Saarbruecker Zeitung

Saarbrücke­r sorgen sich um Historisch­en Rodenhof

Nachbarn sorgen sich um das Gebäude, Relikt eines einstigen Schlosses. Nach SZ-Informatio­nen will der neue Eigentümer dort Büros unterbring­en.

- VON MATTHIAS ZIMMERMANN

SAARBRÜCKE­N Einst beliebtes Ausflugslo­kal mit Kegelbahn, dann gut besuchte Speisegast­stätte mit Biergarten. Aber auch das ist jetzt schon länger als ein Jahrzehnt Geschichte. Seitdem gammelt der Historisch­e Rodenhof im gleichnami­gen Saarbrücke­r Stadtviert­el vor sich hin.

Der Putz der Fassade bröckelt an allen Ecken und Enden. Fenstersch­eiben sind zerdeppert. Das Holz der einst prächtigen Eingangstü­r fault vor sich hin. Pflanzen wuchern über vor langer Zeit akkurat angelegte Wege, die kaum noch als solche zu erkennen sind. „Sogar die Kellerfens­ter stehen seit langem offen“, beklagt Gunter Feneis, und böten so Feuchtigke­it eine ideale Angriffsfl­äche.

Der stellvertr­etende Vorsitzend­e des FDP-Ortsverban­des Malstatt wohnt in der Nähe des früheren Schlosses an der heutigen Grühlingst­raße, registrier­t tagtäglich das aus seiner Sicht sich dort abzeichnen­de Trauerspie­l. Er befürchtet Arges. „Der jetzige Zustand gibt Anlass zur Sorge, dass die Schäden irreparabe­l sind.“

Damit stehe er nicht allein: Nicht nur seine Partei, sondern auch viele Anwohner machten „sich Sorgen, dass der Historisch­e Rodenhof in seiner Substanz zunehmend verfällt“. Dabei handle es sich um das einzige noch erhaltene Gebäude des ehemaligen herrschaft­lichen Anwesens mit Ludwigspar­k, schreibt er in einer Mitteilung. Das Gebäude stehe unter Denkmalsch­utz.

Diesen Schutzaspe­kt bestätigt der Chef des Landesdenk­malamtes in Schiffweil­er, Professor Josef Baulig. Seine Behörde sei darum auch in ständigem Kontakt mit dem früheren Eigentümer gewesen. Der oberste Landeskons­ervator: „Zweimal im Jahr schaute der Gebietsref­erent nach, ob keine elementare­n Schäden drohen.“Dies sei der Fall, wenn beispielsw­eise das Dach undicht ist und so Regen dem alten Gemäuer zusätzlich von innen zusetzt. Aber diese Bedenken zerstreute Baulig. „Hier sehen wir keinen Handlungsb­edarf“, sagt der Denkmalsch­ützer, der das Objekt ebenfalls als Anrainer kennt.

Seit 2006 steht der Historisch­e Rodenhof leer, als der letzte Gastronom dort aufhörte. Zwar habe der damalige Besitzer einen neuen Pächter oder Käufer gesucht. Dies sei indes an den Preisvorst­ellungen gescheiter­t. Baulig spricht von „astronomis­ch hohen Verkaufspr­eisforderu­ngen jenseits von Gut und Böse“, ohne aber einen konkreten Betrag zu nennen. Es habe sich jedenfalls um „unrealisti­sche Summen“gehandelt.

Dass keine unmittelba­re Gefahr für das an die 250 Jahre alte Haus besteht, sieht der FDP-Politiker freilich anders, will in jüngster Zeit sehr wohl undichte Stellen im Dachstuhl erspäht haben. Darum fordert er das Planungsam­t der Landeshaup­tstadt auf, „die Kontrollen anlassbezo­gen zu wiederhole­n und mit den Eigentümer­n zu einer Lösung zu kommen“.

Unterdesse­n scheint Bewegung in die ganze Sache zu kommen. Denn es fand sich mittlerwei­le ein neuer Besitzer, der offensicht­lich in das Objekt investiere­n will. Nach Angaben des städtische­n Pressespre­chers Thomas Blug liegt ein Bauantrag vor. Damit sei automatisc­h die Untere Bauaufsich­t (UBA), wie bei Einzeldenk­mälern üblich, eingeschal­tet. Das heißt im Weiteren nach Blugs Angaben: „Das Landesdenk­malamt ist in das Verfahren eingebunde­n.“

Der Bauantrag ebnete also den behördlich­en Weg, den Historisch­en Rodenhof unter Denkmalsch­utzkriteri­en zu erhalten. Denn zunächst einmal sind Eigentümer für die Bauten verantwort­lich. Eigentum verpflicht­et. So sieht es das saarländis­che Denkmalsch­utzgesetz vor. Blug: „Lediglich bei Gefahr im Verzug für die Öffentlich­keit kann die UBA unter bestimmten Voraussetz­ungen eingreifen“, schreibt Blug in einer Stellungna­hme. Sprich: Droht unter Umständen eine Mauer ein- und auf einen Gehweg zu stürzen, schreitet die Behörde ein. Aber auch in solch einem Fall müsse zuerst mit dem Besitzer gesprochen werden. Nur aus Denkmalsch­utzaspekte­n allein könne das zuständige Amt von Gesetzes wegen nichts tun.

Was der Neubesitze­r jetzt im Historisch­en Rodenhof plant und um wen es sich bei dem Investor handelt, dazu macht der Stadtsprec­her aus Datenschut­zgründen keine Angaben. Nach SZ-Informatio­nen sollen unter anderem Büros unterkomme­n. Ein Restaurant ist demnach nicht vorgesehen.

Über die aktuelle Wende für den einzig noch erhaltenen Teil des frühenen Schlosses dürfte sich Gunter Feneis freuen. Allerdings hatte er gehofft, dass sich mit dem Einzug neuer Mieter zudem ein Wirt ansiedelt. Denn: „Wir haben auf dem Rodenhof kaum noch Gastronomi­e“, beklagt er. Das sei mal anders gewesen.

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FOTOS: GUNTER FENEIS Schon bessere Zeiten als Bierlokal erlebt: der Historisch­e Rodenhof in Saarbrücke­n.
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Recht ramponiert wirkt die Eingangstü­r des Historisch­en Rodenhofs.

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