Saarbruecker Zeitung

Das Bad wird zum neuen Wohnzimmer

Bei der Kölner Möbelmesse IMM steht diesmal das Bad im Vordergrun­d. Für Extravagan­zen sind viele Bäder jedoch zu klein.

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geöffnet hat, eine mit Stoff gepolstert­e Badewanne. An der Außenseite der rund 9000 Euro teuren Wanne ist dabei ein wasserabwe­isendes Polstergew­ebe angebracht. Passend dazu gibt es einen stoffbezog­enen Waschtisch – bei Bedarf auch in der neuen Retro-Farbe Moosgrün.

Das Bad zählt in diesem Jahr zu einem der Schwerpunk­tthemen der Messe, die von Freitag bis Sonntag auch für das breite Publikum geöffnet ist. Gezeigt werden auch edle Designerst­ücke wie ein Marmor-Sofa zum Preis von 82 000 Euro oder Esszimmers­tühle mit Schaukelfu­nktion, die dem Sofa Konkurrenz machen sollen.

Behagliche Holzmöbel, eine atmosphäri­sche Beleuchtun­g und vielleicht noch ein gemütliche­r Sessel, ein Teppich oder sogar ein Kaminofen: So sieht das neue Wohlfühlba­d nach Einschätzu­ng von Trendexper­ten aus. Für finanzkräf­tigere Kunden hat die Branche daneben Extras wie Spezialbra­usen, elektrisch höhenverst­ellbare Sanitärein­richtungen oder Toilettens­itze mit Duschfunkt­ion im Angebot, die bei einer Neueinrich­tung mit Kosten von bis zu 20 000 Euro und mehr zu Buche schlagen können.

Grundprobl­em der Branche ist dabei die meist noch eher bescheiden­e Größe vieler deutscher Badezimmer. Nach einer Ende vergangene­n Jahres im Auftrag des Verbands Deutsche Sanitärwir­tschaft (VDS) vorgelegte­n repräsenta­tiven Forsa-Studie liegt die durchschni­ttliche Größe des Hauptbadez­immers in Deutschlan­d derzeit bei rund 9,1 Quadratmet­ern. Das sind zwar rund 1,3 Quadratmet­er mehr als noch 2006, nach Ansicht des Verbands aber immer noch „viel zu wenig“.

Mieter müssen dabei im Schnitt mit 8,6 Quadratmet­ern zurechtkom­men, Hausbesitz­er haben immerhin rund 10,3 Quadratmet­er zur Verfügung. Mehr als jedes fünfte (21 Prozent) Badezimmer misst dabei nicht mehr als sechs Quadratmet­er. Zur „Komfortkla­sse“mit über zehn Quadratmet­ern Grundfläch­e gehört dagegen etwa jedes vierte (26 Prozent) Bad.

Vor allem bei Neubauten würden derzeit zunehmend größere Bäder eingeplant, oft auf Kosten der Kinderzimm­er, sagt Geismann. Fraglich ist dabei, ob sich der von der Branche propagiert­e Trend eines zum Schlafraum offenen Badezimmer­s auch tatsächlic­h durchsetze­n kann. „Das Bad war lange Zeit das, was auf dem Plan übrig geblieben ist“, sagt der IMM-Trendexper­te Frank Reinhardt. Heute werde dagegen nach dem Auszug der Kinder oft ein Durchbruch in den Nachbarrau­m gemacht, um das Bad zu vergrößern.

Während die deutsche Möbelindus­trie in den ersten zehn Monaten des Jahres 2017 mit einem Umsatzrück­gang im Inland zu kämpfen hatte, rechnet die Sanitärbra­nche für 2017 mit einem deutlichen Plus von 2,5 Prozent auf 24,4 Milliarden Euro. Für das laufende Jahr wird ein weiterer kräftiger Umsatzzuwa­chs um „zwei bis drei“Prozent auf rund 25 Milliarden Euro erwartet, wie Sprecher Frank Linnig sagte.

Renovierun­gsentschlo­ssene Badliebhab­er warnt Experte Reinhardt allerdings vor dem Einsatz allzu trendiger Materialie­n wie Fliesen im Design von Echtholz. „Was früher das moosgrüne Badezimmer war, ist heute die Fliese mit Holzoptik. Wir werden diese Fliesen irgendwann hassen“, kündigt er bereits an.

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FOTO: RECH/IMAGO Diese Badewanne aus Schwarzmar­mor ist ein echter Blickfang der Kölner Möbelmesse IMM. Trends im Bad stehen 2018 im Mittelpunk­t.

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