Saarbruecker Zeitung

„Wir können über alles reden“

Der Justizmini­ster verteidigt die Bewegung seiner Partei in der Koalitions­frage.

- DIE FRAGEN STELLTE ULRICH BRENNER

Herr Maas, Sie haben nun zu erkennen gegeben, gesprächsb­ereit für eine Regierungs­bildung zu sein. Warum hat die SPD-Führung am Montag das Gegenteil beschlosse­n, offenbar mit Ihrer Stimme?

MAAS: Wir haben auch gesagt, dass wir bereit sind, die schwierige Lage mit den anderen Parteien und den Verfassung­sorganen zu erörtern. Die SPD ist sich ihrer Verantwort­ung vollständi­g bewusst. Sie können jedoch nicht erwarten, dass wir jetzt innerhalb weniger Tage den Scherbenha­ufen beseitigen, den uns die Jamaika-Parteien vor die Haustür gekippt haben. Wir sollten nicht vergessen, dass es die parteipoli­tischen Egoismen der gescheiter­ten Jamaika-Verhandler waren, die unser Land in diese Lage gebracht haben.

Einige in der SPD bringen jetzt die Tolerierun­g einer Minderheit­sregierung der Union ins Spiel?

MAAS: Grundsätzl­ich können wir über alles reden und sollten nichts von vornherein ausschließ­en. Mich persönlich haben allerdings bislang die Argumente für eine Minderheit­sregierung nicht wirklich überzeugt. Wir dürfen nicht riskieren, dass Deutschlan­d am Ende handlungsu­nfähig wird, weil keine Mehrheiten mehr zustande kommen, oder weil man von den Stimmen der AfD abhängig wird.

Sie standen 2012 vor einer ähnlichen Situation im Saarland. Jamaika scheiterte. Sie sagten die große Koalition für nach der Neuwahl zu, auch weil das Land vor großen Aufgaben stand. Sind wir da nicht auch jetzt?

MAAS: Na ja, so ganz kann man die Situatione­n dann wohl doch nicht vergleiche­n. Aber auch damals war ich skeptisch gegenüber Neuwahlen, das wissen die, die dabei waren. Auch die verfassung­srechtlich­en Hürden für Neuwahlen sind im Bund hoch. Und: Wir können alle sehr froh sein, dass wir mit Frank-Walter Steinmeier einen Bundespräs­identen haben, der über so viel Souveränit­ät und diplomatis­ches Geschick verfügt. Der Bundespräs­ident hat völlig zu Recht deutlich gemacht, dass er alle Parteien jetzt zunächst in der Verantwort­ung sieht. Wir werden mit allergrößt­em Respekt seinen Einladunge­n zum Gespräch folgen. Nach dem Scheitern von Jamaika und dem dringenden Appell des Bundespräs­identen kann die SPD sich auch nicht hinstellen und sagen, wir reden aber mit niemandem. Wir gehen mit der Situation verantwort­ungsvoll um.

Wie nehmen Sie die Stimmung der SPD wahr? Aus der Saar-SPD haben wir früh kritische Stimmen zum Nein der Parteispit­ze gehört.

MAAS: Die gibt es und es gibt auch noch andere. Natürlich gibt jetzt es in einer großen Volksparte­i wie der SPD lebhafte Debatten, und das ist auch gut so. Wir haben vereinbart, dass wir sehr sorgfältig diskutiere­n wollen, welche weiteren Schritte wir unternehme­n. Das geht nur in großer Geschlosse­nheit, sonst kann man es gleich vergessen. Und ganz klar: Das letzte Wort über grundlegen­de Entscheidu­ngen oder jede Form der eventuelle Mitarbeit in einer Regierung müssen unsere Mitglieder haben. Wir müssen sie, sollte es soweit kommen, in jedem Fall einbeziehe­n und befragen. Das ganze Interview lesen Sie unter www.saarbrueck­er-zeitung.de

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FOTO: KAPPELER/DPA Heiko Maas (SPD) ist skeptisch gegenüber Neuwahlen.

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