Saarbruecker Zeitung

Alexa reagiert auch auf „Alexander“

Ve rbrauche rschütze r warne n davor, dass dig itale Sprachassi­ste nte n unaufg e forde rt aufze ichne n könne n.

- VON NINA SCHEID

DÜSSELDORF/BERLIN „Alexa, wie wird das Wetter heute?“oder „Siri, such im Internet nach einem Taxiservic­e in der Nähe“– Sprachassi­stenten sind weltweit auf dem Vormarsch. Laut einer Studie des Bundesverb­ands Digitale Wirtschaft (BVDW) hat mehr als die Hälfte der Deutschen bereits einmal digitale Sprachassi­stenten genutzt. Experten üben jedoch immer wieder Kritik am Datenschut­z solcher Funktionen, denn Alexa, Siri und Co. hören nicht nur zu, sondern sammeln auch Daten. Das kann besonders dann gefährlich werden, wenn Nutzer nicht merken, dass die Assistente­n gerade zuhören und aufzeichne­n.

Die Marktwächt­er der Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen haben digitale Sprachassi­stenten unter die Lupe genommen. Als Testobjekt wurde der Echo-Lautsprech­er mit Alexa von Amazon gewählt. Um die Funktion zu aktivieren, müssen Nutzer entweder „Alexa“, „Amazon“, „Echo“oder „Computer“am Anfang eines Satzes sagen. Hört der Assistent eines dieser Schlagwört­er, zeichnet er auf und gibt Antwort. Die Verbrauche­rschützer haben jedoch herausgefu­nden, dass Alexa nicht nur bei den vorgesehen­en Signalwört­ern mithört.

Im Test der Marktwächt­er reagierte Alexa auch auf ähnlich klingende Wörter wie „Alexander“oder „Amazonas“. In Einzelfäll­en habe sich die Sprachassi­stentin sogar bei starken Abwandlung­en wie „Komm, Peter“anstatt „Computer“eingeschal­tet. Dr. Ayten Öksüz vom Marktwächt­er-Team sieht das kritisch: „Unser Reaktions-Test zeigt, dass sich Verbrauche­r nicht darauf verlassen können, dass digitale Sprachassi­stenten nur dann aufzeichne­n und Gesprächsi­nhalte an die Anbieterse­rver weitergebe­n, wenn der Nutzer es auch wirklich beabsichti­gt.“

Da solche Geräte ihre Umgebung stets abhören müssen, um auf Schlagwört­er reagieren zu können, stehe die Frage im Raum, welche Daten abgehört und wo diese verarbeite­t würden. Die Verbrauche­rschützer befürchten, dass Amazon dadurch Einblick in die Privatsphä­re nehmen kann, ohne dass der Nutzer dies möchte. Es könne sogar sein, dass er gar nicht merke, dass gerade jemand zuhöre.

Laut eigener Angaben nutzt das Unternehme­n die gesammelte­n Daten zum Beispiel dafür, seine Dienste zu verbessern. Für Öksüz reicht diese Angabe nicht aus. „Die Aussage von Amazon ist vage und konkretisi­ert nicht die genaue Datenverwe­ndung.“Sie befürchtet, dass die Nutzerdate­n auch an alle anderen Amazon-Dienste weitergele­itet werden könnten.

Ayten Öksüz erklärt, dass viele Verbrauche­r verunsiche­rt seien,

„Verbrauche­r können sich nicht darauf verlassen, dass Sprachassi­stenten nur dann aufzeichne­n, wenn sie

es beabsichti­gen.“

Dr. Ayten Öksüz Marktwächt­er-Team der Verbrauche­rzentrale Nordrhein-Westfalen was die smarten Alltagshel­fer betrifft. Beschwerde­n hätten gezeigt, dass viele etwa fürchten, von den Lautsprech­ern abgehört und überwacht zu werden. Deshalb planen die Verbrauche­rschützer, digitale Sprachassi­stenten auch weiterhin zu überprüfen.

Sie weisen aber auch darauf hin, dass die Ergebnisse ihres aktuellen Tests nicht ohne Weiteres auf alle digitale Sprachassi­stenten übertragba­r seien. Ihr Test mache jedoch auf die grundlegen­de Problemati­k digitaler Sprachassi­stenten aufmerksam.

Amazons Echo mit Alexa war einer der ersten smarten Lautsprech­er auf dem Markt. Andere Anbieter zogen nach. So können Verbrauche­r mittlerwei­le auch auf Google Home mit dem Google Assistant oder Apples Homepod mit der von iPhones bekannten Siri zurückgrei­fen. Ebenso haben Microsoft und Samsung mit Cortana beziehungs­weise Bixby ihre eigenen Sprachassi­stenten. Laut einer Einschätzu­ng der Marktforsc­hungsfirma Canalys soll sich Amazon jedoch mit dem Echo bislang rund zwei Drittel der weltweit verkauften smarten Lautsprech­er sichern.

 ?? FOTO: GABBERT/DPA ?? Der Echo-Lautsprech­er von Amazon hört seine Umgebung immer ab, um auf Zurufe reagieren zu können. Wer das nicht möchte, kann das Mikrofon des Geräts ausschalte­n.
FOTO: GABBERT/DPA Der Echo-Lautsprech­er von Amazon hört seine Umgebung immer ab, um auf Zurufe reagieren zu können. Wer das nicht möchte, kann das Mikrofon des Geräts ausschalte­n.

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