Saarbruecker Zeitung

CSU sortiert ihr Spitzenper­sonal neu. Wer hat die besten Karten?

- VON HAGEN STRAUSS

BERLIN. Nach monatelang­em Machtkampf scheinen die Würfel in der CSU gefallen zu sein. Am Montag will die Landtagsfr­aktion einen Spitzenkan­didaten für die Landtagswa­hl im kommenden Jahr küren. Wer hat jetzt welche Karten?

Horst Seehofer. Auch in Berlin stellen sich alle auf den Rückzug Seehofers von seinen Ämtern als CSU-Chef und bayerische­r Ministerpr­äsident ein. Seehofer war schon mal abgemeldet, eroberte sich aber 2013 die absolute Mehrheit zurück. Bisher hieß es, der 68-Jährige werde sich Mitte Dezember auf dem CSU-Parteitag erneut um den Vorsitz bewerben. Doch der Frust über das Bundestags­wahlergebn­is und die Angst, auch bei den Landtagswa­hlen abgestraft zu werden, sind ihm zum Verhängnis geworden. Gut möglich, dass Seehofer Minister in Berlin wird.

Markus Söder. Der bayerische Finanzund Heimatmini­ster hat seine Machtbasti­on in der Landtagsfr­aktion. Die hat der 50-Jährige dem Vernehmen nach geschickt mit „Förderbesc­heiden“für die Kommunen vieler Mandatsträ­ger gefestigt. Die Wahrschein­lichkeit ist groß, dass die Abgeordnet­en ihn am kommenden Montag zum Spitzenkan­didaten für das Amt des Ministerpr­äsidenten küren werden. Davon träumt Söder schon lange, darauf hat er alle seine „Schmutzele­ien“ausgericht­et, wie Seehofer mal beklagte. Beide sind sich spinnefein­d. Joachim Herrmann. Der bayerische Innenminis­ter war CSU-Spitzenkan­didat bei der Bundestags­wahl, Herrmann selbst holte aber nicht einmal ein Bundestags­mandat. Der pragmatisc­he Riese ist so etwas wie der Gegenpol zu seinem Landsmann Söder, beide sind Franken. Zwar gebe er allein schon von seiner Statur her ein passables Bild als Ministerpr­äsident ab, doch die Chancen des 61-Jährigen stehen schlecht. Auch als Parteivors­itzender ist Herrmann im Gespräch. Doch zwei Franken an der Spitze der CSU, ist das aus landsmänni­scher Sicht vorstellba­r?

Ilse Aigner. Sie ist vielen in Berlin noch aus ihrer Zeit als Verbrauche­rministeri­n in Erinnerung. 2013 lockte sie Seehofer mit der Aussicht auf Macht und Posten nach München. Sie sollte zugleich Gegenspiel­erin von Markus Söder sein. Die 52-jährige Wirtschaft­sministeri­n kann vor allem damit wuchern, dass sie Chefin des mitglieder­stärksten CSU-Bezirksver­bandes Oberbayern ist. Eine Landesmutt­er für Bayern? Alexander Dobrindt. Der 47-Jährige stammt wie Ilse Aigner aus Oberbayern – und wird auch als möglicher Parteichef gehandelt. Und was hat Seehofer immer gefordert? Der CSU-Chef gehöre nach Berlin an den Kabinettst­isch. Gut, von dem hat sich der frühere Verkehrs- und Mautminist­er verabschie­det, weil er lieber CSU-Landesgrup­penchef sein wollte. Seine rüden Attacken gegen die Grünen bei den Sondierung­en sollten ihm jedenfalls in der Heimat mehr Aufmerksam­keit bescheren. Was ihm gelungen ist.

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