Pixars fabelhafter Augenschmauß
Neu im Kino: „Coco – Lebendiger als das Leben!“von Lee Unkrich und Adrian Molina – Intelligent und humorvoll
Tot zu sein hat noch nie so viel Spaß gemacht, wie im neuen Pixar-Film „Coco“. Das Jenseits ist hier keine langweilige Himmels-Location, sondern eine knallbunte Welt, in der es wimmelt und wuselt wie in einem Ameisenhaufen, in der Skelette die Straßen bevölkern. Seine Vorstellung vom umtriebigen Leben nach dem Tod verdankt „Coco“der mexikanischen Kultur, die jedes Jahr den „Diá de Muertos“begeht. Nach altmexikanischem Glauben kommen die Toten an diesem Tag zu Besuch, um mit den Lebenden ein fröhliches Fest zu feiern. Das machen die Regisseure Lee Unkirch und Adrian Molina zum Ausgangspunkt ihres Animationsabenteuers. Im Zentrum steht der 12jährige Miguel, der davon träumt, Musiker zu werden. Miguel im Reich der Knochenmenschen. Aber Musik ist in der Familie verpönt, seit der Urgroßvater Frau und Kind sitzen ließ, um als Sänger Karriere zu machen. Als Miguel sich auf den Friedhof schleicht, um sich aus der Grabstätte des legendären Sängers Ernesto de la Cruz dessen Gitarre auszuleihen, findet er sich plötzlich auf der anderen Seite wieder.
Der Blick öffnet sich zu einem atemberaubenden Panorama auf das Metropolis der Toten. Hier haben die Pixar-Animateure fantastische Arbeit geleistet und aus den mexikanischen FolkloreElementen ein eigenes Universum geschaffen, das von unzähligen skurrilen Knochenmenschen bevölkert wird. Erneut beweist Pixar mit „Coco“, dass ernste und nachdenkliche Themen sich sehr wohl mit Animationsabenteuern und Familienunterhaltung verbinden lassen.
Die wendungsreiche Geschichte führt den jungen Miguel nicht nur in das bunt-morbide Reich der Toten, sondern vor allem in einen Konflikt mit der eigenen Familiengeschichte. Aber in erster Linie macht „Coco“in visueller Hinsicht unheimlich Spaß. Fabelhaft, was die Animateure mit den Knochenfiguren anstellen. Ganz zu schweigen von den fantastischen Kulissen und der Farbenpracht. Ein Augenschmaus und intelligenter Familienfilm, der sein Herz am rechten Fleck hat. (USA 2017, 105 Min.)