Unfall mit Elektroauto: tödliche Stromstöße
Feuerwehrchef: Ausbildung der R ettungskräfte hinkt der technischen Entwicklung hinterher.
HAMBURG (np) Bei einem Verkehrsunfall zählt häufig jede Sekunde. Doch ist ein Elektroauto beteiligt, sind Feuerwehrleute oft verunsichert. Denn statt mit auslaufendem Kraftstoff haben es Rettungskräfte mit einer Lithiumionen-Batterie zu tun, einem chemischen Kraftwerk. Wie die Zeitschrift AutoBild (6/18) berichtet, herrschen in einem Elektroauto mehr als 600 Volt Hochspannung. Schon 120 Volt können lebensgefährlich sein.
Für die Rettungskräfte besteht die Gefahr, einen elektrischen Schlag zu bekommen, zum Beispiel wenn die Karosserie aufgrund des Unfalls unter Strom steht. Entzündet sich die Batterie, wird es besonders heikel, vor allem wenn die Kathoden (der Minuspol) aus Kobaltoxid bestehen. Sie liefern den nötigen Sauerstoff quasi selbst, erhitzen sich im Brandfall um bis zu 370 Grad Celsius pro Minute und brennen explosionsartig ab.
„Bei technischen Neuerungen und eben auch der Elektromobilität liegen anfangs keine praktischen Erfahrungen vor“, sagt Thomas Egelhaaf, Leiter der Landesfeuerwehrschule Baden-Württemberg. „Die Ausbildung der Rettungskräfte hinkt der technischen Entwicklung hinterher.“Derzeit sind bundesweit von den 45,8 Millionen Pkw etwa 300 000 Fahrzeuge mit Elektro- oder Hybridantrieb unterwegs. Nach einem Unfall bleibt die gespeicherte Energie in der Batterie dauerhaft erhalten – und deshalb gefährlich. Denn die Zellen können sich auch Tage oder Wochen später immer wieder entzünden. Um das zu verhindern, werden Unfallautos häufig in einen mit Wasser gefluteten Container gehoben, damit sich die Batterie abkühlen.
„Damit Rettungskräfte schnell handeln können und sich dabei nicht selbst in Gefahr bringen, muss der Umgang mit Elektrofahrzeugen im Falle eines Unfalls so bald wie möglich Teil der Ausbildung werden“, heißt es in AutoBild. „Es geht um Menschenleben!“