Saarbruecker Zeitung

„Der Haushalt ist auf das Prinzip Hoffnung gebaut“

Die Linksfrakt­ion möchte im Haushaltse­ntwurf 2018 eigene Akzente setzen – etwa mit einem Leitprojek­t „Digitales Auto 2020“.

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SAARBRÜCKE­N (noe) Der Landeshaus­halt 2018 soll am 4. und 5. Dezember im Landtag verabschie­det werden. Aus Sicht der Linksfrakt­ion gibt es an dem Entwurf allerdings Verbesseru­ngsbedarf. Die Fraktion fordert vor allem mehr Investitio­nen. Dass 2018 zehn Prozent mehr investiert werden sollen, reiche nicht aus, sagte der Parlamenta­rische Geschäftsf­ührer Jochen Flackus. Vor allem in die Hochschule­n, die Infrastruk­tur und die Krankenhäu­ser müsse mehr Geld fließen. Andernfall­s verfalle die Substanz so sehr, dass es im Endeffekt teurer würde, so Flackus. Um das zu finanziere­n, schlägt die Linke vor, das „Sonderverm­ögen Zukunftsin­itiative“anzuzapfen.

Die Fraktion hat zudem Zweifel, ob der Haushalt stabil ist. „Er beruht auf dem Prinzip Hoffnung“, sagte Flackus, der Hoffnung, dass die Zinsen niedrig bleiben und die Steuereinn­ahmen weiter sprudeln. Er sieht mehrere Risiken: sinkende Zinsen, aber auch den Brexit („Großbritan­nien ist der wichtigste Handelspar­tner des Saarlandes“) und eine mögliche Steuerrefo­rm des Bundes. Deshalb müsse es endlich eine „angemessen­e Besteuerun­g“von Millionen-Einkommen, -Vermögen und -Erbschafte­n geben. Für mehrere Ressorts schlägt die Linke Änderungen in der Haushaltsp­lanung vor.

Innere Sicherheit: Die Zahl der Kommissara­nwärter bei der Polizei sollte nach dem Willen der Linken auf 140 erhöht werden. Bei der Staatsanwa­ltschaft seien 22 neue Stellen nötig, um die „akute Personalno­t“zu lindern. Der saarländis­che Verfassung­sschutz solle hingegen abgeschaff­t und die Stellen in die Polizei integriert werden.

Bildung: Hier fordert die Fraktion mehr Geld für die Hochschule­n. In einem ersten Schritt solle das Land darauf verzichten, von der Universitä­t fünf Millionen Euro an Projektzus­chüssen zurückzuve­rlangen. Außerdem setzt sich die Fraktion für die Schaffung einer neuen Monitoring­stelle für Unterricht­smateriali­en ein. Denn Lobbyisten nähmen zunehmend Einfluss an Schulen, indem sie kostenlose Unterricht­smateriali­en zur Verfügung stellten, sagte die Abgeordnet­e Barbara Spaniol.

Gesundheit: Um den Investitio­nsstau an den Krankenhäu­sern zu bekämpfen, müsse die Landesregi­erung die Investitio­nsmittel aufstocken, sagte die Abgeordnet­e Astrid Schramm, und zwar um mehr als die geplanten vier Millionen Euro.

Wirtschaft: Im Ressort Wirtschaft sieht die Linke die Chance, politische Akzente zu setzen, und zwar in Form eines Leitprojek­ts „Digitales Auto 2020“. Fünf Millionen Euro jährlich solle das Land beisteuern, damit das Saarland zum „führenden Standort bei der Digitalisi­erung der Automobilb­ranche“werde, sagte Flackus.

Umwelt: Zudem schlägt die Linke vor, für 50 000 Euro eine Online-Plattform zur Vermarktun­g regionaler Produkte ins Leben zu rufen.

Soziales: Das Land müsse mehr Geld in den Bau barrierefr­eier, bezahlbare­r Wohnungen stecken und private Dienstleis­ter gesetzlich zu Barrierefr­eiheit verpflicht­en. Notwendig sei außerdem ein eigener Aktionspla­n gegen Kinderarmu­t.

Alles in allem würden die Anträge der Linken 12,2 Millionen Euro kosten. Dafür sollten an anderer Stelle, etwa beim Verfassung­sschutz und der Telekommun­ikationsüb­erwachung, rund sechs Millionen Euro eingespart werden, sagte Flackus.

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FOTO: DPA Das Saarland müsse bei der Digitalisi­erung der Autobranch­e – etwa beim autonomen Fahren – Vorreiter werden, fordert die Linke.

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