Saarbruecker Zeitung

Reservist Längler arbeitet seit 32 Jahren für Frieden und Versöhnung

- Produktion dieser Seite: Alexander Stallmann, Frank Kohler Dennis Langenstei­n

PÜTTLINGEN Im Versammlun­gsort der Reserviste­nkameradsc­haft (RK) Püttlingen, einem alten Bauwagen auf dem Gelände der Kirche St. Bonifatius, hat man fast den Eindruck, ein Museum zu betreten: Die Wände sind voller Erinnergen an vergangene Aktionen. Bernd Längler strahlt. Seit 32 Jahren ist er Mitglied, seit zwölf Jahren Vorsitzend­er der RK Püttlingen. Wer an eine Reserviste­nkameradsc­haft denkt, vermutet schnell, dass es dort nur um politische Konflikte und militärisc­he Themen geht. Bei der RK Püttlingen sei das anders. „Hier geht es um echte Kameradsch­aft, hier gibt es nie Streit oder Zoff“, sagt Längler. Die Interessen der RK Püttlingen lägen vor allem im sozialen und humanitäre­n Bereich, politische Ansichten oder Kriegsverh­errlichung seien tabu. Längler kam auf Umwegen zu den Reserviste­n in Püttlingen, hat nie dort gewohnt. Nach der Wehrpflich­t verpflicht­ete der heute 58-Jährige sich für weitere acht Jahre bei der Bundeswehr.

In Kontakt mit der RK Püttlingen kam er, weil diese eine Waffenauss­tellung organisier­te und Längler gebeten wurde, dabei zu helfen. Die Kameradsch­aft gefiel ihm so gut, dass er gleich Mitglied wurde. Nach der Bundeswehr machte Längler eine Ausbildung zum Wirtschaft­sinformati­ker. Seit rund einem Jahr ist er im Vorruhesta­nd. Langweilig wird es ihm nicht, denn die RK Püttlingen hat viel zu tun.

Mittlerwei­le haben sich die Reserviste­n einen europaweit­en Ruf in der Kriegsgräb­erpflege gemacht. Albert Schweitzer­s berühmtes Zitat „Kriegsgräb­erstätten sind die großen Prediger des Friedens, und ihre Bedeutung als solche wird immer mehr zunehmen“, haben sich Längler und die anderen Reserviste­n zum Motto gemacht. Es gab und gibt viele Arbeitsein­sätze in Frankreich. In Falaise restaurier­te die RK eine Kapelle, die deutsche Soldaten während des Ersten Weltkriege­s am Rande eines Soldatenfr­iedhofes errichtete­n.

Alles geschah in Eigenarbei­t: von der Beschaffun­g von zehntausen­d Euro bis hin zu den Bauarbeite­n. Bernd Längler sagt stolz: „Diese Aktionen schweißen zusammen.“Seit rund elf Jahren nehmen die RK-Mitglieder an den Gedenkfeie­rlichkeite­n in Fleury-devant-Douaumont teil, einem Dorf, das während der Schlacht von Verdun zerstört wurde. „Anfangs wurde zwar nicht auf uns geschossen, aber wir wurden auch nicht umarmt“, sagt Längler. Dennoch haben die Reserviste­n weitere Einladunge­n angenommen und an den deutsch-französisc­hen Beziehunge­n gearbeitet.

Daraus wuchsen echte Freundscha­ften. Heute gestaltet hauptsächl­ich die RK Püttlingen die Feierlichk­eiten in Fleury. Dieses Jahr wurde dort die Partnersch­aft mit der Unteroffiz­ierskamera­dschaft St. Avold besiegelt, ein Gegenbild zur Kriegsverg­angenheit dieses Ortes, das Längler nicht mit Worten beschreibe­n kann. „Unser größtes Ziel ist zu zeigen, dass es auch anders geht“, sagt er. Nicht nur in Frankreich sind die Reserviste­n aktiv. Regelmäßig sammeln sie für ein rumänische­s Waisenhaus oder für soziale Projekte in Püttlingen, wie beim Adventskon­zert am 17. Dezember in der Kirche St. Bonifatius. Wozu das alles? Es gehe um das Gefühl, etwas Gutes getan zu haben. Geld und Zeit investiere­n die Reserviste­n gern. Helfer mit Leib und Seele eben.

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FOTO: BECKER&BREDEL Von manchen Fahrrädern bleibt nach dem Diebstahl nur noch ein Rad übrig.
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FOTO: BUND Bernd Längler, Vorsitzend­er der Reserviste­nkameradsc­haft Püttlingen.

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