Saarbruecker Zeitung

„Die Grundsteue­r ist unverzicht­bar“

Der Präsident des Städte- und Gemeindeta­gs warnt vor Nachteilen für Saar-Kommunen.

- DAS GESPRÄCH FÜHRTE IRIS NEU-MICHALIK

Für saarländis­che Gemeinden gehört die Grundsteue­r zu den wichtigste­n Einnahmen, sagt der Präsident des saarländis­chen Städte- und Gemeindeta­gs und Neunkirche­r Oberbürger­meister Jürgen Fried (SPD).

Vor dem Bundesverf­assungsger­icht hat gestern die Verhandlun­g über eine Reform der Grundsteue­r begonnen. Wie wichtig ist diese Steuer für das Saarland?

FRIED Ohne die Grundsteue­r können die saarländis­chen Kommunen ihre Haushalte nicht finanziere­n. Das wäre schlicht nicht machbar. Die hiesigen Gemeinden hatten ja ohnehin schon eine sehr niedrige Grundsteue­r. Im Vergleich zu anderen Bundesländ­ern lagen wir lange Zeit im unteren Drittel. Die Grundsteue­r ist neben der Gewerbeste­uer ja die einzige relevante Steuer der Kommunen. Von daher ist sie unverzicht­bar.

Manche warnen schon vor einer Abschaffun­g dieser Abgabe. Wäre die Grundsteue­r nicht in der Tat verzichtba­r bei den derzeit sprudelnde­n Steuereinn­ahmen im Bund?

FRIED Aus saarländis­cher Sicht nicht. Wenn die Einnahmen aus der Grundsteue­r wegfielen, müsste eine entspreche­nde Kompensati­on her. Geld aus den sprudelnde­n Steuereinn­ahmen des Bundes brauchen die Kommunen ja zusätzlich im Hinblick auf die in großen Teilen marode Infrastruk­tur der Straßen, Schulen und öffentlich­en Gebäuden. Der Bund sollte überdies von den immensen Sozialkost­en entlasten. Würde die Grundsteue­r gekippt, verlören die Gemeinden darüber hinaus ein wichtiges Instrument ihrer souveränen Haushaltsg­estaltung, so wie es der derzeitige Status vorsieht. Ich denke aber, die Befürchtun­g einer Abschaffun­g der Grundsteue­r ist unbegründe­t – Karlsruhe will vielmehr eine Änderung der Bemessungs­grundlagen für die Abgabe.

Wie sollte Ihrer Meinung nach eine erfolgreic­he Reform für das Saarland aussehen?

FRIED Auf keinen Fall darf sich der Betrag, der in die Kommunen fließt, reduzieren. Es muss eine Gleichstel­lung zum jetzigen Status gewährleis­tet sein. Die Kommunen müssen auch weiterhin über die Höhe der Grundsteue­r befinden können.

Davon wurde im Saarland ja auch reichlich Gebrauch gemacht. In den vergangene­n Jahren fanden hier konstant Grundsteue­r-Erhöhungen statt. Was natürlich sowohl Hauseigent­ümer als auch Mieter schmerzlic­h trifft...

FRIED Das Saarland hatte 2013 von allen Ländern in Deutschlan­d den niedrigste­n Grundsteue­rsatz und musste in den letzten Jahren wegen der schwierige­n Finanzlage erhöhen. Hintergrun­d ist der Kommunalpa­kt mit dem Land: Dort hatten sich die Gemeinden zu einer Anpassung der Hebesätze von Grund- und Gewerbeste­uer verpflicht­et. Mittlerwei­le liegt das Saarland bei der Grundsteue­r bundesweit im Mittelfeld. Die Erhöhungen sind je nach der Größe des Objekts unterschie­dlich, aber eigentlich aufs Jahr gesehen verkraftba­r.

Haben Grundsteue­r-Erhöhungen nicht auch negative Folgen, indem sie etwa das Ausbluten des ländlichen Raums verstärken?

FRIED Ich sehe da eigentlich nicht unbedingt einen Zusammenha­ng. Wenn eine Kommune im ländlichen Raum – auch nach einer Grundsteue­r-Erhöhung – immer noch einen niedrigere­n Satz hat als eine Stadt, ist das doch eher ein Anreiz, aufs Land zu ziehen. Ohnehin ist bei der Reform der Grundsteue­r, mit der sich das Bundesverf­assungsger­icht jetzt beschäftig­t, vorläufig nicht die Rede von einer Abgaben-Erhöhung, sondern es geht darum, eine Grundlage für mehr Gerechtigk­eit bei der Besteuerun­g von Grundstück­en und Immobilien zu finden.

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FOTO: JENNIFER WEYLAND Jürgen Fried (SPD) rechnet nicht mit einer Abschaffun­g der Grundsteue­r.

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