„Friederike“bringt Tod und Zerstörung
Mindestens sechs Tote, Zerstörung und Verspätungen bei der Bahn: Ein Orkantief hat gestern Deutschland heimgesucht.
seit mehr als zehn Jahren in Deutschland hat gestern mindestens sechs Menschen das Leben gekostet. „Friederike“fegte mit Spitzengeschwindigkeiten von 203 Stundenkilometern über weite Teile des Landes und ließ auch dieses Verkehrsschild in Thüringen auf eine Straße krachen. Im Saarland kam es nur zu kleineren Schäden. Allerdings steigt hierzulande die Hochwassergefahr, eine erneute Sperrung der Saarbrücker Stadtautobahn wurde am Abend vorbereitet.
(dpa) Es ist kurz vor 11 Uhr, als die Bahn entscheidet, den Zugverkehr in Nordrhein-Westfalen einzustellen. „Due to storm“– aufgrund von Sturm – fährt hier vorerst kein Zug mehr. Im Laufe des Tages folgen auf dem rasanten Weg des Orkantiefs „Friederike“weitere Bundesländer – am Nachmittag gar der gesamte Fernverkehr. Heute soll sich der Bahnverkehr wieder normalisieren, teilte das Unternehmen mit. Zu Verzögerungen könne es noch in Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen kommen.
Gestern morgen trifft „Friederike“zunächst auf Belgien und die Niederlande und sorgt dort für reichlich Chaos. Zahlreiche Bäume werden entwurzelt, eine Autofahrerin von einem umfallenden Baum erschlagen. In den Niederlanden sterben zwei Menschen durch umstürzende Bäume und abgebrochene Äste.
Wenig später erreicht der Orkan dann Nordrhein-Westfalen. Auf einem Campingplatz am Rhein bei Emmerich wird ein 59-Jähriger von einem Baum erschlagen. Im westfälischen Lippstadt kommt ein 68-Jähriger bei einem Verkehrsunfall ums Leben. In Bad Salzungen in Thüringen wird ein Feuerwehrmann von einem umstürzenden Baum getötet. Ein Mitglied der Freiwilligen Feuerwehr stirbt bei einem Sturmeinsatz im sauerländischen Sundern. In Brandenburg verunglückt ein Lkw-Fahrer.
Auf vielen Autobahnen und Landstraßen blockieren umgestürzte Bäume und vom Wind umgeworfene Lastwagen den Verkehr. In der Düsseldorfer Fußgängerzone liegen Tische und Stühle in Haufen übereinander. Die Stadt Köln sperrt das Gelände rund um den Dom teilweise und warnt vor Steinschlag. In einigen Bundesländern schließen Schulen, Zoos und Museen. Mehrere Flughäfen streichen Flüge.
Während „Friederike“noch im Westen tobt, werden auf dem Brocken bereits Windgeschwindigkeiten von rund 100 Kilometern pro Stunde gemessen. Am frühen Nachmittag sind es nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes dann mehr als 200 Stundenkilometer. Er spricht nun von einem „Orkan der Königsklasse“. In Norddeutschland wird „Friederike“von teils heftigem Schneefall begleitet.
In Köln gab es eine stürmische Geburt. Dort brachte eine Frau ihr Baby in einem Auto zur Welt. Vater und Mutter waren zur Entbindung auf dem Weg in die Klinik, als eine sturmbedingte Straßensperrung die pünktliche Ankunft zunichte machte, berichtete die Feuerwehr. Der kleine Anton erblickte noch vor Ankunft von Rettungsdienst und Notarzt im Auto das Licht der Welt.