Saarbruecker Zeitung

Apps für den Alltag, Apps für den Abfall

Sm a rtphone- P rogra m m e sind für viele Deutsche zu unverzicht­ba ren Helfern geworden. Doch m a nch kostenpfli­chtige Softwa re enttäuscht.

- VON DAVID SEEL

SAARBRÜCKE­N Ein Smartphone besitzt in Deutschlan­d heutzutage fast jeder. Laut dem Digitalver­band Bitkom nutzten im vergangene­n Jahr 78 Prozent der Bevölkerun­g über 14 Jahren ein internetfä­higes Mobiltelef­on – also rund 54 Millionen Menschen. Damit sei der Nutzerante­il im Vergleich zum Vorjahr um vier Prozent gestiegen, seit 2012 habe er sich fast verdoppelt. Mit den rund 25 Millionen verkauften Smartphone­s wurde Bitkom zufolge 2017 ein Umsatz von mehr als zehn Milliarden Euro auf dem deutschen Markt erwirtscha­ftet.

Aus der Lebenswelt der Deutschen sind die smarten Helfer offenbar nicht mehr wegzudenke­n. 71 Prozent der Nutzer können sich laut Bitkom ein Leben ohne ein Mobilgerät gar nicht mehr vorstellen. Für 80 Prozent stellen Smartphone­s demnach eine „große Erleichter­ung im Alltag“dar, 2016 sahen das noch 13 Prozent weniger so. Das zeigt sich auch im Nutzungsve­rhalten: Wie das Meinungsfo­rschungsin­stitut Yougov ermittelt hat, werfen Nutzer durchschni­ttlich 35-mal pro Tag einen Blick auf ihr Smartphone. Neun Prozent schauen sogar noch mindestens hundertmal häufiger auf den Bildschirm.

Aber erst Apps machen das Smartphone zu mehr als einem teuren Telefon. Ob Wetterdate­n, Kontaktbör­sen oder Streamingd­ienste – die mobilen Programme decken mittlerwei­le beinahe jeden Aspekt des täglichen Lebens ab. Aus Yougov-Erhebungen geht hervor, dass etwa ein Drittel der Menschen mehr als 20 Apps auf ihrem Smartphone installier­t haben.

Doch was passiert mit den herunterge­ladenen Apps, die die Erwartunge­n der Nutzer nicht erfüllen? Und was bringt Nutzer in Deutschlan­d letztlich dazu, eine App zu löschen? Diesen Fragen hat sich jetzt eine repräsenta­tive Yougov-Umfrage gewidmet, bei der 70 000 Deutsche nach ihrem Nutzungsve­rhalten befragt wurden.

Das erste Ergebnis der Studie: Neun von zehn Smartphone-Nutzern haben bereits eine vorher herunterge­ladene App gelöscht. „Die Gründe dafür sind vielfältig“, sagt Philipp Schneider, Marketing-Manager bei Yougov Deutschlan­d. Der am häufigsten genannte Grund sei mit 59 Prozent „Enttäuschu­ng oder Desinteres­se“. Gut die Hälfte der Befragten löschte hingegen Apps, weil sie selten genutzt oder nicht mehr benötigt würden, so Schneider. Ein zu hoher Speicherpl­atzverbrau­ch sei für weitere 42 Prozent der Befragten der Hauptgrund, eine App zu löschen. 38 Prozent würden sich an zu viel Werbung stören und weitere 35 Prozent hätten schlicht eine bessere App für ihre Zwecke gefunden. „Gerade Nutzer kostenpfli­chtiger Apps sind insgesamt deutlich häufiger unzufriede­n mit App-Angeboten“, ergänzt Schneider.

Eine weitere Yougov-Umfrage beschäftig­t sich mit der Frage, welche Apps die Anwender auch tatsächlic­h nutzen. Fast die Hälfte der Smartphone-Nutzer verwendet demnach ausschließ­lich Apps, die sich auf dem Startbilds­chirm des Handys befinden. „Der Platz auf dem Startbilds­chirm ist hart umkämpft“, sagt Markus Braun von Yougov. Besonders häufig finden sich dort mit 55 Prozent Kurznachri­chtendiens­te wie Whatsapp oder der Facebook-Messenger. Die Hälfte der Befragten verwendet Apps für Uhrzeit oder Kamerafunk­tionen vom Startbilds­chirm aus. Gleich danach folgen Wetter-Apps und E-Mail-Programme, die knapp 50 Prozent der Befragten von dort aus nutzen. Programme zu den Themen Dating, Unterhaltu­ng und Reisen verwenden dagegen nur drei Prozent der Nutzer vom Hauptbilds­chirm aus.

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FOTO: ANDREA WARNECKE/DPA Beinahe jeder zweite Smartphone-Nutzer verwendet ausschließ­lich Apps, die sich auf dem Startbilds­chirm seines Geräts befinden.

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