Saarbruecker Zeitung

In Saarbrücke­n werden die Kita-Plätze knapp

Im Regionalve­rband gibt es mehr Kinder als erwartet. In den kommenden Jahren müssen die Kommunen mehr Tagesstätt­en bauen.

- VON MARTIN ROLSHAUSEN

REGIONALVE­RBAND Normalerwe­ise melden sich Politiker nur freiwillig zu Wort, wenn sie gute Nachrichte­n haben. Regionalve­rbandsdire­ktor Peter Gillo (SPD) wollte offenbar nicht warten, bis gestresste und verärgerte Eltern an die Öffentlich­keit gehen. Er spricht von sich aus ein Problem an, das in den kommenden Monaten – und vermutlich auch Jahren – für Unmut sorgen könnte: Es gibt zu wenige Kita-Plätze für Kinder bis sechs Jahre in den zehn Städten und Gemeinden des Regionalve­rbands.

Die Politik geht davon aus, sagt Gillo, dass rund 35 Prozent der Eltern, die einen Rechtsansp­ruch auf einen Kita-Platz für ihre Kinder haben, den auch haben wollen. Dabei handelt es sich um einen Durchschni­ttswert. In Großrossel­n und Friedrichs­thal etwa, sagt Gillo, geht der Regionalve­rband von einem Bedarf von „unter 30 Prozent“aus, in vielen Saarbrücke­r Stadtteile­n liege die Nachfrage dagegen bei rund 50 Prozent.

Vorhanden sind zurzeit allerdings nur genügend Plätze, um einen Bedarf von 29 Prozent zu decken. Das sind, obwohl in den Städten und Gemeinden am Ausbau des Betreuungs­angebots gearbeitet wurde und wird, vier Prozentpun­kte weniger als vor zwei Jahren. Die Situation für Mütter und Väter, die einen Betreuungs­platz für ihre Kinder suchen, hat sich also verschlech­tert, räumt Peter Gillo ein. Das liege nicht an der Untätigkei­t seiner Verwaltung, die für die Erfüllung des Rechtsansp­ruchs zuständig ist. Grund für die schlechte Kunde sei „eine eigentlich gute Nachricht“: Es gibt mehr Kinder, als die Planer angenommen haben.

Das liege nicht nur am Zuzug von Flüchtling­sfamilien. Die schicken ihre Kinder selten in die Kita. Es gebe einen Trend, aus ländlicher­en Gegenden in den Ballungsra­um zu ziehen. Und auch die Paare, die schon länger hier leben, bekommen mehr Kinder, als die Statistike­r errechnet haben, sagt der Regionalve­rbandsdire­ktor.

Vor gut zwei Jahren waren im Regionalve­rband 7285 Kinder unter drei Jahren gemeldet, zwei Jahre später waren es 8425. So kommt es, dass die Lage sich verschärft hat, obwohl die Zahl der Plätze für diese Kinder seit Mitte 2015 von 2400 auf 2470 Plätze gestiegen ist.

Bei den Kindern zwischen drei und sechs Jahren sieht es ähnlich aus. Mitte 2015 waren es 9900, zwei Jahre später 10 700. Bis Mitte kommenden Jahres wird die Zahl laut Prognose des Regionalve­rbands auf 11 100 steigen. 2020, so hat man es im Dezernat von Petra Spoo-Ludwig, die unter anderem für die Planung zuständig ist, ausgerechn­et, werden 13 591 Kita-Plätze benötigt. Zurzeit sind aber nur 11 617 vorhanden. Also müssten schnell rund 2000 Kita-Plätze geschaffen werden. Das scheint aber nicht so einfach. Das Ganze kostet nämlich Zeit und Geld. Neue Plätze müssen zunächst zwischen dem Träger einer Kita (also etwa einer Kirche, einer Kommune

oder einem Wohlfahrts­verband), der Kommune, dem Regionalve­rband und dem Land abgeklärt werden. Das Jugendamt muss offiziell den Bedarf in einem Orts- oder Stadtteil feststelle­n und dann Gespräche mit möglichen Betreibern einer neuen Kita führen. Der Ausbau von bestehende­n Kitas muss im Vorschulen­twicklungs­plan geregelt werden. Hat das saarländis­che Bildungsmi­nisterium das Ganze dann bewilligt, geht es um die Finanzieru­ng durch das Land, die Kommunen, die Träger, den Regionalve­rband. So vergehen, sagt Peter Gillo, „von konkreter Planung bis Eröffnung mindestens drei Jahre“.

Bis 2020 habe der Regionalve­rband Saarbrücke­n zwar Investitio­nen von rund 40 Millionen Euro in neue Kitas geplant, aber damit ist das Problem wohl nicht ganz zu lösen, befürchtet Gillo.

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SYMBOLFOTO: JENS BÜTTNER/DPA Der Regionalve­rbandsdire­ktor geht davon aus, dass etwa ein Drittel der Eltern das Angebot der Kitas nutzen will.

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