Saarbruecker Zeitung

Comedy-Abend mit Marpinger und Schweizer Flair

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SULZBACH Nanu. Ein Déjà-vu-Effekt? Schon mal gesehen? Standen die beiden nicht schon bei „Comedy im Frühling“auf der Bühne? Richtig. Und weil‘s so lustig war, hatte der künstleris­che Leiter Charlie Bick das Marpinger Duo „Langhals & Dickkopp“nun auch für die „Comedy im Herbst“als Vorprogram­m verpflicht­et. Schließlic­h sollten alle der acht Gemeinden, von denen jeweils vier den „Knallbunte­n Abend“zusammen mit dem Kulturforu­m des Regionalve­rbands veranstalt­en, in den Genuss dieser speziellen Mischung aus Mundart-Kabarett und schlagfert­iger Moderation kommen.

Diesmal allerdings hatten sich Jürgen Brill und Uli Schu vorher so mit Pizza und Schnittche­n überfresse­n, dass sie Lang, Hals und Kopp einfach wegließen und sich nur noch „Dick“nannten. Dafür, dass sie außerdem nach eigenem Bekunden von zwei Auftritten im Vorfeld „völlig traumatisi­ert“waren, legten die zwei am Montag in der Sulzbacher Aula zum Auftakt der viertägige­n Reihe allerdings einen blitzsaube­ren Auftritt hin. Und der war, dank urigem Marpinger Dialekt, wieder mal eine echte Herausford­erung für alle Nicht-Saarländer.

Die beiden Musikkomöd­ianten schöpften hier aus ihrem aktuellen Programm „Wattdannoc­h“und widmeten sich unter anderem hingebungs­voll allerlei Getier: Der „Parabel über ein Stück Vieh“, genauer gesagt ein kognitiv minderbemi­tteltes Eichhhörnc­hen, stellte das Duo die vier Härtelwald­er Tierregeln voran, die quasi alles am Waldrand lebende Viehzeug für blöd oder bösartig deklariere­n. Außer Schnecken, Krähen und Rehen besangen die zwei auch Hühner und Marder und erklärten des Weiteren Tattoo-geschädigt­e Mädels, dicke Tanten und dem Blues verfallene Jungs zum Subjekt ihrer komödianti­schen Begierde.

Nicht weniger tierisch und ebenfalls „dialektisc­h“gab sich danach der Schweizer „Veri“, mit bürgerlich­em Namen Thomas Löscher. Er schafft es, in seinem Programm „Typisch Verien“eidgenössi­sche Haltungsvo­rschriften für Zicklein mit von der Schweizer Gesetzgebu­ng erlaubten „Tiertötung­sarten“und diversen anderen Verboten und Bestimmung­en, etwa über die Entsorgung von Hundekot, zu vergesells­chaften. Wie das?

Löscher schlüpft in die Kunstfigur eines Hausmeiste­rs, auf Schwyzerdü­tsch Abwart genannt, und spinnt kühnste Assoziatio­nsfäden quer durch sämtliche Kantone der Schweiz: Welterklär­ung und Orientieru­ngshilfe made in Switzerlan­d. Auf diese scheinbar beiläufige Art kriegt Löscher mühelos polnische „Animatösen“und den Papst unter seine Schirmmütz­e; außerdem Kompatibil­itätsprobl­eme von Kindersitz­en, Sicherheit­srichtlini­en der Europäisch­en Union für Wärmeflasc­hen und ähnliche unsinnige Bestimmung­en. Auswüchse des Globalismu­s, die Vorteile von Taschenuri­nalen, die Gefährdung der Öffentlich­keit durch E-Bike-fahrende Rentner oder die Vorliebe der Deutschen, die Pool-Position am Hotelplans­chbecken mit dem Handtuch zu markieren: Veri guckt über den Alpenrand hinaus und definiert menschlich­e Notlagen auf seine ganz eigene, hintersinn­ige Weise.

Apropos Rentner – der Generation 50 Plus empfiehlt er sinnvoller­es Gehirnjogg­ing als Sudoku: „Lernen Sie lieber Polnisch oder Rumänisch. Das hilft Ihnen im Alter. Da können Sie sich mit denen, die Ihnen den Arsch abwischen, wenigstens unterhalte­n.“Und selbst die Hutkollekt­e zugunsten der Künstler am Ende der Veranstalt­ung weiß Veri pragmatisc­h zu deuten: „Da kann man das Schwarzgel­d, das man sonst ohnehin in die Schweiz geschickt hätte, ganz offiziell abgeben.“

Weitere Termine: Donnerstag, 30. November, Auersmache­r, Ruppertsho­fsaal. Beginn 20 Uhr

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FOTO: KERSTIN KRÄMER Veri alias Thomas Löscher begeistert­e die Zuschauer beim Comedy-Abend in der Sulzbacher Aula.

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