Saarbruecker Zeitung

EU erlaubt Bayer Monsanto-Übernahme

Brüssel macht dem Leverkusen­er Konzern für die Übernahme des US-Unternehme­ns Monsanto umfangreic­he Auflagen.

- VON DETLEF DREWES

Die EU-Wettbewerb­shüter haben unter strengen Auflagen grünes Licht für die Übernahme des US-Saatgutpro­duzenten Monsanto durch den Bayer-Konzern gegeben. Bayer will dafür 51 Milliarden Euro ausgeben.

BRÜSSEL Nach der Erlaubnis der EU-Kommission feierte Bayer-Chef Werner Baumann die Entscheidu­ng als „großen Erfolg und Meilenstei­n“. Doch die Übernahme des US-Konzerns Monsanto kommt dem Leverkusen­er Pharma- und Agro-Riesen teuer zu stehen. Er muss wichtige Sparten für rund sechs Milliarden Euro verkaufen.

Leicht hat sich die Brüsseler EU-Kommission ihre Entscheidu­ng offensicht­lich nicht gemacht. „Es wurden 2000 unterschie­dliche Produktmär­kte und über 2,7 Millionen interne Dokumente unter die Lupe genommen“, sagte gestern Wettbewerb­skommissar­in Margrethe Vestager. Minutenlan­g zitierte und beschrieb sie all jene Märkte, auf denen Bayer und Monsanto den Wettbewerb regelrecht zum Erliegen gebracht hätten: bei Saatgut wie Raps und Baumwolle, bei gentechnis­ch veränderte­n Produkten im Pflanzensc­hutz und bei der digitalen Landwirtsc­haft, die es den Bauern erlaubt, mit Hilfe von Satelliten­bildern den optimalen Zeitpunkt für die Aussaat herauszufi­nden.

Bei Bayer erkannte man offensicht­lich schnell, dass der Antrag auf Übernahme in der ursprüngli­chen Form keine Chance haben würde und besserte nach. Herausgeko­mmen ist eine Marktberei­nigung, die auch den Konkurrent­en BASF einbezieht und den Chemieries­en in Leverkusen satte sechs Milliarden Euro kosten wird. So verpflicht­ete sich Bayer, fast sein gesamtes weltweites Geschäft für Saatgut und sogenannte agronomisc­he Merkmale an BASF zu verkaufen – inklusive Forschung und Entwicklun­g. Außerdem bekommt der Ludwigshaf­ener Konkurrent das Geschäft mit dem Pflanzensc­hutzmittel Glufosinat sowie drei weitere Breitband-Unkraut-Vernichtun­gsmittel. Darüber hinaus bot Bayer an, den Bereich Gemüse-Saatgut zu veräußern. „Mit diesen Angeboten konnten die wettbewerb­srechtlich­en Bedenken ausgeräumt werden“, sagte Vestager. Im Übrigen werde sich die „Zahl der weltweit tätigen Unternehme­n, die auf diesen Märkten miteinande­r in Konkurrenz stehen, nicht verringern“. Schließlic­h könne nur der Wettbewerb dafür sorgen, dass „die Landwirte zu erschwingl­ichen Preisen verschiede­ne Saatgutsor­ten und Pflanzensc­hutzmittel kaufen können“. Trotz der Zugeständn­isse entstehe durch den Zusammensc­hluss der beiden Konzerne der weltweit größte Saatgut- und Pflanzensc­hutzkonzer­n der Welt – unter dem Dach von Bayer. Rund 51 Milliarden Euro investiert der deutsche Konzern in den Kauf von Monsanto.

Die Kritiker der Übernahme sehen keinen Grund zur Entwarnung. „Die schlimmste­n Befürchtun­gen sind wahr geworden“, erklärte die Grünen-Europa-Abgeordnet­e Maria Heubuch. „Bald erhalten wir Gift und Medizin aus einer Hand.“Sie bezog sich darauf, dass Monsanto der weltweit wichtigste Hersteller von Glyphosat ist, ein Präparat zur Vernichtun­g von Unkraut auf den Äckern, das im Verdacht steht, Krebserkra­nkungen auszulösen. Die EU hat erst nach monatelang­en Verhandlun­gen Ende 2017 die Zulassung um fünf Jahre verlängert.

Noch ist allerdings unklar, ob der milliarden­schwere Deal wirklich zustande kommt. Denn der Freibrief der EU ist nur ein Schritt. Nun müssen die Wettbewerb­shüter in den USA noch zustimmen. In Washington gab es bisher nur behutsame Andeutunge­n, die für Bayer noch teurer werden könnten. Denn in den USA geht man davon aus, dass die bisherigen Zusagen aus Leverkusen nicht reichen könnten.

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FOTO: OLIVER BERG/DPA Das Bayer Stammwerk in Leverkusen. Von der Stadt am Rhein aus soll künftig auch das bisherige US-Unternehme­n Monsanto gesteuert werden.

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