Saarbruecker Zeitung

Köllerbach­er Ringer verpassen Meistersch­aft

Ringer des KSV Köllerbach gewinnen Rückkampf gegen Burghausen, können Zwölf-Punkte-Rückstand aber nicht wettmachen.

- VON PATRIC CORDIER

Die Ringer des KSV Köllerbach haben den Final-Rückkampf um die deutsche Meistersch­aft gegen Wacker Burghausen zwar mit 14:12 gewonnen, für den Titel hätte aber ein Sieg mit mindestens zwölf Punkten hergemusst.

VÖLKLINGEN Das erneute Wunder blieb aus. Zwar konnten die Ringer des KSV Köllerbach am Samstagabe­nd den Rückkampf im Finale um die deutsche Mannschaft­smeistersc­haft gegen Wacker Burghausen mit 14:12 für sich entscheide­n. Das genügte aber nicht, um den Rückstand von zwölf Punkten aus dem Hinkampf wettzumach­en. So feierten die Bayern vor knapp 2000 Zuschauern in der Völklinger Hermann-Neuberger-Halle den ersten Titel ihrer Vereinsges­chichte. „Wir haben einen verdienten Meister, und wir hatten zwei würdige Finalkämpf­e“, urteilte Manfred Werner, der Präsident des Deutschen Ringer-Bundes (DRB), „beide Mannschaft­en haben auch während der Saison und in den Halbfinals Werbung für das Ringen gemacht.“

Den Köllerbach­ern blieb nur, fair zu gratuliere­n. „Die Enttäuschu­ng ist da, auch wenn es ja abzusehen war“, gestand Griechisch-Römisch-Spezialist Etienne Kinsinger, der bei seinem 8:0-Punktsieg über Andreas Maier erneut eine starke Leistung gezeigt hatte, „wir haben heute mit einer schwächere­n Mannschaft gewonnen, vielleicht ist das ein kleiner Trost.“Denn schon an der Waage war eigentlich klar, dass der KSV einen ähnlichen Kraftakt wie im Halbfinale gegen Adelhausen nicht wird vollbringe­n können. Da hatte man einen Neun-PunkteRück­stand aufgeholt.

Doch ausgerechn­et diesmal konnte man nur drei ausländisc­he Sportler aufbieten - vier sind erlaubt. Alberts Jurcenko und Melonin Noumonvi sind verletzt, Victor Lörincz und Laszlo Szabo mussten für den ungarische­n Verband antreten. „Vielleicht sollten sich die Verantwort­lichen mal darüber Gedanken machen, ob das Finale nicht schon im Dezember stattfinde­n kann“, ärgerte sich KSV-Kapitän Andrij Shyyka, „es ist doch bekannt, dass im Januar die Qualifikat­ionsturnie­re starten. So fehlen auf beiden Seiten Spitzenrin­ger. Das kann nicht im Interesse der Zuschauer sein.“

Die bekamen aber trotzdem einen spannenden Kampfabend geboten. Nach der erwarteten Niederlage von Sergio Schäfer gegen Mariusz Los (57 Kilo Greco), bestrafte OAleksande­r Khotsianiv­ski in der Klasse bis 130 Kilo Freistil Wackers Erik Thiele mit 16:0. Thiele war schon im Hinkampf gegen Gennadji Cudinovic nur durch seinen passiven Kampfstil aufgefalle­n. Auch die anderen KSV-Ausländer stachen. Mihail Sava (71 Kilo Freistil) machte mit Burghausen­s Vladimir Egorov kurzen Prozess. Einem Beingriff folgten sieben Durchdrehe­r in Folge – nach 75 Sekunden war der Kampf mit 16:0 deutlich entschiede­n. Auch Istvan Vereb (86 Kilo Freistil) behielt gegen Benjamin Sezgin mit 5:0 die Oberhand.

Dass der KSV Köllerbach vor allem auf deutsche Talente setzt, ist eine Tugend. Doch sie ist auch die Achillesfe­rse. Die Jungs zeigen beherzte Kämpfe, doch (noch) reichen Qualität und Erfahrung eben nicht, um Titel zu gewinnen. Bezeichnen­d der Kampf in 80 Kilo Greco. Der 24-jährige Marc-Antonio von Tugginer konnte eben nur eine Runde gegen Burghausen­s Urgestein Matthias Maasch mithalten. Der 31-Jährige zog nach der Pause von 1:0 auf 8:0 davon, holte damit die entscheide­nden Punkte zum Titelgewin­n. „Natürlich ist es etwas ganz Besonderes, mit seinem Heimatvere­in die deutsche Meistersch­aft zu holen“, sagte Maasch sichtlich berührt.

Auch der Ex-Riegelsber­ger Nico Zarcone nahm gegen den starken Beca Lomtadze sein Kämpferher­z in beide Hände. Doch auch der 23-jährige Freistiler (61 Kilo) musste nach dem 3:9 einräumen, dass es noch ein Stück Weg zur internatio­nalen Spitze ist. Timo Badusch (75 Kilo griechisch-römisch) gelang gegen Nationalma­nnschafts-Kollege Michael Widmayer eine knappe Revanche für die Hinkampfni­ederlage. Den letzten Kampf der Saison verlor Shyyka dann gegen Magomedmur­ad Gagzhiev (75 Kilo Freistil) mit 1:3. „Ich werde bis 2019 weitermach­en“, versprach der 37-jährige KSV-Kapitän.

„Der bittere Geschmack dieser Finalniede­rlage wird sich sicher bald ändern“, sagte Köllerbach­s Mannschaft­sverantwor­tlicher Thomas Geid, „wenn man sieht, mit welchen Verletzung­sproblemen wir immer wieder zu kämpfen hatten, ist dieser zweite Platz am Ende sicher ein Erfolg.“Einer, der am Samstag aber zuerst mal wehtat.

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FOTOS: SCHLICHTER Das Lächeln fällt den Ringern und Betreuern des KSV Köllerbach kurz nach der Final-Niederlage um die deutsche Meistersch­aft noch etwas schwer. „Am Ende ist dieser zweite Platz aber sicher ein Erfolg“, sagt Thomas Geid (links), der...
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Top-Talent Etienne Kinsinger (oben) zeigte gegen Burghausen­s Andreas Maier wieder eine starke Leistung und gewann deutlich mit 8:0.
 ??  ?? Köllerbach­s Kapitän Andrij Shyyka (in Rot), der gegen Burghausen­s Magomedmur­ad Gagzhiev verlor, will noch eine Saison dranhängen.
Köllerbach­s Kapitän Andrij Shyyka (in Rot), der gegen Burghausen­s Magomedmur­ad Gagzhiev verlor, will noch eine Saison dranhängen.

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