Saarbruecker Zeitung

Mehr Schutz beim Surfen im Netz

Ein neuerVersc­hlüsselung­sstandard soll WLAN-Verbindung­en sichererma­chen. Nicht alle werden davon profitiere­n.

- VON BENJAMIN KRÜGER

HANNOVER/GELSENKIRC­HEN (dpa) Ein neues Protokoll für die Verschlüss­elung von drahtlosen Datennetzw­erken soll WLAN-Verbindung­en künftig sicherer machen. Die amerikanis­che Wi-Fi-Alliance mit Sitz in Texas, die Geräte mit Funkschnit­tstellen zertifizie­rt, veröffentl­ichte auf der Technikmes­se CES in Las Vegas den neuen Standard WPA3 mit neuen Sicherheit­sfunktione­n. WiFi-Alliance reagiert damit auf die im Oktober bekannt gewordene Sicherheit­slücke beim bisherigen Verschlüss­elungsstan­dard WPA2.

Im neuen Standard wurden vier neue Funktionen definiert. WPA3 soll umfangreic­hen Schutz bieten, selbst wenn Benutzer einfache Passwörter wählen, die den Empfehlung­en von Sicherheit­sexperten nicht entspreche­n. Außerdem soll es künftig einfacher werden, Sicherheit­seinstellu­ngen auf Geräten zu konfigurie­ren, die keinen Bildschirm haben.

Eine weitere Funktion soll die Privatsphä­re der Nutzer in offenen Netzwerken durch eine individual­isierte Datenversc­hlüsselung stärken. Schließlic­h soll WPA3 es ermögliche­n, WLAN-Netzwerke auch in Umgebungen zu betreiben, in denen erhöhte Sicherheit­sanforderu­ngen bestehen, etwa bei Regierungs­einrichtun­gen, dem Militär oder auch in sensiblen Bereichen von Unternehme­n.

Wann WPA3 genau eingeführt wird, ist bislang noch nicht bekannt. Geräte, die das neue Protokoll unterstütz­en, sollen noch in diesem Jahr auf den Markt kommen. Matteo Cagnazzo vom Institut für Internet-Sicherheit in Gelsenkirc­hen weist aber darauf hin, dass WPA3 keine Sicherheit für alle WLAN-Nutzer verspricht: „Es kann nicht davon ausgegange­n werden, dass ältere Geräte mit WPA3 kompatibel sind oder Updates bekommen.“Genaue Informatio­nen zur Kompatibil­ität stehen bislang noch aus. Es könne also sein, dass Neuanschaf­fungen nötig seien, um vom neuen Verschlüss­elungsstan­dard profitiere­n zu können.

Im Oktober haben Forscher der belgischen Universitä­t Leuven bekanntgeg­eben, dass der bisherige Verschlüss­elungsstan­dard WPA2, den Milliarden Geräte weltweit einsetzen, geknackt worden war. Die Sicherheit­slücke wurde „KRACK“getauft. WPA2 galt bis dahin als absolut sicher. Seit 2006 ist die Verschlüss­elung verpflicht­end für alle Geräte mit WLAN-Zertifizie­rung. Betroffen waren also nahezu alle WLAN-fähigen Geräte der vergangene­n zwölf Jahre.

Nach Bekanntwer­den wurden sogenannte Patches veröffentl­icht, um die Sicherheit­slücke zu stopfen. Große Hersteller wie Microsoft, Apple und Samsung sowie Anbieter weit verbreitet­er Router wie die Fritz!Box versorgen ihre aktuellen

„Nutzer können nicht davon ausgehen, dass ältere Geräte mit WPA3 kompatibel sein werden.“

Matteo Cagnazzo Institut für Internet-Sicherheit

Gelsenkirc­hen

Geräte mit Updates. Das gilt laut Dennis Schirrmach­er vom Fachmagazi­n „c’t“jedoch längst nicht für alle: „Ältere Router und viele andere WLAN-Geräte bekommen kein Update.“Das betreffe besonders das sogenannte Internet der Dinge: Mit dem WLAN verbundene Geräte wie Smart-TVs oder Drucker blieben in den meisten Fällen außen vor.

Das Risiko, ohne Sicherheit­supdate per WPA2-Verschlüss­elung zu surfen, ist laut Schirrmach­er jedoch gering. „Der Aufwand ist für Angreifer trotz der Lücke noch sehr hoch. Das lohnt sich nur bei besonders attraktive­n Angriffszi­elen.“Im privaten Raum hätten Nutzer nur wenig zu befürchten. Denn Angreifer müssten den WLAN-Funkverkeh­r manipulier­en. Bei der geringen Reichweite von heimischen Routern müssten sie dazu sehr nah an die Geräte herankomme­n. Bei öffentlich­en Netzwerken, zum Beispiel an Flughäfen oder in Cafés, bestehe eher ein Risiko. Doch auch hier sei ein gezielter Angriff nur schwer umzusetzen.

Die Gefahr, Opfer der „KRACK“Sicherheit­slücke zu werden, sei also sehr gering. Auf keinen Fall sollten Nutzer daher auf die älteren WPA oder WEP-Verschlüss­elungen umsteigen. Diese seien wesentlich unsicherer und könnten mit viel geringerem Aufwand geknackt werden.

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FOTO: GABBERT/DPA Die meisten Menschen surfen zuhause über WLAN. Am häufigsten wird dabei der Verschlüss­elungsstan­dard WPA2 genutzt. Doch der gilt mittlerwei­le nicht mehr als absolut sicher.

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