Saarbruecker Zeitung

Freejazz-Größen gastieren in Saarbrücke­n

- Produktion dieser Seite: A. Stallmann, J. Laskowski, F. Kohler

SAARBRÜCKE­N (red) Geplante Provokatio­nen, wilde Rhythmen, ausgiebige Improvisat­ionen – das können Zuhörer vom 21. bis zum 25. März beim 4. Freejazzfe­stival Saarbrücke­n erleben.

Zum Auftakt in der Stiftung Demokratie Saarland erläutert der Kölner Journalist Felix Klopotek in einem Vortrag mit Hörbeispie­len die Weiterentw­icklung des Free Jazz in den letzten fünfzig Jahren, die neuen Ausdrucksf­ormen der Improvisie­rten Musik und ihre Bedeutung als emanzipato­rische Praxis. Danach präsentier­t die sechsköpfi­ge Spielraum-Workshopba­nd unter der Leitung des Globe-Unity-Posauniste­n Christof Thewes die von Friedrich Nietzsche inspiriert­en Performanc­e „Tanz der Komödiante­n“von Jorgo Schäfer.

Der erste Festivalta­g am 23. März (Veranstalt­ungsort Kleines Theater im Rathaus) wird eingeleite­t vom Free-Jazz-Quartett YAHOOS, das, dieses Mal zusammen mit Martin “Schmiddi“Schmidt am Ebass auftritt.

Anschließe­nd spielt der 2017 mit dem SWR Jazzpreis ausgezeich­nete Schlagzeug­er Christian Lillinger komplett improvisie­rte Stücke zusammen mit dem Saxophonis­ten Tobias Delius.

Die Experiment­al-Rock-Gitarristi­n Ava Mendoza wurde von der Gitarrenwe­lt zu einer der zehn Gitarristi­nnen erkoren, die man kennen sollte. Sie spielt zum Abschluss des ersten Festivalta­ges.

Die dänische Saxophonis­tin Mette Rasmussen eröffnet den zweiten Festivalta­g am 24. März im Filmhaus. In dem speziell für diesen Abend zusammenge­stellten Trio hat sie mit dem Globe Unity Schlagzeug­er Paul Lytton und dem legendären Bassisten Barry Guy zwei kongeniale Mitstreite­r gefunden.

Der Gitarrenvi­rtuose Olaf Rupp kreiert zusammen mit dem Cellisten Tristan Honsinger, dem Doublebass-Spieler Antonio Borghini und dem Schlagzeug­er Rudi Fischerleh­ner ein Gewebe an musikalisc­hen Landschaft­en aus Klangfarbe­n, die die Grenzen des Erlaubten und des Möglichen verschiebe­n, überschrei­ten und allen Hörgewohnh­eiten trotzen.

Zum Abschluss der zweiten Festivalta­ges spielt das bekannte Duo Peter Brötzmann und Han Bennink. Die Veranstalt­er verspreche­n ein intensives, dynamische­s und spannungsg­eladenes Hörerlebni­s, das bis in die Wurzeln der europäisch­en Freejazzge­schichte zurückreic­ht. Die 1968 mit einem Oktett um Peter Brötzmann und Han Bennink eingespiel­te Schallplat­te „Machine Gun“gilt als eines der provoziere­ndsten Werke der modernen Jazzgeschi­chte Europas. „Machine Gun“war ein Spitzname, den Don Cherry Peter Brötzmann gegeben hatte, weil er „so viel Stakkato gespielt“hat, „so viel brutales Zeug“. Inhaltlich hat der Song mit Vietnam zu tun, aber auch mit der deutschen Nachkriegs­geschichte.

Spielen, ohne Noten lesen zu können, die radikale Ablehnung vorgegeben­er Strukturen, die geplante Provokatio­n. Das gilt für Free Jazz, es gilt aber auch für den Punk. Es gibt aus den achtziger Jahren ein Zitat von den Sex Pistols, in dem Han Bennink und Peter Brötzman als „die ersten Punks“bezeichnet worden sind. Das diesjährig­e Freejazzfe­stival ist dem Album „Machine Gun“gewidmet.

Während des Festivals wird der Wuppertale­r Maler und Cartoonist Jorgo Schäfer zur Musik zeichnen. Zum Ausklang gibt es am 25. März ab 11 Uhr in der Bar „Zing“einen Freejazz-Schoppen mit Jamsession­s unter Mitwirkung von Musikern des Festivals.

Aufgrund der begrenzten Sitzplätze wird zu einer Reservieru­ng der Tickets geraten, per E-Mail unter der Adresse stwi@freejazzsa­ar.de. Programmde­tails und weitere Informatio­nen gibt’s im Internet: www.freejazzsa­ar.de

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FOTO: FREEJAZZFE­STIVAL Ava Mendoza.
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FOTO: FREEJAZZFE­STIVAL Tobias Delius.

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