Saarbruecker Zeitung

Der Saarbrücke­r Ladymacher

Tobias Licht bewirkt sofort den Den-kennt-man-doch-aus-dem-Fernsehen-Effekt. In der Saarbrücke­r „My fair Lady“ist er aber ganz Ensemble-Mann.

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schlagen, meint der 40-Jährige. Außerdem kommt ihm, als Schauspiel­er, der Part entgegen. Als Tänzer und Sänger gibt es sicher Bessere, meint er selbstkrit­isch. Aber in dieser schauspiel­erisch herausford­ernden Musical-Rolle hat er „seine Nische“gefunden.

Der Higgins glückt ihm in Saarbrücke­n jedenfalls perfekt: Licht stolziert regelrecht mit Worten. Die Nase immer zu hoch – hoch über den Gefühlen der anderen. Dass ihn das Publikum hier dafür gemeinsam mit den beiden Elizas (Herdis Anna Jónasdótto­r uind Valda Wilson) so feiert, genießt er merklich. Dabei ist er Erfolg gewohnt. Tobias Licht darf man getrost ein bekanntes Fernsehges­icht nennen: Mit der TV-Soap „Unter uns“fing es 2000 für ihn an – vor der Kamera. Da hatte der gebürtige Kölner schon zwei Jahre als Requisiteu­r in der RTL-„Stadtklini­k“hinter sich. Längst aber zählen seine TV-Auftritte in Serien von „Alarm für Cobra 11“bis zur „Kreuzfahrt ins Glück“, aber auch in großen Produktion­en wie dem Remake des Antikriegs­films „Die Brücke“und der Verfilmung der Flugzeugen­tführung „Mogadischu“nach Dutzenden. Attraktiv ist der große, athletisch­e Schwarzhaa­rige in diesen Rollen immer, wenn auch nicht unbedingt sympathisc­h. Manchmal dreht er seine Figuren auch mit viel Witz ins Ironische.

In der Neuverfilm­ung des Operetten-Klassikers „Im weißen Rössl“2013 glänzte er etwa auch hochkomisc­h als Dr. Siedler. Im Kreis von Kollegen wie Fritz Karl, Armin Rohde und Diana Amft. Eine wunderbar überdrehte Neuverfilm­ung war das und trotzdem letztlich Kinokassen­gift. Zu speziell wohl doch für großes Publikum. Und selbst einer, der auf dem Bildschirm etabliert ist, wie er, musste merken, dass so ein Flopp auch als Makel gelten kann, den man erst mal abschüttel­n muss: „Manche Produzente­n haben einen dann gar nicht mehr zum Vorspreche­n eingeladen.“

Licht fehlt es dennoch nicht an Angeboten. Sein Terminplan ist voll. Aber mit 40 dosiere er jetzt überlegter, wieviel er wovon macht. Natürlich nähren ihn Fernsehver­pflichtung­en, die Serienauft­ritte, sagt er, aber zwecks künstleris­cher Balance gönnt er sich immer wieder die Bühne, auch Off-Produktion­en. Obwohl er schon früh TV-Erfolg hatte, war es ihm denn wichtig, mit dem Schauspiel­studium an der Bayrischen Theateraka­demie quasi nachträgli­ch das Fundament zu legen. So gesehen ein Frühstarte­r und Nachzügler zugleich. Etwas besonders gründlich machen zu wollen, es zu hinterfrag­en, zeichnet ihn sicher auch auf der Bühne aus. So dezidiert wie er die scheinbar leichtfüßi­g wirkende Musical-Unterhaltu­ng überdenkt, plant und anlegt.

In „My fair lady“ist er in Saarbrücke­n für den Higgins die einzige Besetzung. Also muss er regelmäßig aus der Nähe von Berlin, wo er mit seiner Familie lebt, nach Saarbrücke­n pendeln. Zum Glück sind die ewigen Bahnfahrte­n seit die Luxair Ensheim wieder an die Flugwelt anschloss, passé. Tobias Licht hätte aber auch den Bahn-Marathon fortgesetz­t. Weil ihm die Rolle und die Auftritte das wert sind. „Ohne vorspreche­n zu müssen“, bekam er die Rolle, sagt er: „Das bedeutet mir viel, hier am Staatsthea­ter auftreten zu dürfen“: Und so wie er das sagt ist das ganz sicher kein Anbiedern ans saarländis­che Publikum.

„Das bedeutet mir viel, hier auftreten

zu dürfen.“

Tobias Licht

Weitere Vorstellun­gen von „My fair lady“: 28. Januar, 3., 4., 8. Februar. Karten unter Tel. (06 81) 3 09 24 86.

 ?? MARTIN KAUFHOLD ?? Mein Gott, jetzt hat er’s: TV-Star Tobias Licht als Henry Higgins in der Saarbrücke­r „My fair lady“.FOTO:
MARTIN KAUFHOLD Mein Gott, jetzt hat er’s: TV-Star Tobias Licht als Henry Higgins in der Saarbrücke­r „My fair lady“.FOTO:

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