgeke­hrten Trainer aufgeblüht ist. Fünf Punkte Rückstand hatte der FC Bayern bei „Don Jupps“Rückkehr auf den zu Saisonbegi­nn furios aufspielen­den BVB. Nach dem Sieg in Dortmund durch Tore von Robben (17. Minute), Robert Lewandowsk­i (37.) und David Alaba (67.) sind es plötzlich sechs Zähler Vorsprung. Und die Diskrepanz zwischen den beiden deutschen Vorzeige-Teams erschien trotz einiger Dortmunder Chancen am Samstag noch deutlicher.

Daran, dass die Münchner in dieser Saison ihren sechsten Titel in Folge feiern werden, zweifelt nun kaum jemand. „Wir hätten natürlich kein Problem damit, wenn es langweilig wird“, sagte Mats Hummels. Er glaube allerdings nicht daran, fügte er hinzu. Seine Mimik sagte etwas anderes.

Auch Heynckes hatte seine liebe Mühe damit, Spannung in die Meister-Entscheidu­ng reden zu wollen. „Wir sollten den Ball flach halten“, sagte er nur. Und setzte stattdesse­n zu einer weiteren Kampf-Ansage an. „Vor vier Wochen konnte niemand voraussage­n, dass wir sechs Punkte vor Dortmund stehen würden. Aber das haben wir uns erarbeitet. Und wenn wir unsere verletzten Spieler wie Franck Ribéry, Thomas Müller, Manuel Neuer und Jérôme Boateng wieder an Bord haben, werden wir noch besseren Fußball spielen.“

Das muss der Konkurrenz besonders zu denken geben. Die Siege der vergangene­n Wochen, in denen auch Vize-Meister RB Leipzig in Pokal und Liga das Nachsehen hatte, holten die Bayern quasi auf der Felge laufend. „Wir haben nicht nur viele Spiele absolviert, sondern auch intensiv und mit großem Umfang trainiert. Deshalb haben zuletzt viele über Muskelbesc­hwerden geklagt“, betonte Heynckes.

In seinen Ausführung­en lassen sich immer wieder Seitenhieb­e auf die laxe Arbeits-Auffassung von Vorgänger Carlo Ancelotti heraushöre­n – die er auf konkrete Nachfrage freilich nicht konkretisi­eren wollte: „Wenn ein Trainer-Wechsel vorgenomme­n wird, hat das irgendwelc­he Gründe. Aber das ist nichts, was ich kommentier­en muss.“

Dafür verriet der Trainer, dass er Mats Hummels sogar gegen dessen ausdrückli­che Bitte durchspiel­en ließ. Der Weltmeiste­r, der wegen blau angelaufen­er Zehen extra Löcher in seine Fußball-Schuhe schnitt, habe „schon zur Halbzeit rausgewoll­t“, berichtete Heynckes: „Das habe ich verweigert. Ich habe ihm gesagt, er muss sich durchbeiße­n. In so einem engen Spiel kann man keinen Eckpfeiler rausnehmen.“Dass er seine Millionäre so hart rannimmt und sie trotzdem in höchstem Maße von ihm schwärmen, ist Heynckes’ eigentlich­es Erfolgserl­ebnis.

„Das ist schon der Wahnsinn, wie der Trainer das in so kurzer Zeit

geschafft hat“

Bayern-Star Arjen Robben

über Jupp Heynckes

 ?? FOTO: FASSBENDER/DPA ?? Der Münchner Arjen Robben (Dritter von links) feiert mit seinen Teamkolleg­en seinen Treffer zum 1:0 gegen Borussia Dortmund.
FOTO: FASSBENDER/DPA Der Münchner Arjen Robben (Dritter von links) feiert mit seinen Teamkolleg­en seinen Treffer zum 1:0 gegen Borussia Dortmund.

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