Schalke hofft auf eine Wachablösung
Im 173. Revierderby zwischen Königsblau und Borussia Dortmund geht es auch um den Job von BVB-Trainer Peter Bosz.
DORTMUND
(sid) Peter Bosz schüttelte energisch den Kopf. Ein Ultimatum des Vereins? „Nein“, sagte der Fußball-Trainer von Borussia Dortmund mit fester Stimme, das gebe es definitiv nicht. Doch unabhängig davon: Das 173. Revierderby gegen Schalke 04 an diesem Samstag (15.30 Uhr/Sky) ist für den Niederländer das Spiel der letzten Chance – für den Gegner hingegen ist es eine riesige Gelegenheit.
Im ewigen Kampf um die Macht im Ruhrgebiet wollen die aufstrebenden Königsblauen die offensiv propagierte Wachablösung des Erzrivalen einleiten und den BVB ins sportliche Chaos stürzen. Ein Sieg der Blau-Weißen bei den verhassten Schwarz-Gelben würde höchstwahrscheinlich Boszs Entlassung bedeuten. Der Niederländer fordert daher von seiner schwer angeschlagenen Mannschaft: „Gewinnen! Auch für meine Position.“
Das 90. Bundesliga-Duell (32 Dortmund-, 30 Schalke-Siege) der Kontrahenten ist aber keines allzu schriller Kampfansagen. Dafür ist der BVB-Absturz zu krachend, der Aufschwung des Tabellenzweiten zu frisch und fragil. Dennoch: „Wir wollen auch langfristig wieder vor Dortmund stehen, wir wollen den BVB am liebsten überholen“, sagt der Schalker Aufsichtsrats-Chef Clemens Tönnies.
Dies sieht man trotz der Gefahr eines Sechs-Punkte-Rückstands vor dem „Spiel der Spiele“(Tönnies) rund 30 Kilometer östlich mit einem Lächeln. So schnell wird es wohl nicht gehen mit der Wende, nach einigen Jahren als Champions-League-Stammgast hat der BVB dem S04 finanziell noch einiges voraus.
Doch beunruhigend ist der Dortmunder Sturz allemal: Innerhalb von nur fünf Bundesligaspielen sind aus fünf Punkten Vorsprung auf Bayern München neun Punkte Rückstand geworden, Schalke machte zwölf Zähler in diesem Zeitraum gut. Das Derby ist heißer als in den vergangenen Jahren – es muss die Stimmung retten. „Das sind wir den Fans und der ganzen Stadt schuldig“, betont BVB-Kapitän Marcel Schmelzer.
Bosz steht für seine taktische Sturheit und die allzu schludrigen, besonders in der Champions League blamablen Auftritte heftig in der Kritik. Der frühere Dortmunder Trainer Ottmar Hitzfeld hat eine Rückkehr
„Wir wollen auch langfristig wieder vor Dortmund stehen.“
Clemens Tönnies Aufsichtsrats-Chef des FC Schalke 04
zum BVB indes kategorisch ausgeschlossen. „Meine Entscheidung steht, ich kehre nicht zurück in das Trainergeschäft“, sagte der 68-Jährige der „Bild“und erteilte Spekulationen über eine Lösung wie bei Bayern mit Jupp Heynckes eine Absage.
Schalke dagegen ist sich gewiss, mit einem ganz jungen Trainer vor Saisonbeginn einen Glücksgriff getan zu haben: Domenico Tedesco (32) hat die Mannschaft zwar unspektakulär, aber doch tiefgehend stabilisiert und ihr endlich ein taktisch passendes Korsett verpasst. „Er ist einer der komplexesten Trainer, denen ich jemals begegnet bin“, sagt Torhüter Ralf Fährmann, „er hat es im Gen, die Leute in den Bann zu ziehen.“Überheblich wird auf Schalke aber niemand, und die Bosz-Aufregung versteht Tedesco ohnehin nicht. „Höhen und Tiefen in einem kleinen Zeitfenster, das gehört zum Trainerjob“, sagt er erstaunlich abgebrüht: „Eine Krise sehe ich nicht.“