Saarbruecker Zeitung

240 Millionen Euro für Pendler-Infrastruk­tur

- VON HÉLÈNE MAILLASSON Produktion dieser Seite: Christine Kloth, Jana Bohlmann Oliver Schwambach

Frankreich und Luxemburg machen künftig gemeinsame Sache: Beide Länder wollen jeweils 120 Millionen Euro in die Infrastruk­tur im Grenzberei­ch investiere­n. Besonders im Fokus steht die Verbesseru­ng der Bahnverbin­dung zu Gunsten der vielen Pendler.

LUXEMBURG Sie arbeiten im Bankenund Versicheru­ngssektor, in den Krankenhäu­sern, den Supermärkt­en oder in der Gastronomi­e: Täglich pendeln rund 95 000 Männer und Frauen aus Lothringen Richtung Luxemburg. Nicht selten brauchen die Grenzgänge­r auf dem Arbeitsund später auf dem Heimweg starke Nerven. Meistens sind die Regionalzü­ge randvoll, immer wieder fallen sie aus. Auf der Autobahn Richtung Luxemburg reicht ein leichter Verkehrsun­fall, um einen stundenlan­gen Stau zu verursache­n. Nun wollen sich Frankreich und Luxemburg gemeinsam um eine Verbesseru­ng der Verkehrssi­tuation bemühen. Das haben beide Premier Minister Edouard Philippe (parteilos) und Xavier Bettel jetzt in einer gemeinsame­n Pressekonf­erenz in Paris angekündig­t. Bis 2028 wollen beide Länder jeweils bis 120 Millionen Euro in die Infrastruk­tur für die Grenzgänge­r investiere­n.

Schon seit Monaten liefen auf regionaler Ebene zwischen Lothringen und dem Großherzog­tum Verhandlun­gen und Bemühungen zu dem Thema. Seit Jahren wird von französisc­her Seite immer wieder auf einen Steuerausg­leich gepocht. Denn die Franzosen, die in Luxemburg arbeiten, bezahlen auch dort Steuern. Und so fühlen sich die Grenzkommu­nen, in denen die Pendler die Straßen nutzen, ins Krankenhau­s gehen und ihre Kinder in die Schule schicken, um mögliche Einnahmen gebracht. Jetzt hat der reiche Nachbar finanziell­e Unterstütz­ung zugesagt. Doch es werde keine Blankoüber­weisung für Frankreich geben. Es gehe ihm nicht darum, den Bürgermeis­tern der Grenzkommu­nen die Weihnachts­deko zu bezahlen, sagte Bettel. „Wir wollen gezielt Projekte unterstütz­en, die das Alltagsleb­en der Grenzgänge­r verbessern und in die Qualität der Infrastruk­tur investiere­n“, so der luxemburgi­sche Premier Minister. Die Pendlerstr­öme zwischen seinem Land und Frankreich bezeichnet­e er als „Win-win-Situation“. „Unser Land profitiert von den gut ausgebilde­ten Arbeitskrä­ften und Lothringen davon, dass die Grenzgänge­r bei uns nachhaltig stabile Arbeitsste­llen finden“, sagte Bettel.

Der Löwenantei­l der insgesamt 240 Millionen Euro, die zur Hälfte von beiden Ländern beigesteue­rt werden, geht in die Bahn-Infrastruk­tur. Die Taktung der Regionalzü­ge zwischen Luxemburg-Stadt und Nancy (über Thionville und Metz) soll verdoppelt werden. „In den Hauptverke­hrszeiten werden in jede Fahrrichtu­ng neun Züge stündlich fahren“, kündigte Bettel an. Ausgeschlo­ssen ist hingegen, dass sich das Großherzog­tum auch an der Finanzieru­ng der Hauptverke­hrsader für Grenzgänge­r – die A 31 – beteiligt. Auf französisc­her Seite gibt es mehrere Überlegung­en, um die Strecke zu entlasten. Die völlig überlastet­e Autobahn soll entweder um eine dritte Fahrspur erweitert werden oder es könnte eine zusätzlich­e Autobahnst­recke (die sogenannte „A 31 bis“) gebaut werden. Lothringis­che Lokalpolit­iker hatten mehrfach eine luxemburgi­sche Beteiligun­g an den Kosten angeregt. Stattdesse­n kündigte Bettel neue Park & Ride-Möglichkei­ten an. Finanziert werden aus dem französisc­h-luxemburgi­schen Topf 3000 bis 5000 neue Parkplätze.

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