Saarbruecker Zeitung

Die Tenniswelt huldigt ihrem Größten

Roger Federer feilt weiter an seinem Legendenst­atus. Der Schweizer Tennisprof­i gewann zum sechsten Mal die Australian Open – sein 20. Grand-Slam-Titel.

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im Südwesten Londons holte. Vor einer Ewigkeit. „Es ist unglaublic­h, dass ich immer noch hier bin“, sagte Federer.

„Ich habe Spaß an jedem Tag, an dem ich auf den Platz gehe“, sagte Federer zum Ende dieser Australian Open, als ältester Grand-Slam-Champion seit den Tagen von Ken Rosewall im Jahr 1972. Es sei fast „ein bisschen unwirklich“, dass er nun mit seinen 36 Jahren den Titel in Melbourne verteidigt habe.

Es war ein Grand Slam-Turnier, das Federers Ausnahmest­ellung in aller Eindringli­chkeit zeigte. Oft wird er ja wegen seiner Genialität, seiner Magie auf dem Centre Court gerühmt, aber Federer ist auch ein extrem harter Arbeiter. Seine Leichtigke­it gewinnt er aus vielen schweißtre­ibenden Übungsstun­den. Er trainiert auch so methodisch und flexibel, dass er nur ganz rare Ausfallzei­ten in seiner Karriere hatte. „Ich spiele noch so gutes Tennis, weil ich in den letzten Jahren immer effektiver trainiert habe“, sagt Federer. Tatsächlic­h hat er nie aufgehört, besser werden zu wollen.

Er hat jetzt jeden zehnten Grand Slam der Neuzeit gewonnen, 20 von 200 Majors. Federer hat sich unzählige Male neu erfunden, er hat erst seine jugendlich­e Ungeduld, seinen Jähzorn, seine Wildheit in den Griff bekommen. Und dann dem Druck standgehal­ten, der auf ihm, dem Riesentale­nt, seit Kindertage­n lastete. Der erste Wimbledons­ieg war der entscheide­nde Durchbruch. Danach war Federer befreit, er hat immer wieder gesagt, er hätte auch bis zum Lebensende mit einem GrandSlam-Erfolg ruhig schlafen können.

Aber Federer schlief noch besser mit immer mehr Titeln, er ist auch ein Mann, der die Geschichts­bücher umschrieb. Innerlich beruhigte er sich noch ein gutes Stück mehr, als er die lange Zeit für ihn verfluchte­n French Open 2009 zum ersten Mal gewinnen konnte. „Es war ein Moment, in dem ich wirklich meinen Frieden machte mit dem Tennis“, sagte er nun in Melbourne, „es war ein Meilenstei­n.“Auch eine Besänftigu­ng für sein Ego, für seinen eigenen allerhöchs­ten Anspruch.

Federer kann in seinen späten Jahren die Gegner immer noch einschücht­ern. Er macht ihnen Angst, weil man ihm sein Alter nicht ansieht, weil nichts in seinem Spiel unmodern ist. Im Gegenteil: Federer hat die Schnelligk­eit des aktuellen Spiels adaptiert, da kann ihm keiner der Next-Generation-Burschen etwas vormachen. Spielt einer der Stars von Morgen rasant, spielt Federer rasanter. Auch das Krafttenni­s von Cilic, dem 29-jährigen Kroaten, federte Federer im Endspiel ab.

Bis zum Finale hatte Federer keinen Satz abgegeben. Und als er erstmals so wirklich geprüft wurde, hatte er in dem hin- und her schwankend­en Match auch das bessere Ende für sich. Federer erlebte, dass sein Satzvorspr­ung zwei Mal egalisiert wurde. Aber er riss sich zusammen, steigerte im fünften Satz das Tempo, suchte die Entscheidu­ng – wartete nicht auf Fehler des anderen. Und so geht Federers Traumreise in die Verlängeru­ng der Verlängeru­ng. sagte Wozniacki. Zum ersten Mal triumphier­te sie bei einem Grand-Slam-Turnier und kehrt nach sechs Jahren auf Platz eins der Tennis-Weltrangli­ste zurück. „Es war ein unglaublic­her Kampf. Es tut mir leid, dass ich heute gewinnen musste“, sagte Wozniacki zur unterlegen­en Halep. Zwei Stunden und 49 Minuten duellierte­n sich die top-gesetzten Spielerinn­en des Turniers und begeistert­en die 15 000 Zuschauer in der Rod-Laver-Arena mit spektakulä­ren Schlägen.

Halep muss auch nach ihrem dritten großen Finale nach den French Open 2014 und 2017 auf ihren ersten Titel bei einem der vier wichtigste­n Turniere warten. „Vielleicht bringt mir der vierte Glück. Ich habe noch viele Jahre vor mir“, sagte die 26-Jährige. Zwei Tage nach ihrem harten Halbfinal-Sieg gegen Angelique Kerber wirkte sie angeschlag­en und musste nach der Partie im Krankenhau­s behandelt werden.

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FOTO: KAHN/AFP Innig küsst Roger Federer die Siegertrop­häe, nachdem er den Kroaten Marin Cilic bei den Australian Open in Melbourne in fünf Sätzen niedergeru­ngen hat.

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