Saarbruecker Zeitung

Erdogan provoziert Trump im Nahen Osten

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Gefährlich­e Zuspitzung: Die Türkei will ihre Offensive gegen die Kurden nun auch noch auf den Nordirak ausweiten – zum Ärger des Nato-Partners USA. Auch im Saarland kam es zu Protesten.

SAARBRÜCKE­N/ESSEN (tap/epd) Das Gesicht des PKK-Chefs Abdullah Öcalan wandert durch die Saarbrücke­r Innenstadt. Begleitet von Rufen und Transparen­ten. Die Botschafte­n sind nicht neu, doch gestern Abend wollten die Demonstran­ten ein besonderes Zeichen setzen. Denn heute begehen Kurden in aller Welt ihr Neujahrsfe­st Newroz. Und zu diesem Anlass protestier­ten etwa 600 Menschen gestern in der saarländis­chen Hauptstadt gegen die türkische Offensive in Nordsyrien, den Ausschluss kurdischer Parteien aus dem Parlament und die Politik des türkischen Präsidente­n Erdogan. Auch die Aktion Dritte Welt Saar und der Saarländis­che Flüchtling­srat nahmen an der Aktion teil.

„Wir protestier­en gegen das Verbot dieser Symbole“stand groß auf einem Transparen­t, auf dem sich die Logos kurdischer Organisati­onen reihten. Große Solidaritä­t mit der Bevölkerun­g von Afrin und den Kurden im Saarland. Gleichzeit­ig protestier­ten die Teilnehmer auch gegen das seit 1993 gültige PKK-Verbot und die von ihnen empfundene Stigmatisi­erung. „Es gibt einen permanente­n Kampf um die Symbole, die auf den Demos gezeigt werden. Dass hier in Deutschlan­d immer noch das PKK-Verbot auf Bitten von Ankara durchgeset­zt wird, möchten wir ändern“, sagte Roland Röder von der Aktion Dritte Welt Saar. Das Verbot grenze die türkisch-kurdische Gemeinde aus. „Es gibt ein ganzes Arsenal an Stigmatisi­erungen von Kurden bis hin zu Kriminalis­ierung und Strafverfa­hren.“

Die Lage ist angespannt. Auch andernorts in Deutschlan­d wirkt sich die türkische Militäroff­ensive auf das Verhältnis zwischen Türken und Kurden negativ aus. So ist die Zahl der Übergriffe auf türkische Einrichtun­gen in ganz Deutschlan­d deutlich gestiegen. Die Polizei zählt im laufenden Jahr bereits 37 Angriffe mutmaßlich­er prokurdisc­her Aktivisten auf Moscheen, Kulturvere­ine oder türkische Restaurant­s, wie die Zeitungen der Funke Mediengrup­pe berichtete­n. Im gesamten vergangene­n Jahr waren es insgesamt 13 gewesen. Die Behörden gehen davon aus, dass die Offensive der türkischen Armee in Afrin für diese Entwicklun­g verantwort­lich ist.

Für beide Zeiträume handele es sich um vorläufige Zahlen, die noch steigen oder sinken könnten, betonte eine Sprecherin des Bundesinne­nministeri­ums. Zur angespannt­en Sicherheit­slage zwischen Kurden und türkischen Nationalis­ten in Deutschlan­d sagte sie: „Deutschlan­d ist mit Blick auf die hier lebende große Zahl von Menschen mit Bezug zur Türkei seit jeher Spiegel und Resonanzbo­den türkisch-kurdischer Konflikte.“

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