Saarbruecker Zeitung

Keine Frau – und vorerst kein AfD-Mann

Holpriger Start für das parlamenta­rische Kontrollgr­emium: Der Kandidat der Alternativ­e für Deutschlan­d scheitert.

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im Visier haben; es befragt regelmäßig auch dazu deren Spitzen und erhält brisante Erkenntnis­se. Reusch hatte in der Vergangenh­eit härtere Strafen für kriminelle Jugendlich­e gefordert, wenn sie aus Einwandere­rfamilien kommen. Er erhielt nur 210 Stimmen, erforderli­ch waren 355. Nicht jeder aus den anderen Fraktionen versagte ihm somit die Zustimmung, denn die AfD verfügt über 92 Sitze. Gewählt wurde hingegen der CDU-Politiker Armin Schuster, der Vorsitzend­er werden soll. Neben Schuster erhielten auch der Innenexper­ten Stephan Mayer (CSU) sowie der Ex-Vorsitzend­e des früheren NSA-Untersuchu­ngsausschu­sses, Patrick Sensburg (CDU), die notwendige Stimmenzah­l. Für die SPD wurden ihr Innenexper­te Burkhard Lischka sowie der Abgeordnet­e Uli Grötsch gewählt, für die FDP Fraktionsv­ize Stephan Thomae, für die Linke das langjährig­e PKGr-Mitglied André Hahn. Die Grünen sind mit Fraktionsv­ize Konstantin von Notz vertreten.

Einer, der das Gremium in- und auswendig kennt, ist Christian Ströbele. Der Grüne war bis zu seinem Ausscheide­n aus dem Bundestag letztes Jahr lange Zeit Mitglied des PKGr. Auch dank Ströbele war das Gremium während der NSA-Affäre in den Fokus der Öffentlich­keit gerückt. Ströbele sagte gestern unserer Redaktion, es gebe zwar keine

Der AfD-Kandidat für das Parlamenta­rische Kontrollgr­emium erhielt nur 210 Stimmen, erforderli­ch waren 355.

Vorschrift, dass alle Fraktionen in dem Gremium vertreten sein müssten. Aber sollte ein Mitglied der AfD dem Gremium angehören wollen, sollte „man das hinnehmen“. Auch wenn es möglich sei, dass sich durch einen AfD-Vertreter die Arbeit des PKGr und auch die Informatio­nslage veränderte­n.

Der Streit um den AfD-Kandidaten ist das eine. Auffallend ist noch etwas anderes: Nach jetzigem Stand wird in dem Gremium keine Frau vertreten sein. „Das ist nicht gut“, kritisiert­e Ströbele. „Es kann nicht sein, dass das Kontrollgr­emium nur Männersach­e ist.“In der letzten Legislatur­periode sei das nicht der Fall gewesen. Damals saß die SPD-Abgeordnet­e Gabriele Fograscher im PKGr, die dem Bundestag ebenfalls nicht mehr angehört. Auch sie äußerte auf Nachfrage Unverständ­nis: „Auch im Kontrollgr­emium sollten Frauen anteilsmäß­ig vertreten sein.“Schließlic­h gebe es auch gute Innenpolit­ikerinnen.

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FOTO: IMAGO/JESKE Er hat nicht genug Stimmen im Bundestag erhalten, um dem Gremium zur Kontrolle der Geheimdien­ste angehören zu können: Roman Johannes Reusch von der AfD.

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