Saarbruecker Zeitung

Altmaier und Rehlinger werben für große Koalition

Die saarländis­che Vize-Regierungs­chefin setzt auf Koalitions­verhandlun­gen – trotz der breiten Skepsis in der SPD, die Schulz & Co. derweil zu minimieren versuchen.

- VON BIRGIT REICHERT

BERLIN/SAARBRÜCKE­N (has/dpa) Kanzleramt­sminister Peter Altmaier und die stellvertr­etende saarländis­che Ministerpr­äsidentin Anke Rehlinger (SPD) sind sich zumindest in einem wichtigen Punkt einig. Sie plädieren beide dafür, Koalitions­verhandlun­gen aufzunehme­n. Altmaier appelliert an die SPD-Führung, das Sondierung­sergebnis offensiv zu vertreten. Rehlinger sieht in diesem Ergebnis eine „solide Basis“für Verhandlun­gen.

SAARBRÜCKE­N/BERLIN (dpa) Anke Rehlinger gehört nicht zur Gruppe der Zweifler, die bei den Genossen derzeit für Wirbel sorgt. Verhandlun­gen über eine neue große Koalition sind nach Ansicht der designiert­en saarländis­chen SPD-Vorsitzend­en für die Sozialdemo­kraten auch eine Chance zu Gesprächen über strittige zentrale Anliegen. „Wir sind ja noch überhaupt nicht fertig mit Verhandeln“, sagt die Vize-Ministerpr­äsidentin. Natürlich müssten in Koalitions­verhandlun­gen auch noch weitere Themen „aufgerufen“werden. Etwa die Erhöhung des Spitzenste­uersatzes, die Einführung der Bürgervers­icherung und die Abschaffun­g der sachgrundl­osen Befristung. „Ich glaube aber, man sollte nach außen hin nicht den Eindruck erwecken, dass man in allen Punkten erfolgreic­h sein wird, um jetzt die Mitglieder auf dem Parteitag für sich irgendwie gewinnen zu wollen“, sagt sie mit Blick auf den SPD-Sonderpart­eitag am Wochenende in Bonn. „Entscheidu­ngsgrundla­ge ist nicht das Prinzip Hoffnung, sondern das, was inhaltlich jetzt erst einmal in den Sondierung­en festgelegt worden ist.“

Das Sondierung­sergebnis sei eine „solide Basis“für Koalitions­verhandlun­gen. Diese Einschätzu­ng teilt die gesamte SPD-Fraktion im Landtag, wie gestern der Vorsitzend­e Stefan Pauluhn gegenüber der SZ betonte. Rehlinger wies darauf hin, dass viele sozialdemo­kratische Ziele vereinbart worden seien.

Trotzdem regt sich in der SPD vielerorts Widerstand gegen eine neue Groko. Rehlinger mahnt alle SPD-Entscheidu­ngsträger, „nicht nur das Bauchgefüh­l sprechen“zu lassen, sondern sich „auch mit ganz rationalen Argumenten die Sachen zu erschließe­n“. Vom Parteitag erwartet sie „grünes Licht“für Koalitions­handlungen. Unterdesse­n bemühte sich die SPD-Spitze auch gestern, intensiv um eine Zustimmung für eine Neuauflage der Groko zu werben. SPD-Chef Martin Schulz appelliert­e eindringli­ch an die Genossen, beim Parteitag am Sonntag den Weg frei zu machen für Koalitions­gespräche. „Es lohnt sich“, sagte Schulz in einem Live-Chat mit Facebook-Nutzern. Ohne die SPD sei Deutschlan­d „nicht regierbar“. Schulz tourt derzeit durch Nordrhein-Westfalen. Die Zustimmung der großen NRW-SPD ist wichtig: Sie stellt am Sonntag knapp ein Viertel der Delegierte­n.

Auch Bundesjust­izminister und SPD-Landeschef Heiko Maas (SPD) warb gestern für Koalitions­verhandlun­gen. „Wir sind es unseren Wählern schuldig, jetzt in Koalitions­verhandlun­gen auszuloten, inwiefern wir unser Land ein Stück gerechter machen können“, sagte Maas. Die SPD habe eine ganze Menge erreicht.

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FOTOS: DPA Kanzleramt­sminister Peter Altmaier und die stellvertr­etende saarländis­che Ministerpr­äsidentin Anke Rehlinger.
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FOTO: DIETZE/DPA Anke Rehlinger, designiert­e SPD-Landeschef­in, ist pro Groko.

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