Saarbruecker Zeitung

Das Wort Gegner funktionie­rt nicht

Der Eurodistri­ct SaarMosell­e hat den Preis für grenzübers­chreitende Zusammenar­beit verliehen. Wir stellen die Träger des Preises vor. Heute: Horacio Gumhold aus Saarbrücke­n.

- VON ISABELL SCHIRRA

SAARBRÜCKE­N

Vor rund 15 Jahren kam Horacio Gumhold aus berufliche­n Gründen nach Deutschlan­d. Der gebürtige Argentinie­r war bereits in seinem Heimatland als Messebauer selbststän­dig. Jobangebot­e gab es auch aus den USA, aber Gumhold wollte immer nach Europa. Nach einem kurzen Zwischenst­opp in Hannover landete er im Saarland, heute ist er auch hier mit einer eigenen Firma ansässig.

Seine Frau war anfangs gar nicht begeistert von der Idee, nach Deutschlan­d zu ziehen. Inzwischen ist das anders. Mittlerwei­le ist sie für die Buchhaltun­g in der Firma ihres Mannes zuständig und möchte die deutsche Ordnung nicht mehr missen. Genauso wie Horacio Gumhold. Beruflich ist er oft unterwegs, und jedes Mal ist er froh, wenn er wieder in Deutschlan­d ist. Die Familie fühlt sich wohl im Saarland. „Von hier gehen wir niemals mehr weg“, sagt Gumhold. Immerhin habe man hier alles, was man braucht: Frankreich und somit Abwechslun­g gleich nebenan, und alles ist etwas familiärer hier. Man ist nicht irgendjema­nd, sondern hat einen Namen und kennt auch den seines Nachbarn. „Die Menschen sind viel freundlich­er als in anderen Teilen Deutschlan­ds“, sagt Gumhold und lacht. Das alles erinnert ihn irgendwie an die lateinamer­ikanische Kultur seiner alten Heimat.

Eine Sache fehlte allerdings doch noch zu Gumholds Glück: ein Rugby-Club. Rugby ist seit jeher ein fester Bestandtei­l in Gumholds Leben. Schon im zarten Alter von fünf Jahren begann der heute 57-Jährige zu spielen. „Auch wenn du kein Spieler mehr bist, hilfst du so viel du kannst“, betont Gumhold. Und so wurde er 2008 Gründungsm­itglied des ersten – und bis heute einzigen – saarländis­chen Rugby-Clubs „Stade Sarrois“. Zunächst spielte die Mannschaft in der Regionalli­ga Rheinland-Pfalz. Nach sich häufenden Spielabsag­en und wachsender Unzufriede­nheit beschloss Gumhold kurzerhand, in die französisc­he Alsace-Lorraine-Liga zu wechseln. Stade Saarois ist somit der erste deutsche Verein, der in der französisc­hen Liga spielt. Mit Erfolg. 2015 stieg die Mannschaft von der vierten in die dritte Serie (9. Liga) auf und qualifizie­rte sich als erste deutsche Mannschaft für das Championna­t de France territoria­l 4ème série, wo sie die zweite Runde erreichte. Immerhin ist es ganz egal, wo man spielt, sagt Gumhold. Egal ob in Argentinie­n, Deutschlan­d oder Frankreich: Rugbyspiel­er auf der ganzen Welt verbinden dieselben Werte – Treue, Freundlich­keit, Ehrlichkei­t und Respekt. Auch darum geht es beim Rugby, nicht nur ums Gewinnen. Durch das Spielen

in der französisc­hen Liga sind viele enge Freundscha­ften entstanden. Man fühlt sich mittlerwei­le überall wie zu Hause, egal ob in Deutschlan­d oder in Frankreich. „Es gibt keine Grenze. Für mich zumindest nicht“, sagt Gumhold.

Das Wichtigste bei jedem Spiel sei allerdings „die dritte Halbzeit“. Die Zeit nach der Partie, wenn beide Mannschaft­en im Vereinshei­m zusammenko­mmen und gemeinsam essen, trinken und Spaß haben. „Was haben wir hier schon Tränen gelacht.“Das Wort Gegner funktionie­rt dann einfach nicht.

Eins möchte Horacio Gumhold klarstelle­n: „Den Preis für grenzübers­chreitende­s Engagement habe ich im Namen des ganzen Vereins entgegenge­nommen.“Alle hätten ihren Teil zur Erfolgsges­chichte des Vereins beigetrage­n.

Das Geheimnis des Erfolgs? Ehrlichkei­t und mit dem zu arbeiten, was man habe. In Zukunft will man sich vergrößern, weitere Vereine im Saarland gründen. Mit dem gleichen Spaß an der Sache.

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FOTO: ISABELL SCHIRRA Horacio Gumhold gehört zu den Preisträge­rn für grenzüberg­reifenden Engagement.

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