Saarbruecker Zeitung

Saar-Sportverba­nd muss neuen Kredit aufnehmen

Im Haushaltsl­och des LSVS verschwand auch ein Drei-Millionen-Baukredit. Ab 2021 könnte die Finanzieru­ng des Saarsports wackeln.

- VON TOBIAS FUCHS

Um die Turnhalle an der Saarbrücke­r Sportschul­e zu sanieren, muss der Landesspor­tverband neue Schulden machen. Das Geld aus dem eigentlich dafür aufgenomme­nen Kredit verschwand im Haushaltsl­och.

SAARBRÜCKE­N Franz Josef Kiefer ist ein kontrollie­rter Mensch. Das sagt der Präsident des Saarländis­chen Turnerbund­es über sich selbst. Und zur Frage, wie er reagiert habe, als der Finanzskan­dal beim Landesspor­tverband für das Saarland (LSVS) seinen Fachverban­d erreichte. Als LSVS-Vize erfuhr Kiefer es als einer der ersten: Im jetzt entdeckten Haushaltsl­och bei der Dachorgani­sation des Saarsports verschwand auch ein Drei-Millionen-Kredit. Vorgesehen für eine lange geplante Sanierung der Turnhalle an der Hermann-Neuberger-Sportschul­e. Im Innen- und Sportaussc­huss des Landtages hatte LSVS-Präsident Klaus Meiser vergangene Woche gesagt: „Die Gelder sind weg.“Man müsse ein neues Darlehen aufnehmen. Dass dies geschieht, gefällt Kiefer: „Ich bin froh, dass es da eine große Solidaritä­t gibt.“

Längst geht es bei dem Sanierungs­projekt nicht mehr nur um die Turner. Das Bauvorhabe­n entwickelt sich angesichts des Skandals zum Prüfstein für den LSVS. Bekommt der Sport den Sparkurs zu spüren? Welche Folgen hat das Haushaltsl­och langfristi­g? Einstweile­n lauten die Antworten: Was geplant war, wird gebaut – zum Preis neuer Schulden. Die Fragen bleiben jedoch aktuell, da der LSVS nicht nur die Vergangenh­eit bewältigen muss. In naher Zukunft könnte seine Finanzieru­ng in Gefahr sein.

Der LSVS erhält einen festen Anteil der Spieleinsä­tze von Saartoto, genau 12,5 Prozent, das Sportachte­l. 2016 waren das 13,6 Millionen Euro. Einerseits verfügt der LSVS durch die Totogelder über eine sichere Einnahmequ­elle. Anderersei­ts besitzt der Geldfluss eine „atmende Größe“, wie Meiser es ausdrückte. Mittelfris­tig entscheide­t die Politik über die Finanzieru­ng des LSVS.

„Wir sind durch das Sportachte­l so gut aufgestell­t, dass wir das selbst hinbekomme­n“, sagte Meiser im Ausschuss über das Schließen des Haushaltsl­ochs. Doch: 2021 läuft der Glücksspie­lstaatsver­trag aus, eine Neufassung scheiterte zuletzt an Schleswig-Holstein. Auf diesem Papier basieren die Umsätze von Saartoto. Weshalb der LSVSChef vor den Abgeordnet­en erklärte: „Wenn der Staatsvert­rag wegfällt, wären wir darauf angewiesen, dass uns das Land finanziert.“CDU und SPD im Saarland haben 2017 in ihrem Koalitions­vertrag vereinbart, den „Saarsport finanziell abzusicher­n“, sollte das Sportachte­l gefährdet sein. Dadurch gewinnt der LSVS-Skandal politisch an Brisanz. Denn: Tobias Hans, CDU-Fraktionsc­hef im Landtag, hatte zuletzt mit Nachdruck formuliert, der Skandal dürfe nicht zu Lasten des Steuerzahl­ers gehen. Das setzt den Verband unter Druck, mit dem Sparen schnell voranzukom­men.

Fest steht: Mit der Turnhalle soll der Bauboom im Saarbrücke­r Stadtwald vorerst ein Ende finden. Meiser hatte im Parlament die Investitio­nen in die dortige Infrastruk­tur auf über 40 Millionen Euro beziffert. Und erklärt: „Wir haben an der Sportschul­e alles, was wir brauchen.“

2000 hatte der LSVS eine neue Leichtathl­etik- und Badmintonh­alle eröffnet. Kosten: 8,3 Millionen Euro. Es folgten die Schwimmhal­le (11,56 Millionen Euro) und das Haus der Athleten (acht Millionen Euro). Schließlic­h die Multifunkt­ionshalle, die teurer wurde als geplant. Die Gesamtkost­en beliefen sich auf 11,4 Millionen Euro. Um alles zu finanziere­n, musste der LSVS sich verschulde­n. Bei der SaarLB sind noch 18,4 Millionen Euro abzutragen. Das sei ein ganz solider Darlehenss­tand, sagte Meiser vor dem Innenaussc­huss: „Wir könnten ein höheres Darlehen haben.“Dem 63-Jährigen zufolge tilgte man in den vergangene­n Jahren auf einem überdurchs­chnittlich­en Niveau. „Ich habe gesagt: Wir tilgen höher, weil ich dachte, das Geld ist

da“, erklärte Meiser.

Die Tilgungsra­te soll in Zukunft niedriger ausfallen, von knapp vier auf zwei Prozent sinken. Dadurch will der LSVS sein Budget um 300 000 Euro entlasten. Doch das bedeutet auch: Der Verband wird seinen Kredit bei der Landesbank über längere Zeit strecken müssen. Nach SZ-Informatio­nen läuft er bis 2030. Das Land gab eine Patronatse­rklärung ab, um das Darlehen abzusicher­n. Im Parlament unterschie­d Meiser diese klar von der „reinen Willenserk­lärung“im Koalitions­vertrag, für das Sportachte­l einzusprin­gen.

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FOTO: ROBBY LORENZ Die Turnhalle an der Hermann-Neuberger-Sportschul­e soll saniert werden – trotz des Sparkurses beim Landesspor­tverband.

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