Mit dem Rad schwindet Sorglosigkeit
Ein Fahrrad wird geklaut. Das ist ziemlich blöd, kommt aber eben vor. Dann berichtet jemand aus der Nachbarschaft, dass sein Rad auch weg ist, obwohl es gut angekettet war. Ein paar Tage später wird im Laden nebenan erzählt, dass gleich drei Räder auf ein
Gerüchte machen die Runde. Von einer Bande ist die Rede. Menschen machen sich Sorgen. Aus den Sorgen wächst Wut. Die Wut mischt sich mit Angst vor noch mehr Ärger. Und eine liebe Freundin, die ein herzensguter Mensch ist, war so sauer, dass sie auf der Internetplattform Facebook schrieb: „Hoffentlich fallen Euch die Hände ab.“Merkwürdige Dinge geschehen also gerade im Quartier Mainzer Straße zwischen St. Johanner Markt und Ostviertel.
Die Menschen, die die Ursache dafür sind und deren Hände vermutlich trotz innigen Wünschens nicht abfallen, sind Fahrraddiebe. Keine Gelegenheitsdiebe, die ein schlecht gesichertes Rad als Einladung sehen, es mitzunehmen, bevor es jemand klaut. Wenn drei Räder in einer Nacht aus einer Tiefgarage gestohlen werden und eins davon ein Lastenfahrrad ist, dass mindestens zwei starke Männer in einen Transporter geladen haben müssen, liegt der Verdacht nahe, dass da Profi-Kriminelle am Werk sind. Und das nicht nur in einer Nacht in einer Tiefgarage, sondern immer wieder, weil sich Beutezüge durch ein Viertel, in dem viele Menschen Fahrräder nutzen, offenbar lohnenswert sind.
Zum Ärger über die Diebe kommt stellenweise der über die Polizei. Dort heiße es nur, man solle in die Karcherstraße kommen, um eine Anzeige zu Protokoll zu geben. Das klinge sehr lustlos und nicht danach, dass die Polizei da wirklich etwas unternehmen wolle. Und warum solle man sich dann noch die Mühe machen und Zeit auf der Wache verschwenden, wenn danach eh nichts passiert. Und dann stellt sich die Frage, warum man im digitalen Zeitalter durch die halbe Stadt zu einer Wache muss, anstatt die Anzeige übers Internet zu stellen.
Das mit dem Internet sei bald möglich, daran arbeite man, sagt Thomas Rehlinger von der Polizei. Im kommenden Jahr könnte es soweit sein. Bis dahin sei es wichtig, dass Bestohlene zur Polizei kommen. Durch eine Anzeige komme zwar das Rad nicht zurück, aber wenn es viele Anzeigen in einem Stadtviertel gibt, dann werde die Polizei dort „Maßnahmen ergreifen“. Das meine er ernst. Man solle sich „nicht vertröstet fühlen von der Polizei“. Und er verspricht: Er geht der Sache nach.