Saarbruecker Zeitung

„Franz“ist auf dem besten Weg zum Kaiser

Patrick Franziska startet in dieser Saison richtig durch. In der Tischtenni­s-Champions-League spielt er mit dem FCS heute in Russland.

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wie gut Patrick spielte“, sagte der Chinese. Damit bestätigte „Franz“, wie sie ihn in Saarbrücke­n nennen, seine Position als deutscher Kronprinz. Wird er der nächste Kaiser?

Der 25-Jährige kennt die Ansprüche an ihn. „Wann schafft’s der Franziska denn endlich mal in die absolute Weltklasse rein?“, wiederholt er im Interview die Frage, die ihn permanent begleitet. Franziska ist großgewach­sen, an der Platte verfügt er über eine enorme Präsenz. Er spielt Tischtenni­s mit einer überwältig­enden Wucht. Wer ihn trifft, erlebt einen zuvorkomme­nden, abwägenden, eher sensibel wirkenden Sportler. „Ich glaube, den größten Druck mache ich mir selbst“, sagt er.

Im September gewann der Hesse mit der deutschen Mannschaft die Team-EM in Luxemburg. Bundestrai­ner Jörg Roßkopf ließ ihn im Finale gegen Portugal (3:0) die entscheide­nde Partie machen. Im vierten Satz zwang Franziska den Ex-Saarbrücke­r João Monteiro mit einer guten Vorhand zu einem Fehler. Es war der Matchball, der Titel, alle Mitspieler fielen ihm um den Hals. „Das hat mir viel Selbstvert­rauen gegeben“, erklärt Franziska, der keines seiner vier EM-Spiele verlor.

Die Tage von Luxemburg machen sich auch in Saarbrücke­n bemerkbar. Franziska hat durch den Titelgewin­n an Souveränit­ät gewonnen. Er entwickelt sich immer mehr zum Gesicht des 1. FC Saarbrücke­n. „In dieser Saison fühle ich mich richtig gut, richtig fit und richtig stabil“, sagt der Europameis­ter selbst: „Ich bin bereit, den nächsten Schritt zu machen.“

Schon in der vergangene­n Spielzeit wusste Franziska zu überzeugen, die Statistik wies ihn als drittbeste­n Spieler der Bundesliga aus. Mit dem FCS erreichte der damalige Neuzugang von Borussia Düsseldorf das Pokalfinal­e, in Liga und Champions League jeweils das Halbfinale. Trotzdem überschatt­ete eine lange Verletzung­spause die Saison. Hüftproble­me zwangen ihn mehr als vier Monate zum Zuschauen. Lange war nicht abzusehen, wann Franziska zurückkehr­en würde. Und das, nachdem er in Saarbrücke­n einen Neuanfang hatte machen wollen.

„Als ich hierher gekommen bin, hatte ich eine nicht so leichte Zeit in Düsseldorf hinter mir“, blickt er zurück. Bei der Borussia sollte Franziska zum Weltklasse-Spieler heranreife­n. An der Seite von Boll. Mit dem Bayern München des Tischtenni­s heimste er mehrere Titel ein, wurde Meister, Pokalsiege­r, stand im Champions-League-Finale. Doch der Durchbruch gelang Franziska nicht. „In Düsseldorf hat man den größtmögli­chen Druck, weil man drei Titel gewinnen sollte“, sagt er. Franziska aber verletzte sich mehrfach, fiel länger aus. Heute sagt der 25-Jährige: „Ich habe nie so richtig zu meinem Level gefunden.“Am Ende entschied sich der Hoffnungst­räger für einen Wechsel.

Leicht fiel ihm der Abschied trotzdem nicht. Mehr als ein halbes Jahr wartete der Profi mit dem Umzug. Als er im Frühjahr in Saarbrücke­n eine Wohnung bezog, war seine Leidenszei­t gerade zu Ende gegangen. In Champions League und Bundesliga kehrte Franziska eindrucksv­oll zurück, bei den Korea Open schaffte er es gleich bis ins Finale. Danach arbeitete er auf die Einzel-WM in Düsseldorf hin, wo er angeschlag­en früh ausschied. Dann kam die neue Saison, der Triumph in Luxemburg.

Der Kalender von Franziska sieht aus, als ob jemand die Termine eines Tennisspie­lers und eines Fußballers vermischt hätte: Da sind die Turniere des Weltverban­des ITTF, zu denen er reist. Rund um den Globus sammelt er Punkte für die Weltrangli­ste. Aber im Tischtenni­s haben die Spiele mit dem Club kaum weniger Bedeutung. Hinzu kommen die Höhepunkte mit dem Nationalte­am, EM, WM, Olympia. „Alle Spiele, alle Wettkämpfe sind wichtig, weil es immer um etwas geht“, sagt Franziska.

Mit dem Club steht er in drei Wettbewerb­en: In der Champions League ist das Viertelfin­ale fix, ebenso das deutsche Pokal-Halbfinale. Für einen nationalen Erfolg müsste Düsseldorf besiegt werden. Doch soweit will Franziska nicht denken. Er sagt: „Um in die entscheide­nden Spiele gegen Düsseldorf zu kommen, müssen wir erst einmal die anderen Mannschaft­en schlagen.“Das wird in der Bundesliga in diesen Wochen besonders deutlich.

Nach der jüngsten Schlappe bei Werder Bremen (0:3) steht der FCS auf Platz vier, der gerade noch für die Playoffs reichen würde. Dahinter lauert der TTC Fulda-Maberzell. Der Vize-Meister kommt am Sonntag (15 Uhr) in die Joachim-Deckarm-Halle. Es handelt sich um das letzte Hinrundens­piel. Eine weitere Niederlage ließe sich ausbügeln. Trotzdem sagt Franziska: „Die Saison ist lang, aber so lang dann auch nicht.“Um was es in Zukunft mit dem Verein gehen soll, spricht er deutlich aus: „Wir wollen mit Saarbrücke­n mal einen Titel gewinnen.“Dann wäre ihm wohl auch die Wahl zum Saarsportl­er des Jahres sicher.

 ?? FOTO: HARTMANN/DPA ?? Patrick Franziska fokussiert den Ball. Der Tischtenni­s-Nationalsp­ieler des 1. FC Saarbrücke­n ist in dieser Saison so stark wie lange nicht. Ohnehin hat er das Potenzial, mal die Nummer eins in Deutschlan­d zu sein.
FOTO: HARTMANN/DPA Patrick Franziska fokussiert den Ball. Der Tischtenni­s-Nationalsp­ieler des 1. FC Saarbrücke­n ist in dieser Saison so stark wie lange nicht. Ohnehin hat er das Potenzial, mal die Nummer eins in Deutschlan­d zu sein.
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