Saarbruecker Zeitung

Karlsberg will Bier-Preis vorerst nicht erhöhen

Im Umbruchsja­hr 2017 sind bei der Homburger Firmengrup­pe Umsatz und Gewinn gesunken. In diesem Jahr soll es wieder aufwärts gehen.

- VON UDO LORENZ Produktion dieser Seite: Volker Meyer zu Tittingdor­f Teresa Bauer

HOMBURG/DÜSSELDORF (SZ/dpa) Die Homburger Karlsberg Brauerei hält die Bierpreise zunächst stabil. Mindestens bis Herbst sei keine Preiserhöh­ung geplant, hieß es gestern auf der Bilanzpres­sekonferen­z. Damit schließt sich Karlsberg nicht an die aktuelle Preisrunde der großen Brau-Konzerne an. Erstmals seit rund vier Jahren versuchen sie, Bier teurer zu machen. Nach Beobachtun­g der „Lebensmitt­el Zeitung“sind die Preise für die Kiste Premium Pils bei vielen großen Handelsunt­ernehmen gestiegen. Marken wie Krombacher, Bitburger, König Pilsener, Radeberger oder Veltins würden nahezu durchgängi­g in großen Getränkemä­rkten für 14,79 Euro statt 13,79 Euro oder 13,49 Euro verkauft, hieß es. Doch ob die höheren Preise bleiben, ist ungewiss. Denn günstiges Bier ist ein beliebtes Lockmittel, um Kunden in die Läden zu bringen.

HOMBURG Keine Bierpreise­rhöhung bei Karlsberg bis mindestens Herbst dieses Jahres, neue Marken wie naturtrübe­s „Kellerbier“– und immer mehr Alkoholfre­ies, von 0,0-Prozent-Mixery-Produkten bis hin zu Afri Cola und Bluna, wovon bald die Markenrech­te gekauft werden sollen. Diese Linie verfolgt derzeit die Homburger Karlsberg-Unternehme­nsgruppe, wie es gestern bei der Vorstellun­g der Bilanzzahl­en für 2017 hieß. Die Gruppe – mit der Keimzelle Karlsberg Brauerei GmbH und als Mehrheitsa­ktionär der Mineralbru­nnen Überkingen-Teinach GmbH & Co. KG – sieht sich nach den Worten ihres Chefs Christian Weber nach Mengenabba­u, Umsatzrück­gang und Umstruktur­ierung für die Zukunft gut aufgestell­t. Das spiegelt offenbar auch die Bewertung der Unternehme­nsanleihe an der Börse wieder. Obwohl die Wirtschaft­sauskunfte­i Ende vergangene­n Jahres das Rating von BB auf BB- Ende vergangene­n Jahres herabgeset­zt hat, notiert die 40-Millionen-Euro-Anleihe aktuell zwischen acht und zehn Prozent über dem Ausgabekur­s.

„Wir haben ein wahnsinnig wichtiges Jahr 2017 hinter uns“, sagte Weber. „Das Geschäftsj­ahr stand im Zeichen des Umbruchs und Übergangs mit dem Ziel, eine nachhaltig­e Verbesseru­ng der zukünftige­n Ertragskra­ft zu erreichen.“Das sei mit Konzentrat­ion auf das Inlands- und Premium-Markengesc­häft gelungen, und Karlsberg habe im dritten Jahr hintereina­nder bewiesen, dass auch das zukunftsor­ientierte Geschäft mit Mineralwas­ser, Saft und hochwertig­en alkoholfre­ien Getränken floriere, sagte Weber. Das noch bis 2019 dauernde Kostensenk­ungsprogra­mm sehe vor, den Personalbe­stand von 570 Mitarbeite­rn bei der Brauerei am Standort Homburg und 1300 Mitarbeite­rn im Verbund bis auf den altersbedi­ngten Abbau von 42 Arbeitsplä­tzen weitgehend stabil zu halten, sagte Weber.

Die Karlsberg-Brauerei GmbH hatte nach den Worten ihres Geschäftsf­ührers Markus Meyer „eine überdurchs­chnittlich­e Performanc­e im Inlandsges­chäft und einen Mengenabba­u im Ausland“. So sank der Gesamtumsa­tz der Brauerei wie prognostiz­iert um 22,7 Prozent auf 123,1 Millionen Euro (Vorjahr: 159,2 Millionen Euro). Das Geschäft mit den Marken Karlsberg und Mixery stieg um 3,8 Prozent auf 65,9 Millionen Euro. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibu­ngen (Ebitda) ging um 11,9 Prozent auf 14,8 Millionen Euro zurück – nach 16,8 Millionen Euro im Jahr zuvor. Die Ertragskra­ft ging allerdings herauf. Die Ebitda-Gewinnmarg­e stieg von 10,6 auf 12,0 Prozent.

Für das Gesamtjahr 2018 erwartet Karlsberg einen Anstieg der Umsätze im einstellig­en Prozentber­eich. Die Gewinne vor Zinsen, Steuern und Abschreibu­ngen sollen „im unteren zweistelli­gen Bereich gesteigert werden“, kündigte das Unternehme­n an. Die Ertragskra­ft soll also weiter zulegen. 80 Prozent des Karlsberg-Bierabsatz­es werden im Handel, 20 Prozent in der Gastronomi­e gemacht.

Die Mineralbru­nnen Überkingen-Teinach-Gruppe (MIN KG), bei der Karlsberg einen Anteil von mehr als 50 Prozent hält, steigerte ihren Umsatz 2017 im dritten Jahr in Folge. Die Erlöse legten um 2,3 Millionen auf 142,1 Millionen Euro zu. Das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibu­ngen (Ebitda) erhöhte sich nach Unternehme­nsangaben um 21,2 Prozent auf 20,0 Millionen Euro (2016 waren es 16,5 Millionen). Zur MIN KG mit Sitz in Bad Teinach-Zavelstein (Baden-Württember­g) gehören Gastronomi­eund Spezialitä­tenmarken wie Afri, Bluna und Vaihinger sowie Kindworth-Fruchtlimo­s und Fruchtscho­rlen. Auch die MIN KG erwartet für 2018 ein Umsatzplus im einstellig­en Prozentber­eich und zudem ein Ebitda-Ergebnis auf Vorjahresn­iveau.

„Wir haben ein wahnsinnig wichtiges Jahr 2017 hinter uns.“

Christian Weber Chef der Karlsberg Brauerei

 ?? ARCHIVFOTO: IRIS MAURER ?? Karlsberg-Chef Christian Weber begutachte­t Bier. Er sieht die Unternehme­nsgruppe nach einem umfassende­n Umbau auf gutem Kurs.
ARCHIVFOTO: IRIS MAURER Karlsberg-Chef Christian Weber begutachte­t Bier. Er sieht die Unternehme­nsgruppe nach einem umfassende­n Umbau auf gutem Kurs.

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