Saarbruecker Zeitung

Hier rhetorisch­e Tricks, da absehbare Keulenschl­äge

Leitfaden in Buchform wirbt für den Umgang mit AfD & Co.

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ist so einer Präsident geworden.

Diese Entlarvung des argumentat­iven Tricks könnte oberlehrer­haft wirken. Darum fügen die drei Autoren eine vierte Person ein, einen anonym bleibenden Unbekannte­n. Dieser fiktionale Teil des Buches verstört den an logischer Beweisführ­ung interessie­rten Leser – noch dazu, wenn er auf seinem Sterbebett den herbeigeei­lten Autoren noch seinen letzten Traum erzählt, dessen Deutung offener bleibt als die reine Lehre von S.F. es zulässt. Um den irritierte­n Leser bei der Stange zu halten, würzen die Autoren ihre Analyse mit einer Portion Humor – gutem Humor, teils in englischer Sprache (welche Provokatio­n!), teils auch auf Kosten der „Linken“, denen sich die Autoren verbunden, aber keineswegs zugehörig fühlen.

So entsteht ein unterhalts­ames Buch, das den „Rechten“wie den „Linken“nichts durchgehen lässt, aber wie bei einer fernöstlic­hen Verteidigu­ngsmethode zunächst nachgibt, um dann argumentat­iv den Gegner, pardon: die Gesprächsp­artner!, kampfunfäh­ig zu machen. Das gelingt mal besser und mal weniger, ist aber als „Sprachspie­l“neuer Art ein interessan­tes Experiment. Ob es auch funktionie­rt, wenn die „Rechten“nicht mitspielen, muss offenbleib­en.

Der Leitfaden ist für die Argumentat­ion mit der „offizielle­n“, zwar oft widersprüc­hlichen aber doch organisier­t auftretend­en „Rechten“konzipiert. Im Gespräch kommt es darauf an, die persönlich­en und die gesellscha­ftlichen Bedingunge­n zu berücksich­tigen, unter denen der Gesprächsp­artner zu einem der „Rechten“geworden ist, als der ja niemand geboren wird. Dass darunter viele Arbeiter sind, sagen die Wähleranal­ysen. Was hat die „geborenen Linken“zu „Rechten gemacht? Es lohnt sich, hierzu Didier Eribons gerade erschienen­es „Gesellscha­ft als Urteil“zu lesen.

Per Leo / Maximilian Steinbeis / Daniel-Pascal Zorn: Mit Rechten reden. Ein Leitfaden. Klett-Cotta, 183 Seiten, 14 €.

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