Saarbrücker sorgen sich um Historischen Rodenhof
Nachbarn sorgen sich um das Gebäude, Relikt eines einstigen Schlosses. Nach SZ-Informationen will der neue Eigentümer dort Büros unterbringen.
SAARBRÜCKEN Einst beliebtes Ausflugslokal mit Kegelbahn, dann gut besuchte Speisegaststätte mit Biergarten. Aber auch das ist jetzt schon länger als ein Jahrzehnt Geschichte. Seitdem gammelt der Historische Rodenhof im gleichnamigen Saarbrücker Stadtviertel vor sich hin.
Der Putz der Fassade bröckelt an allen Ecken und Enden. Fensterscheiben sind zerdeppert. Das Holz der einst prächtigen Eingangstür fault vor sich hin. Pflanzen wuchern über vor langer Zeit akkurat angelegte Wege, die kaum noch als solche zu erkennen sind. „Sogar die Kellerfenster stehen seit langem offen“, beklagt Gunter Feneis, und böten so Feuchtigkeit eine ideale Angriffsfläche.
Der stellvertretende Vorsitzende des FDP-Ortsverbandes Malstatt wohnt in der Nähe des früheren Schlosses an der heutigen Grühlingstraße, registriert tagtäglich das aus seiner Sicht sich dort abzeichnende Trauerspiel. Er befürchtet Arges. „Der jetzige Zustand gibt Anlass zur Sorge, dass die Schäden irreparabel sind.“
Damit stehe er nicht allein: Nicht nur seine Partei, sondern auch viele Anwohner machten „sich Sorgen, dass der Historische Rodenhof in seiner Substanz zunehmend verfällt“. Dabei handle es sich um das einzige noch erhaltene Gebäude des ehemaligen herrschaftlichen Anwesens mit Ludwigspark, schreibt er in einer Mitteilung. Das Gebäude stehe unter Denkmalschutz.
Diesen Schutzaspekt bestätigt der Chef des Landesdenkmalamtes in Schiffweiler, Professor Josef Baulig. Seine Behörde sei darum auch in ständigem Kontakt mit dem früheren Eigentümer gewesen. Der oberste Landeskonservator: „Zweimal im Jahr schaute der Gebietsreferent nach, ob keine elementaren Schäden drohen.“Dies sei der Fall, wenn beispielsweise das Dach undicht ist und so Regen dem alten Gemäuer zusätzlich von innen zusetzt. Aber diese Bedenken zerstreute Baulig. „Hier sehen wir keinen Handlungsbedarf“, sagt der Denkmalschützer, der das Objekt ebenfalls als Anrainer kennt.
Seit 2006 steht der Historische Rodenhof leer, als der letzte Gastronom dort aufhörte. Zwar habe der damalige Besitzer einen neuen Pächter oder Käufer gesucht. Dies sei indes an den Preisvorstellungen gescheitert. Baulig spricht von „astronomisch hohen Verkaufspreisforderungen jenseits von Gut und Böse“, ohne aber einen konkreten Betrag zu nennen. Es habe sich jedenfalls um „unrealistische Summen“gehandelt.
Dass keine unmittelbare Gefahr für das an die 250 Jahre alte Haus besteht, sieht der FDP-Politiker freilich anders, will in jüngster Zeit sehr wohl undichte Stellen im Dachstuhl erspäht haben. Darum fordert er das Planungsamt der Landeshauptstadt auf, „die Kontrollen anlassbezogen zu wiederholen und mit den Eigentümern zu einer Lösung zu kommen“.
Unterdessen scheint Bewegung in die ganze Sache zu kommen. Denn es fand sich mittlerweile ein neuer Besitzer, der offensichtlich in das Objekt investieren will. Nach Angaben des städtischen Pressesprechers Thomas Blug liegt ein Bauantrag vor. Damit sei automatisch die Untere Bauaufsicht (UBA), wie bei Einzeldenkmälern üblich, eingeschaltet. Das heißt im Weiteren nach Blugs Angaben: „Das Landesdenkmalamt ist in das Verfahren eingebunden.“
Der Bauantrag ebnete also den behördlichen Weg, den Historischen Rodenhof unter Denkmalschutzkriterien zu erhalten. Denn zunächst einmal sind Eigentümer für die Bauten verantwortlich. Eigentum verpflichtet. So sieht es das saarländische Denkmalschutzgesetz vor. Blug: „Lediglich bei Gefahr im Verzug für die Öffentlichkeit kann die UBA unter bestimmten Voraussetzungen eingreifen“, schreibt Blug in einer Stellungnahme. Sprich: Droht unter Umständen eine Mauer ein- und auf einen Gehweg zu stürzen, schreitet die Behörde ein. Aber auch in solch einem Fall müsse zuerst mit dem Besitzer gesprochen werden. Nur aus Denkmalschutzaspekten allein könne das zuständige Amt von Gesetzes wegen nichts tun.
Was der Neubesitzer jetzt im Historischen Rodenhof plant und um wen es sich bei dem Investor handelt, dazu macht der Stadtsprecher aus Datenschutzgründen keine Angaben. Nach SZ-Informationen sollen unter anderem Büros unterkommen. Ein Restaurant ist demnach nicht vorgesehen.
Über die aktuelle Wende für den einzig noch erhaltenen Teil des frühenen Schlosses dürfte sich Gunter Feneis freuen. Allerdings hatte er gehofft, dass sich mit dem Einzug neuer Mieter zudem ein Wirt ansiedelt. Denn: „Wir haben auf dem Rodenhof kaum noch Gastronomie“, beklagt er. Das sei mal anders gewesen.