Die Helden des cineastischen Alltags
Neu im Kino: „Justice League“von Zack Snyder – Lahmes Heroenkollektiv auf Sinn- und Verstandssuche
Regisseur Zack Snyder macht dort weiter, wo er mit seiner grottigen Doppelshow „Batman vs Superman“im letzten Jahr aufgehört hat.
Zu Beginn des Filmes trauert die Welt um Superman (Henry Cavill), der im Zuge des Hahnenkampfes mit seinen Konkurrenten Batman ums Leben gekommen ist. Natürlich wittert das Böse nach dem Abgang des Universalretters seine Chance.
Der missgelaunte Steppenwolf tritt mit einer Heerschar von blutrünstigen Riesen-Moskitos auf, um zu tun, was Männer seines Formats eben tun: die Welt vernichten. Batman (Ben Affleck) stellt ein Team zusammen, das tun soll, was Helden eben tun: die Vernichtung der Welt verhindern. Mit von der Partie sind neben Won- der Woman (Gal Gadot), der Hochgeschwindigkeits-Bubi „The Flash“(Ezra Miller), der muskulöse Meeresgott Aquaman (Jason Momoa) sowie der mit krypton’scher Hochtechnologie aufgepeppte Cyborg (Ray Fisher). Cyborg gehört der „Justice League“an.
Eine gefühlte Ewigkeit hält sich Snyder mit der Rekrutierungsphase auf und kann dann mit seiner Vollversammlung nichts anfangen. Null Gruppendynamik im Heldenkollektiv, was logisch ist, weil man dafür ja schlüssige Figurencharakterisierung bräuchte. Nach ein paar zerdehnten Scharmützeln ist klar, dass auch die geballte Kraft des Kollektivs dem ekligen Steppenwolf nicht beikommt. Da passt es gut, dass tote Superhelden nie mausetot sind.
Strohdummes Drehbuch, hölzerne, humorlose Dialoge, die für ein Team-Unternehmen unproduktive Fixierung auf einen Obersuperheld, das Kinn von Ben Affleck, das unvorteilhaft unter der Batman-Maske hervorlugt – „Justice League“hat viele Probleme, aber das größte heißt Zack Snyder. Der Mann kann einfach nur Macho und Digital-Krawall und das ist mittlerweile selbst im Superhelden-Gewerbe zu wenig. Da ist es nur symptomatisch, dass „Wonder Woman“nach ihrem furiosen Solo-Start unter der Regie von Patty Jenkins nun unter Snyders Regentschaft zur Psychotante herunter gedimmt wird. Während die Amazone darüber sinnieren muss, dass sie zwar zur Kämpferin aber nicht zur Anführerin geboren ist, wird wenig später der kühlschrankgroße Brustkorb des führungswilligen Erlösers (Name der Redaktion bekannt) leuchtend ins Bild gesetzt wird. Komm schon, Zack, ernsthaft?
USA 2017, 120 Min.; Regie: Zack Snyder; Darsteller: Ben Affleck, Gal Gadot, Ezra Miller, Henry Cavill.