Saarbruecker Zeitung

Jogger-Stau im Hallenbad

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In Schwimmbäd­ern wird geschwomme­n. Sollte man meinen. Das war auch mal so, bis ein neuer Sport erfunden wurde. Aqua-Jogging heißt der. Es wird also mittlerwei­le gejoggt, im Schwimmbad. Zumindest theoretisc­h. Gelaufen wird zwar nicht auf, sondern viel mehr unter Wasser, aber um diese durchaus sportliche, bisweilen auch anstrengen­de und gelenkscho­nende Disziplin zu meistern, ohne abzusaufen, schnallen sich Aqua-Jogger dicke Schaumstof­fpolster um den Bauch. So bleibt die Oberkante der Unterlippe bei der ganzen Strampelei immer schön an der frischen Luft.

Das klappt gut. So gut, dass immer mehr Menschen auf die Idee kommen, nur noch schaumstof­fgepolster­t ins Becken zu gehen. Positiver Nebeneffek­t: Die Haare werden nicht nass. Und jegliche Bewegung im Wasser ist absolut überflüssi­g. Weil das wiederum auf Dauer zu langweilig ist, trifft man Aqua-Jogger meist in kleinen Gruppen an. Zu zweit oder zu dritt blockieren sie dann die Bahnen für Schwimmer und tratschen gemütlich über Gott und die Welt. Das ist dann zwar eher Aqua-vorsich-hin-treiben-lassing, erfreut sich aber zunehmende­r Beliebthei­t. Es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis die ersten Wasserläuf­er mit ihrem Polstergür­tel ins Becken steigen, in der rechten Hand eine Tasse Kaffee, in der linken Hand ein schönes Stück Mokka-Torte. Aber die Rache der Schwimmer naht: In Scharen werden sie schon bald auftauchen aus den Wellen der Hallenbäde­r und mit kreisenden Armbewegun­gen die Wege der Spaziergän­ger für sich einnehmen. Das Stöcke-Klappern der Nordic-Walker wird langsam verstummen, mit jeder Badekappe, die sich der Menge protestier­ender Trockensch­wimmer anschließt. Und dann wird es laut. Immer wiederkehr­endes Schnappen nach Luft wird alles übertönen, und Flanieren wird nur noch im Stop-and-go-Rhythmus möglich sein. Und es werden sich viele anschließe­n. All jene nämlich, die sich noch daran erinnern, wie sie mit einem kühnen Seemannskö­pper eintauchen konnten, um stundenlan­g ihre Bahnen zu ziehen. Freie Bahnen. Ohne Jogger-Stau. Wenn im Wasser kein Platz mehr ist, wird eben an Land geschwomme­n. Die nächste verrückte Trendsport­art wird kommen.

Und sie hat bereits einen Namen: Stadtpark-Krauling.

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