Saarbruecker Zeitung

Keith Jarrett: Das „Köln-Concert“wird zum Theaterstü­ck

Der Schauspiel­er Martin Huber und der Pianist Manuel Krass erarbeiten ein Stück über das legendäre Konzert. Premiere ist im Theater im Viertel.

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emotionale­n Beziehung, die viele Fans aus diversen Gründen dazu haben? Darauf, dass Jarrett es geschafft hat, Leute für den Jazz zu begeistern, die mit dieser Musik sonst nicht viel anfangen könnten? Oder auf dem organisato­rischen Chaos im Vorfeld, das fast dazu geführt hätte, dass das Konzert gar nicht stattgefun­den hätte?

„Das ausgefalle­ne Konzert“: So lautet nun auch der bewusst doppeldeut­ige Titel eines „Klavier-Konzert-Theaters“über das „Köln Concert“von und mit Martin Huber und Manuel Krass. Dabei stehen beziehungs­weise sitzen ein klavierspi­elender Schauspiel­er und ein schauspiel­ernder Pianist gemeinsam auf der Bühne des Theaters im Viertel ( TiV ). Eine Herausford­erung für beide, aber „wir haben nicht die Absicht, uns auf unserem jeweiligen Hauptgebie­t Konkurrenz machen zu wollen“, beteuern die zwei.

Martin Huber, geboren 1964, ist freier Regisseur und Schauspiel­er, engagiert im Netzwerk Freie Szene und im Bundesverb­and Freier Theater. Er führt theaterpäd­agogische Projekte durch, gastiert gelegentli­ch im Staatsthea­ter (SST) und macht außerdem Lesungen. Und seit 2007 realisiert er jährlich eine freie Produktion im TiV, allein oder mit anderen, etwa dem Figurenthe­aterspiele­r Dietmar Blume.

Hubers musikalisc­h-philosophi­sche „Monologe am Klavier“bilden nun die formale Vorlage für die Zusammenar­beit mit Manuel Krass, den er 2016 bei der Musik-Theater-Performanc­e „Flucht!“im Rahmen der Saarbrücke­r Sommermusi­k kennenlern­te.

Krass, Jahrgang 1988, ist Jazzpianis­t und liebt das Ausloten verschiede­ner Kunstforme­n, sei es die Verbindung aus Musik und Schauspiel (mit seinem Trio „Krassport“), Musik und Architektu­r (sein Projekt „Das Prinzip des Zufalls“bespielte 2015 ungewöhnli­che Räume) oder Musik und Tanz (2010 schrieb Krass im Auftrag des SST die Ballettmus­ik zu „Silent Mov(i)e“).

Seit 2012 ist Krass zudem Dozent für Jazz-Piano, Harmoniele­hre und Gehörbildu­ng an der Hochschule für Musik Saar. „Jetzt diese Menge an Text zu lernen, ging besser als befürchtet“, sagt Krass – Hubers Texte sind bekanntlic­h sperrig, aber als Musiker kommt Krass mit abstrakten Strukturen bestens klar. Huber schlüpft nun in die Rolle von Marius, der das „Köln Concert“akkurat nachspiele­n will. Tatsächlic­h gibt es Noten davon: Zwei fleißige Japaner haben sich unter Jarretts persönlich­er Aufsicht die Mühe gemacht, die Improvisat­ion Ton für Ton zu transkribi­eren. „Wenn ich so spielen könnte, wie ich wollte, würde ich genau so spielen!“, begründet Huber seine Faszinatio­n. Klaviersti­mmer Konstantin (Krass) dagegen fragt, welchen Sinn es macht, etwas – zudem etwas so Einmaliges – sklavisch nachzuspie­len. Dieser unter Musikern gerne geführte Disput über den Wert von Original und Kopie liefert den thematisch­en Knackpunkt des Stücks, das mit den Mitteln des Theaters musikalisc­h Außergewöh­nliches vermitteln will. Uraufführu­ng: Donnerstag, 1. Februar, 19.30 Uhr, TiV. Wieder: Freitag, Samstag, 2./3. Februar, gleiche Zeit, und Sonntag, 4. Februar, 17 Uhr. Karten, Infos: Tel. (0681) 390 46 02. www.dastiv.de

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FOTO: KERSTIN KRÄMER Manuel Krass (am Klavier) und Martin Huber, der Jazz-Pianist und der musizieren­de Schauspiel­er, erarbeiten gemeinsam ein musikalisc­hes Theaterstü­ck rund um Keith Jarretts legendäres Kölner Konzert.

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