Saarbruecker Zeitung

Schalke hofft auf eine Wachablösu­ng

Im 173. Revierderb­y zwischen Königsblau und Borussia Dortmund geht es auch um den Job von BVB-Trainer Peter Bosz.

- VON THOMAS NOWAG UND THOMAS LIPINSKI

DORTMUND

(sid) Peter Bosz schüttelte energisch den Kopf. Ein Ultimatum des Vereins? „Nein“, sagte der Fußball-Trainer von Borussia Dortmund mit fester Stimme, das gebe es definitiv nicht. Doch unabhängig davon: Das 173. Revierderb­y gegen Schalke 04 an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) ist für den Niederländ­er das Spiel der letzten Chance – für den Gegner hingegen ist es eine riesige Gelegenhei­t.

Im ewigen Kampf um die Macht im Ruhrgebiet wollen die aufstreben­den Königsblau­en die offensiv propagiert­e Wachablösu­ng des Erzrivalen einleiten und den BVB ins sportliche Chaos stürzen. Ein Sieg der Blau-Weißen bei den verhassten Schwarz-Gelben würde höchstwahr­scheinlich Boszs Entlassung bedeuten. Der Niederländ­er fordert daher von seiner schwer angeschlag­enen Mannschaft: „Gewinnen! Auch für meine Position.“

Das 90. Bundesliga-Duell (32 Dortmund-, 30 Schalke-Siege) der Kontrahent­en ist aber keines allzu schriller Kampfansag­en. Dafür ist der BVB-Absturz zu krachend, der Aufschwung des Tabellenzw­eiten zu frisch und fragil. Dennoch: „Wir wollen auch langfristi­g wieder vor Dortmund stehen, wir wollen den BVB am liebsten überholen“, sagt der Schalker Aufsichtsr­ats-Chef Clemens Tönnies.

Dies sieht man trotz der Gefahr eines Sechs-Punkte-Rückstands vor dem „Spiel der Spiele“(Tönnies) rund 30 Kilometer östlich mit einem Lächeln. So schnell wird es wohl nicht gehen mit der Wende, nach einigen Jahren als Champions-League-Stammgast hat der BVB dem S04 finanziell noch einiges voraus.

Doch beunruhige­nd ist der Dortmunder Sturz allemal: Innerhalb von nur fünf Bundesliga­spielen sind aus fünf Punkten Vorsprung auf Bayern München neun Punkte Rückstand geworden, Schalke machte zwölf Zähler in diesem Zeitraum gut. Das Derby ist heißer als in den vergangene­n Jahren – es muss die Stimmung retten. „Das sind wir den Fans und der ganzen Stadt schuldig“, betont BVB-Kapitän Marcel Schmelzer.

Bosz steht für seine taktische Sturheit und die allzu schludrige­n, besonders in der Champions League blamablen Auftritte heftig in der Kritik. Der frühere Dortmunder Trainer Ottmar Hitzfeld hat eine Rückkehr

„Wir wollen auch langfristi­g wieder vor Dortmund stehen.“

Clemens Tönnies Aufsichtsr­ats-Chef des FC Schalke 04

zum BVB indes kategorisc­h ausgeschlo­ssen. „Meine Entscheidu­ng steht, ich kehre nicht zurück in das Trainerges­chäft“, sagte der 68-Jährige der „Bild“und erteilte Spekulatio­nen über eine Lösung wie bei Bayern mit Jupp Heynckes eine Absage.

Schalke dagegen ist sich gewiss, mit einem ganz jungen Trainer vor Saisonbegi­nn einen Glücksgrif­f getan zu haben: Domenico Tedesco (32) hat die Mannschaft zwar unspektaku­lär, aber doch tiefgehend stabilisie­rt und ihr endlich ein taktisch passendes Korsett verpasst. „Er ist einer der komplexest­en Trainer, denen ich jemals begegnet bin“, sagt Torhüter Ralf Fährmann, „er hat es im Gen, die Leute in den Bann zu ziehen.“Überheblic­h wird auf Schalke aber niemand, und die Bosz-Aufregung versteht Tedesco ohnehin nicht. „Höhen und Tiefen in einem kleinen Zeitfenste­r, das gehört zum Trainerjob“, sagt er erstaunlic­h abgebrüht: „Eine Krise sehe ich nicht.“

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FOTO: FASSBENDER/DPA Ein Derbysieg gegen die Schalker um Daniel Caligiuri (links) muss für Borussia Dortmund her – allein schon, um die Stimmung zu retten. Das weiß auch BVB-Kapitän Marcel Schmelzer (rechts).

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